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Impfung auch für Omikron-Genesene wichtig

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Corona-Impfung
©Bild: iStockphoto.com/Tomwang112
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Eine Labor-Studie der Medizinischen Universität Innsbruck hat den Immunstatus nach einer Infektion mit der Omikron-Variante des Coronavirus untersucht. Dabei zeigte sich, dass Omikron-Genesene, die weder bereits von einer anderen Variante genesen noch geimpft waren, kaum neutralisierende Antikörper gegen andere Varianten aufwiesen.

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Information: Für allgemeine Fragen zum Coronavirus hat die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) eine rund um die Uhr erreichbare Hotline eingerichtet: 0800 555 621

Wer Symptome aufweist oder befürchtet, erkrankt zu sein, soll zu Hause bleiben. Der Kontakt zu anderen Personen soll minimiert und das Gesundheitstelefon 1450 angerufen sowie die dort erhaltenen Anweisungen genau befolgt werden.

Der mehrfache Kontakt mit dem Virus schützt

Virologin Janine Kimpel rief deshalb auch diese Gruppe zur Impfung auf. "Der mehrfache Kontakt mit dem Virus schützt", betonte Kimpel. Wer sich mit der Omikron-Variante infiziert hat, sollte sich auf jeden Fall auch noch impfen lassen, so ihre Empfehlung. Dies lasse sich aus einer kürzlich abgeschlossenen Studie ihres Instituts ableiten. Kimpel und ihr Team untersuchten neutralisierende Antikörper im Blut von Genesenen, die mit der Omikron-Variante des Coronavirus infiziert waren.

Dabei wurde die Immunantwort gegen sechs unterschiedliche Varianten des Coronavirus getestet, konkret der "Wildtyp" D614G und die bekannten Alpha-, Beta-, Delta-, Gamma- und Omikron-Varianten. Die Studienpopulation wurde je nach Immunstatus in vier Gruppen unterteilt. 15 Teilnehmer waren vor ihrer Omikron-Infektion geimpft, 13 ungeimpft und von einer Vor-Omikron-Variante genesen, zehn sowohl geimpft als auch bereits genesen und 15 weder genesen noch geimpft. Es sei die erste Studie, die diese unterschiedlichen Gruppen im Zusammenhang mit der Omikron-Variante dezidiert berücksichtige, unterstrich die Innsbrucker Virologin.

Fünf bis 35 Tage nach ihrem ersten positiven PCR-Test wurde den Probanden eine Blutprobe entnommen. Die Seren wurden dann mit dem Virus der jeweiligen sechs Varianten gemischt, beschrieb Kimpel die Vorgehensweise. "Falls neutralisierende Antikörper gebildet wurden, binden sie an das Virus", erläuterte Kimpel. Um zu testen, ob dies der Fall war, wurden die mit dem Virus gemischten Seren im Anschluss mit Zellen in Verbindung gebracht. Wenn sich jene mit dem Coronavirus infizierten, hieß das, dass keine neutralisierenden Antikörper gegen die jeweilige Variante vorliegen.

Geimpfte hätten eine hohe Immunantwort gezeigt, fasste Kimpel die Ergebnisse zusammen. Ebenso jene, die bereits zum zweiten Mal eine Covid-19-Erkrankung durchmachten und zuvor mit einer anderen Variante infiziert waren. Jene Probanden hingegen, die weder zuvor schon einmal genesen noch geimpft waren, hatten hauptsächlich neutralisierende Antikörper gegen die Omikron-Variante gebildet und nur vereinzelt welche gegen andere Varianten.

"Das ist nicht verwunderlich", kommentierte die Virologin. Man wisse, dass die Impfung nicht auf die Omikron-, sondern Vorgänger-Varianten abzielt. Bereits durchgeführte Studien hatten zudem gezeigt, dass Ungeimpfte, die mit der Alpha- oder Delta-Variante infiziert waren, nur unzureichend gegen die Omikron-Variante geschützt sind. Zudem war aufgrund der bisherigen Studienlage bereits bekannt, dass der Impfschutz innerhalb weniger Monate signifikant zurückgeht, die Immunantwort aber besser ist, wenn man genesen und zusätzlich geimpft oder gar geboostert ist.

