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Andropause: Der Mann im Wechsel

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Verzweifelter Mann

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Dass Frauen in ihrer Lebensmitte in die Wechseljahre kommen, ist hinlänglich bekannt. Doch wie steht es um die Männer? Bleiben sie vor Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Co. bewahrt? Leider nein, wie der Dr. Karl-Heinz Steinmetz im Gespräch mit News.at verrät.

Eines gleich mal vorweg: Bei Männern von Wechseljahren zu sprechen, ist schlichtweg falsch. Denn während sich bei Frauen hormonell gesehen ein augenscheinlicher Wechsel vollzieht, ist es bei Männern, so Steinmetz, eher ein schleichender Prozess. Für diesen gibt es mehrere Bezeichnungen, deren passendste wohl der Begriff Andropause ist. Wobei auch dieser nicht ganz unproblematisch sei: Bei der Menopause impliziert das Wort Pause das Ende der Monatsblutung. "Das Mann-Sein hört hoffentlich nicht auf."

Das Mann-Sein hört hoffentlich nicht auf

Karl-Heinz Steinmetz

Was steckt hinter der Andropause?

Über die Jahre hinweg kommt es beim Mann zu einer steten Abnahme des Sexualhormons Testosteron. Im Fachjargon werden die Sexualhormone Androgene genannt. Daher der Name Andropause. Der Name führt jedoch in die Irre, da er nahelegt, dass die Andropause das männliche Pendant zur Menopause ist. Zwar gibt es, was die Symptome betrifft, Überschneidungen, doch sind sie beim Mann zeitlich nicht so klar begrenzt wie bei der Frau. "Hier gibt es keinen abrupten Wechsel. Die Phänomene bahnen sich langsam an und werden mit der Zeit immer deutlicher", erklärt Steinmetz.

Wann beginnt die Andropause?

Um das 40. Lebensjahr herum wird die Produktion des Hormons Testosteron langsam heruntergefahren. "Ab 50 plus treten viele massive Beschwerden auf, die mit dem Testosteronmangel, aber auch mit anderen physiologischen Alterungsprozessen zu tun haben", weiß Steinmetz aus der Praxis. "Viele Männer ab 50 spüren: 'Da passt was nicht'." Die Suche nach dem richtigen Ansprechpartner gestaltet sich oft schwierig. Oft dauert es eine Zeitlang, bis der Betroffene einen Arzt konsultiert.

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Wie äußert sich die Andropause?

Besonders deutlich bemerkbar macht sich die Andropause im Bereich der Sexualität. Steinmetz spricht vom Verlust der Libido. Betroffene klagen zudem über Schlaflosigkeit, Müdigkeit und Hitzewallungen. Hinzu kommen meist Gewichts- bzw. Figurprobleme: "Selbst wenn man trainiert, hat man den Eindruck, dass Muskelmasse verloren geht", veranschaulicht Steinmetz. Die Verdauung funktioniert nicht mehr wie gewohnt. Häufig trete Verstopfung auf. Und auch der Magen wird dem Experten zufolge sensibler, wobei die Symptome nicht nur auf den Testosteronmangel zurückzuführen, sondern auch Teil des natürlichen Alterungsprozesses sind.

Haben Männer auch Stimmungsschwankungen?

Die körperlichen Veränderung gehen natürlich nicht spurlos an der Psycho vorüber: "Möglicherweise fühlt sich der Mann verletzlicher. Für manche Männer ist das okay, andere wiederum haben ein massives Problem damit", erklärt Steinmetz. Schließlich müsse der Betroffene die körperlichen Veränderungen in Einklang mit seinem Selbstbild bringen. Aufgrund von körperlichen Beschwerden sei man möglicherweise auch nicht mehr voll arbeitsfähig. "Der sitzt dann da und denkt sich: Jetzt braucht mich keiner mehr." Was in eine Sinnkrise münden kann. Bei vielen Männern zeigen sich starke Stimmungsschwankungen. Auch eine Depression sei nicht auszuschließen.

Man kann die Welt neu erobern

Karl-Heinz Steinmetz

Wie viele Männer sind betroffen?

Im Gegensatz zur Menopause trifft die Andropause nicht jeden Mann. Einschätzungen, wie viele tatsächlich betroffen sind, weichen stark voneinander ab. Jenen Studien zufolge, die lediglich auf objektive Symptome fokussieren, kommen nur rund drei Prozent der Männer in die Andropause. Bei Untersuchungen, die die mit der Andropause einhergehenden Veränderungen weiter fassen, ist von bis zu 30 Prozent die Rede. Es kommt also ganz darauf an, anhand welcher Kriterien man diese Phase definiert.

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Wie beeinflusst die Andropause die Sexualität?

Mit dem sinkenden Testosteronspiegel verändert sich auch die Sexualität. Und zwar, so Steinmetz, "ganz massiv." Erektionsstörungen sind möglich, ebenso wie Lustlosigkeit. Was die einen vor neue Herausforderungen stellt, nutzen die anderen als Chance. "Immer abhängig davon, wie man vorher geliebt hat." Sexualität bekäme eine neue Qualität, Zärtlichkeit einen neuen Stellenwert. "Man kann die Welt neu erobern", müsse die Veränderung zuvor aber erst einmal verstehen und sich in der Situation neu einfinden.

Warum ist das Thema Andropause tabu?

Praktisch jeder weiß, was es mit der Menopause auf sich hat. Anders bei der Andropause. Warum? "Mit zunehmendem Alter ist man möglicherweise nicht mehr so sportlich und potent, dafür aber vielleicht weiser. Das wird in unserer Leistungsgesellschaft nicht honoriert." Hier gelte es zu funktionieren, seinen Mann zu stehen. Hinzu käme die "unbewältigte Frage der Sterblichkeit. In der Medizin ist der Tod nach wie vor ein Tabuthema. Wie man beim Fußball sieht, kann man in der zweiten Halbzeit noch viel rausreißen. Aber es ist eben die zweite Halbzeit und irgendwann kommt der Schlussstrich."

Was tun, damit Mann sich besser fühlt?

Zwar zeigen Hormonersatztherapien einen positiven Effekt auf das physische und psychische Wohlbefinden. Allerdings stehen sie im Verdacht, das Prostatakrebsrisiko zu erhöhen. Steinmetz rät davon ab, sie unhinterfragt als Einzeltherapie zu propagieren, und setzt viel mehr auf sanfte Methoden wie den Einsatz von Heilpflanzen. So dienen etwa Baldrian, Hafer und Johanniskraut als natürliche Stimmungsaufheller. In Pflanzen vorkommende Bitterstoffe bringen die Verdauung in Schwung und mit speziellen Körpereigengewichtsübungen ließe sich schließlich auch dem Muskelabbau entgegenwirken.

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Steckbrief

Karl-Heinz Steinmetz

Karl-Heinz Steinmetz ist Gründer und Leiter des Instituts für Traditionelle Europäische Medizin in Wien. Im Zuge seiner Arbeit hat er sich unter anderem auf das Thema Andropause spezialisiert.

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