Kimpel erinnerte daran, dass die Booster-Impfung außerdem vor schweren Verläufen schützt. "Man sollte trotz der hohen Inzidenzen und vielen Infektionen mit der Omikron-Variante schon alles darauf setzen, eine hohe Impfquote zu erreichen", resümierte die Virologin. Die Ergebnisse der Studie wurden am Donnerstag in einem Preprint-Paper publiziert und noch nicht von Fachkollegen überprüft.

Impfpflicht: Gesetz hat alle nötigen Unterschriften

Die allgemeine Corona-Impfpflicht ab 18 Jahren hat Donnerstagabend die letzte parlamentarische Hürde genommen. Die entsprechende Vorlage des Nationalrats wurde im Bundesrat mit den Stimmen von ÖVP, Grünen, NEOS und dem Großteil der SPÖ abgesegnet. Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Freitag das verfassungsmäßige Zustandekommen des "Bundesgesetzes über die Pflicht zur Impfung gegen COVID-19" beurkundet, wie die Präsidentschaftskanzlei mitteilte. Kurz darauf erfolgte die Gegenzeichnung durch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). Der Corona-Impfpflicht in Österreich steht somit nichts mehr im Wege.

Im Bundesrat nicht zur Gänze zugestimmt hat - wie schon im Nationalrat - die SPÖ. Während im Plenum des Nationalrates nur Sozialsprecher Josef Muchitsch nicht mitgegangen ist, lehnten in der Länderkammer zwei der 19 roten Mandatare die Vorlage ab, darunter immerhin der Salzburger Landesvorsitzende David Egger. Zwei weitere rote Bundesräte waren krankheitsbedingt bzw. wegen Corona-Quarantäne entschuldigt. Der einzige NEOS-Bundesrat Karl-Arthur Arlamovsky stimmte für das Vorhaben.

Die Impfpflicht soll für alle Personen mit Wohnsitz in Österreich ab 18 Jahren gelten. Ausnahmen sind für Schwangere und jene vorgesehen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können, sowie - bedingt - auch für Genesene.

Der Strafrahmen bei Nicht-Befolgung geht im sogenannten "vereinfachten Verfahren" bis zu 600 Euro, im "ordentlichen Verfahren" bis 3.600 Euro. In der ersten Phase nach Inkrafttreten wird bis Mitte März aber noch nicht gestraft, sondern erst ab dem 16. März ("Phase 2"). Grundsätzlich kommt bei den Strafen das "vereinfachte Verfahren" zur Anwendung. Die Bezirksverwaltungsbehörden können aber (auch gleich von Anfang an) ein ordentliches Verfahren eröffnen. Sofern man gegen eine Impfstrafverfügung (die am Ende eines vereinfachten Verfahrens steht) Einspruch erhebt oder nicht zahlt, kommt es jedenfalls zu einem solchen ordentlichen Verfahren.

Beim sogenannten "Kontrolldelikt" ("Phase 2" der Impfpflicht), das ab 16. März zur Anwendung kommt, werden all jene, die im Rahmen von Polizeikontrollen keinen Nachweis vorweisen können, bei den Bezirksverwaltungsbehörden angezeigt. Sollte man auch dann keinen Nachweis nachreichen, erfolgt eine Anzeige durch die Bezirksverwaltungsbehörden. Auch in diesem Fall kommt es zu einem vereinfachten Verfahren, hieß es seitens des Gesundheitsministerium auf APA-Anfrage.

In der "Phase 2" (Kontrollen durch die Polizei) dürfen höchstens vier Verwaltungsstrafverfahren pro Kalenderjahr zu einer Bestrafung führen. In "Phase 3", für die es noch kein Start-Datum gibt, kommt es dann zu einem automationsunterstützten Datenabgleich, um die Ungeimpften zu eruieren. Ab dann darf es maximal zwei Strafen pro Kalenderjahr geben (da die für die Strafe relevanten Impfstichtage im Abstand von je sechs Monaten zueinander liegen müssen).

Nach dem Bundesrats-Beschluss ist auch noch eine Verordnung des Gesundheitsministers notwendig, in der die Details zum Vollzug geregelt werden - etwa hinsichtlich der zugelassenen Impfstoffe oder den Ausnahmen von der Impfpflicht. Diese wird zeitnah nach dem Beschluss in der Länderkammer erwartet, aber nicht mehr am Donnerstag.

Die Tageszeitung "Kurier" (Online-Ausgabe) berichtete unterdessen mit Verweis auf einen ihr vorliegenden diesbezüglichen Verordnungs-Entwurf, dass neben den schon bekannten Ausnahmegründen auch jene Personen von der Impfpflicht ausgenommen werden sollen, bei denen "schwerwiegende Impfnebenwirkungen, bei denen eine wahrscheinliche Kausalität zur Impfung bestätigt oder in Abklärung ist" vorliegen. Die Ausnahmegründe dürfen demnach von fachlich geeignete Ambulanzen bestätigt werden - sowie von örtlich zuständigen Amtsärzte oder Epidemieärzten.

Laut dem Bericht wird in dem Verordnungs-Entwurf auch festgehalten, dass die Impfpflicht grundsätzlich dann als erfüllt gilt, wenn man drei Impfungen absolviert hat. Auch Personen, die nach der Genesung zweimal geimpft wurden, gelten demnach als immunisiert. Nach der (erstmaligen) Genesung muss die Impfung laut diesen Plänen nach 180 Tagen erfolgen, 190 Tage nach der Impfung ist dann eine weitere Auffrischung fällig. Laut "Kurier" gilt die Impfpflicht aber für all jene nicht als erfüllt, die zweimal geimpft sind und erst danach eine Durchbruchsinfektion überstanden haben. Ob dies tatsächlich in der finalen Verordnung so bleibt, war am Donnerstagabend noch unklar.

Konkret geregelt wird laut dem Bericht auch das zeitliche Intervall zwischen den Impfungen: Wer gar nicht geimpft war, muss sich eine Erstimpfung unterziehen - danach muss innerhalb von 65 Tagen eine Zweitimpfung erfolgen und innerhalb von 190 Tagen nach der vorangegangenen Impfung ein Drittstich.

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein bezeichnete die Impfpflicht in der Bundesrats-Debatte, bei der die Fraktionen ihre bekannten Standpunkte vortrugen, als eine "vorausschauende" und "besonders nachhaltige" Maßnahme. Zwar werde das Vorhaben nicht sofort helfen, die Omikron-Welle zu brechen - sehr wohl aber schütze die Impfpflicht vor nächsten Wellen und weiteren Virusvarianten.

36.329 Neuinfektionen und Rekord bei Fällen

In Österreich sind am Freitag 36.329 Corona-Neuinfektionen in 24 Stunden registriert worden. Der Schnitt der vergangenen sieben Tage sank leicht auf 32.722 Fälle. Allerdings gab es innerhalb einer Woche mehr als 229.000 positive Tests und damit einen Höchstwert von aktuell 339.127 aktiv Infizierten. Die Zahl der Spitalspatienten zog auf 1.807 an, 63 mehr als am Vortag und 412 mehr als vor einer Woche. Auch auf den Intensivstationen gab es ein Plus von elf auf 199 Betroffene.

25 registrierte Todesfälle kamen seit Donnerstag im Zusammenhang mit dem Virus hinzu. In den vergangenen sieben Tagen wurden 131 Opfer registriert. Insgesamt hat die Covid-19-Pandemie bisher 14.192 Menschenleben in Österreich gefordert. Fast zwei Millionen Infektionen wurden zudem seit Februar 2020 gemeldet. Von den 1.995.346 bestätigten Fällen gelten 1.642.027 als wieder genesen.

Das Burgenland meldete als einziges Bundesland knapp keine vierstelligen Neuinfektionszahlen, 994 positive Tests waren es dort. In Kärnten kamen offiziell 2.665 Ansteckungen hinzu, in Niederösterreich 6.099, in Oberösterreich 6.685 und in Salzburg 2.174. Die Steiermark meldete 5.390 weitere Infizierte, Tirol 3.310, Vorarlberg 1.653 und Wien 7.359 Fälle.

Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt österreichweit bei 2.564 Fällen je 100.000 Einwohner. Insgesamt wurden innerhalb von 24 Stunden 681.638 PCR-Tests eingemeldet. Die Positiv-Rate betrug 5,3 Prozent, also nahe dem Schnitt der vergangenen Woche von 4,9 Prozent.

28.346 Personen holten sich am Donnerstag in Österreich eine Corona-Schutzimpfung. 6.162.402 Menschen und somit 69 Prozent der Einwohner verfügen über einen gültigen Impfschutz. Das sind rund 300.000 weniger als vor einer Woche, da der maximale Abstand bis zur Booster-Impfung mit Anfang Februar von neun auf sechs Monate verkürzt wurde und sich viele Betroffene nicht rechtzeitig ihre nötige Teilimpfung geholt haben.

Sechs Prozent höher als in Gesamtösterreich liegt der Anteil von gültigen Impfzertifikaten in der Bevölkerung im Burgenland mit 75,1 Prozent. In Niederösterreich haben 71 Prozent der Bevölkerung einen validen Impfschutz, in der Steiermark 70,2 Prozent. Nach Wien (68), Tirol (67,4), Kärnten (65,6), Salzburg (65,5) und Oberösterreich (64,7) bildet Vorarlberg das Schlusslicht mit 64,6 Prozent.

Regierung prüft Alternativen zur Impflotterie nach ORF-Absage

Zu der von der türkis-grünen Regierungsspitze gemeinsam mit SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner angekündigten Impflotterie wird es in absehbarer Zeit wohl nicht kommen. Wie die Regierung am Freitag in einer Stellungnahme mitteilte, hätten die Gespräche mit dem ORF ergeben, dass sich das Medienunternehmen außerstande sieht, dieses Vorhaben organisatorisch abzuwickeln bzw. dieses Projekt zu unterstützen. Grund seien rechtliche Bedenken. Daher prüfe man Alternativen, hieß es.

Man arbeite aktuell an der Entwicklung rechtskonformer Alternativen, mit anderen möglichen Partnern, teilte die Regierung mit. Auch die Verschiebung um einige Monate werde als Option geprüft. Dazu liefen "permanente Gespräche", in die auch die SPÖ involviert sei. Man bekenne sich weiter zum Vorhaben, Anreize für eine höhere Impfquote zu setzen, hieß es in dem Statement. Zuvor hatte das größte Medienunternehmen des Landes auf APA-Anfrage noch betont, dass die Gespräche liefen und die Entscheidung offen sei.

Die SPÖ drängte indes auf eine Alternative, sollte Türkis-Grün an der Umsetzung der Impflotterie scheitern. Rendi-Wagner brachte via Twitter neuerlich eine Impfprämie ins Spiel, wie sie die SPÖ "seit Monaten" fordert. Dies wäre ein "wichtiger Boost für hohe Impfrate und Stärkung der Kaufkraft". Auch Vizeklubchef Jörg Leichtfried erinnerte an die Impfprämie für alle Immunisierten: "Diese wäre niederschwellig, transparent, technisch leicht umsetzbar und hätte auch positive Impulse auf die heimische Wirtschaft."

Für NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos zeige sich durch das bevorstehende Aus für die Impflotterie einmal mehr, "dass die Regierung einfach nicht zu solidem Krisenmanagement fähig ist". Abermals sei in "Husch-Pfusch-Manier" etwas angekündigt worden, ohne sich die Umsetzung zu überlegen oder mit den Beteiligten zu sprechen. Die NEOS stehen dem Vorhaben aber ohnedies ablehnend gegenüber. Die dafür geplante Milliarde würde in anderen Bereichen schmerzlich fehlen, so Hoyos.

Mit dem Aus der Impflotterie werde offensichtlich, dass sich die roten Bundesräte über den Tisch haben ziehen lassen, findet der freiheitliche Fraktionsvorsitzende im Bundesrat Christoph Steiner. Schließlich falle nun der "einzige Grund" für die mehrheitliche Zustimmung der roten Bundesräte zur Impfpflicht weg.

Geplant war, dass jeder zehnte Geimpfte eine Chance habe, Gutscheine im Wert von 500 Euro zu gewinnen, die bei österreichischen Betrieben einzulösen sind, etwa im Handel, der Gastronomie, in Hotels, Kultur- und Sporteinrichtungen. Als Kosten wurden bis zu eine Milliarde Euro avisiert. Abgewickelt hätte die Lotterie vom ORF werden sollen. Zuletzt hatte sich auch der Redakteursrat kritisch zu dem Vorhaben geäußert. So entstehe der Eindruck eines "Staatsfunks", der Aufträge der Regierung abzuarbeiten hätte, was den Ruf und die Unabhängigkeit der Berichterstattung gefährde. Der Medienrechtler Hans Peter Lehofer gab zudem zu bedenken, dass für die Abwicklung eventuell eine ORF-Gesetzesänderung nötig wäre. Das wäre jedoch ein "gefährliches Signal".

Apothekerkammer gegen flächendeckende Coronatests

Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr plädiert für eine Einschränkung der flächendeckenden Corona-Tests, allerdings erst nach Abflauen der Omikron-Welle. Im Gespräch mit der APA meinte Mursch-Edlmayr, nach der Spitze und wenn die Infektionszahlen wieder sinken, könne man beginnen neue Wege in der Teststrategie einschlagen. Dann könne man das flächendeckende Gesamtscreening reduzieren.

Symptomatische Personen, vulnerable Gruppen, das Gesundheits- und das Pflegepersonal müsse man weiter intensiv testen. Für alle anderen könne man das aber überdenken, wenn die Zahlen zurückgehen, meinte Mursch-Edlmayr. Die Teststrategie ist auch eines der Themen bei einer weiteren Sitzung der Gecko-Kommission am heutigen Freitagnachmittag.

Vorstellen kann sich die Apothekerkammer-Präsidentin auch, die Tests für Umgeimpfte kostenpflichtig zu machen. Als "ideale Anlaufstelle" dafür sieht sie die Apotheken. Über die Daten der Sozialversicherung und mit der E-Card wäre es für die Apotheken ohne weiteres möglich, bei den Tests zwischen Geimpften und Ungeimpften zu differenzieren. Die Präsidentin verweist auch darauf, dass die Apotheken ihre Testkapazitäten relativ leicht den Entwicklungen anpassen und jeweils erhöhen oder auch senken könnten.

Auch die Tests an den Schulen sollte man nach Ansicht der Apothekerkammer-Präsidentin den jeweiligen Entwicklungen bzw. neuesten Erkenntnissen anpassen.

Corona-Ampel leuchtet weiter dunkelrot

Das Ende der Omikron-Welle ist nicht in Sicht. Das zeigt auch die Corona-Ampel, die diese Woche tiefrot bleibt.

Wie aus dem vorliegenden Arbeitsdokument der zuständigen Kommission hervorgeht, hat sich die für die Farbgebung maßgebliche Risikozahl in allen Bundesländern ein weiteres Mal verschlechtert. Allerdings flacht sich der Anstieg in Salzburg, Tirol und Wien, wo sich Omikron besonders früh ausgebreitet hat, ab.

Blickt man auf den 14-Tage-Trend, ist der Fallanstieg in Salzburg und Tirol mit zehn Prozent am Geringsten. Dahinter folgt Wien mit 19 Prozent. Überall sonst geht es noch steil nach oben, speziell im Süden, der als letzter Landesteil von Omikron breitflächig "besucht" wird. Das Plus in der Steiermark beträgt 62 Prozent, im Burgenland 57 Prozent und in Kärnten 48 Prozent.

Die sogenannte Risikozahl, die neben Zahl der Infektionen auch Alter der Betroffenen und Impfstatus einbezieht, bleibt aber in Tirol mit 4.897 am höchsten. Um in den orangen Bereich des noch immer hohen Risikos zu kommen, bräuchte es eine Zahl unter 100. Dem ist man nicht einmal im Burgenland mit 1.402 nahe. Wien hat mittlerweile die zweit niedrigste Risikozahl und das trotz des weiter stärksten Test-Aufkommens von fast 138.000 auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: Schlusslicht Oberösterreich liegt bei knapp 56.000.

Tendenziell ungünstig ist, dass der Fallanstieg bei den Über-65-Jährigen mit 51 Prozent klar über dem der Gesamt-Bevölkerung mit 31 Prozent ist. Insgesamt machen die Senioren jedoch immer noch nur sechs Prozent der Gesamtfälle aus.

Auf insgesamt fünf angestiegen ist die Zahl der Bezirke bzw. Regionen, wo die Fallzahlen in den vergangenen 14 Tagen rückläufig waren, allesamt im Westen wie Kitzbühel, Landeck oder St. Johann im Pongau. Dennoch hat Landeck die höchste 14-Tages-Fallzahl gefolgt von Rohrbach im Mühlviertel. Die niedrigste Inzidenz hat abgesehen von der Statutarstadt Rust der niederösterreichische Bezirk Gmünd.

Nur noch 14 Prozent der Fälle werden abgeklärt. Der Anteil der asymptomatischen Infektionen liegt bei knapp einem Drittel.

Wien bleibt in der Gastronomie bei 2G-Regel

Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig hat sich am Donnerstag wieder mit seinem Beratergremium - mit Vertreterinnen und Vertretern aus Bereichen wie Medizin oder Prognostik - besprochen. Dabei ist herausgekommen: Wien werde die 2G-Regel in der Gastronomie beibehalten, da das Maskentragen dort nicht so gut möglich sei wie in anderen Bereichen, kündigte Ludwig an. In den anderen Punkten folgt Wien der Bundesregierung. Ab dem kommenden Samstag (5. Februar) wird die Sperrstunde von 22 Uhr auf Mitternacht verschoben, im Handel fällt die 2G-Pflicht.

Im Veranstaltungsbereich können wie in ganz Österreich ab 5. Februar statt 25 Personen wieder 50 ohne zugewiesene Sitzplätze zusammenkommen. Ab 12. Februar dürfen auch Ungeimpfte wieder in den Geschäften abseits des täglichen Bedarfs einkaufen. Konkret wird im Handel mit der Lockerung nur noch eine FFP2-Maskenpflicht gelten. Auch Tests sind nicht notwendig, um einkaufen zu gehen.

In allen anderen Bundesländern darf man ab 19. Februar auch wieder mit einem gültigen Coronatest in Restaurants und Cafes. Denn dort gilt dann wieder 3G (geimpft, genesen oder getestet) statt 2G (geimpft oder genesen).

Klimek zeigt sich mittelfristig optimistisch

Die Wahrscheinlichkeit, dass es durch die vielen Omikron-Infektionen zu dem gefürchteten Zusammenbruch im Gesundheitssystem kommt, hat sich für den Komplexitätsforscher Peter Klimek zuletzt deutlich reduziert. Als "große Unsicherheit" in den nächsten Wochen bezeichnete er aber die Entwicklung bei der Omikron-Untervariante BA.2. Mittelfristig müsse die Bevölkerung wahrscheinlich nicht mehr im "Dauerkrisenmodus" verharren, die Politik aber schon.

Durch BA.2 könnte eine Art Welle in der Omikron-Welle entstehen, die die Zahlen vielleicht noch länger auf hohem Niveau stabilisiert, oder sie sogar noch einmal anhebt. Darum spreche man aktuell auch vom "vorläufigen Höhepunkt". Je stärker der Subtyp schon im aktuellen Infektionsgeschehen mitmischt, umso eher sei davon auszugehen, dass die weitere Entwicklung weniger dramatisch wird. Ist dem aber nicht so, würden Daten aus Dänemark zeigen, dass "wir da noch Raum für Dynamik haben", so Klimek, der Teil des Covid-Prognosekonsortiums ist.

Im Konsortium geht man nun von einer Art Plateau bei den Neuinfektionen aus. Diese bleiben demnach voraussichtlich nächste Woche noch ungefähr auf dem hohen Niveau der aktuelle Woche. In den Normalstationen dürften die Belegungszahlen noch etwas weiter hinauf gehen, auf den Intensivstationen "sehen wir, dass sich kaum etwas tut", sagte der Wissenschafter.

Wenn sich jetzt nochmals eine BA.2-Welle auf die BA.1.-Welle drauf setzt, macht das die Situation nicht besser

In Wien sehe man momentan eine höhere Belastung auf den Normalstationen, die aber noch nicht an die bisherigen Höchststände in der Pandemie heranreicht. "Wenn sich jetzt nochmals eine BA.2-Welle auf die BA.1.-Welle drauf setzt, macht das die Situation nicht besser." Allerdings ist eine stärkere Auslastung der Normalstationen nicht mehr so dramatisch wie das Damoklesschwert der komplett ausgelasteten Intensivstationen. Wo hier in Österreich die Belastungsgrenze liegt, könne man schwer sagen. Sie könne aber recht hoch sein, weil es hierzulande doch relativ viele Spitalsbetten gibt.

Ebenfalls dänische Daten zeigen, dass dort zwar die Normalstationen-Zahlen weiter anwachsen, die Covid-19-Patienten in Intensivbetten aber weniger werden. Vereinfacht gesagt, sorgt dort Omikron für mehr Normal-Belag, während die Anzahl der Menschen, die noch durch die Delta-Variante in die Intensivbetreuung kamen, sinkt.

Die Gesamtsituation sieht Klimek ein Stück weit entspannt, "auch weil wir in Österreich vermutlich kaum noch jemanden haben, der immunologisch naiv ist". Auch die neben den Impfungen mittlerweile verfügbaren antiviralen Therapien tragen dazu bei, dass "viele Zeichen in die Richtung zeigen, dass einfach dieses gesellschaftskritische Element - der Zusammenbruch des Gesundheitssystems - weniger wahrscheinlich wird". Andere Länder seien hier mit höheren Impfquoten und Durchseuchungsraten noch ein Stück weiter und können deshalb auch wieder Maßnahmen aufheben. Wann man diesen Weg in Österreich gehen kann, sei noch mit "Unsicherheitsfaktoren" behaftet.

Die Gesellschaft müsse wahrscheinlich nicht mehr im Dauerkrisenmodus bleiben. "Wen wir aber im Krisenmodus halten müssen, ist die Politik", so der Wissenschafter. Klar sei, dass man spätestens in Richtung Herbst die Immunisierungsraten und das Infektionsgeschehen gut im Auge haben müsse, um nicht mit einer eventuellen neuen Variante wieder in eine schwierige Situation zu geraten. "Wir müssen irgendwie Fühlung behalten, wie viel zirkuliert", sagte Klimek. Dazu brauche es nicht unbedingt das momentane Testsystem, sondern das in Österreich gut ausgebaute Abwasser-Monitoringsystem, das auch einen Blick auf das Aufkommen neuer Varianten erlaubt.

Schafft man es, hier einen guten Überblick zu bekommen, "bin ich zuversichtlich, dass man für viele Szenarien besser gerüstet ist". Lässt die Politik aber wieder das Bild aufkommen, dass man hierzulande nach Omikron "eh nichts mehr tun muss, dann kann man schon ein entsprechendes Problem im Herbst entwickeln". Klimek: "Wenn man sagt: 'Es ist nicht mehr gesellschaftskritisch', heißt das aber nicht, dass es nicht gemanagt werden muss."

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