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Überzeugend kommunizieren: „Den Menschen fällt es zunehmend schwerer, klar zu sagen, was sie wollen“

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Viktor Baumgartner trainiert Führungskräfte, ihre Kommunikation klarer und wirkungsvoller zu gestalten. Die ersten 15 Sekunden einer Präsentation seien dabei entscheidend, sagt er.

Das Leben wird immer schneller und mit ihm auch unsere Kommunikation. Mails, WhatsApp und soziale Medien – kurze Nachrichten, eilige Antworten.

Es werde immer mehr kommuniziert, aber die vermittelten Botschaften werden weniger klar, sagt Viktor Baumgartner. Der Kommunikationstrainer und Autor stellt zunehmend fest, dass es „den Menschen schwerer fällt, klar zu sagen, was sie wollen“. „Das passiert meist aus falscher Rücksichtnahme auf die Befindlichkeiten anderer Menschen“, erklärt er.

Klar kommunizieren

Baumgartner analysiert Auftritte und ­reproduziert Verhandlungen. „Ich provoziere in meinen Trainings die Teilnehmerinnen und Teilnehmer so, dass sie unter Druck geraten und ihre Stressmuster zeigen“, erklärt er sein Vorgehen. Dann könne man daran arbeiten, diese zu verbessern.

Sein erster Rat an alle, die überzeugend auftreten wollen: „Sag deutlich, was du willst. Die Überzeugendsten sind jene, die mit Anstand, aber gleichwohl sehr klar auf den Punkt formulieren, was sie von anderen wollen.“

Die ersten 15 Sekunden

Durch Digitalisierung und Überinformation nimmt die Aufmerksamkeitsspanne dramatisch ab. Deshalb, so der Kommunikationstrainer, müsse die gewünschte Nachricht sofort mitgeteilt werden. „Die ersten 15 Sekunden sind entscheidend dafür, ob ich in der Lage bin, das zu vermitteln, was mir wichtig ist. Gerade in Präsentationen ist keine Zeit für langwierige Einleitungen.“

Ein weiterer Fehler, den vielen Führungskräfte in ihrer Kommunikation machen, ist es, zu oft in der Wir-Form zu sprechen. „Wenn ich jemand mobilisieren und motivieren will, muss ich die Person direkt ansprechen“, so Baumgartner. „Es ist falsch, zu glauben, dass die Wir-Form besonders inklusiv ist und alle damit abgeholt werden.“ Viel besser ist es, klar zu formulieren, wie z. B. „ich will oder ich fordere von euch oder dir.“

Angriffen sofort widersprechen

Ein weiterer Tipp Baumgartners: „Ich stelle in Unternehmen fest, dass ambitionierte Führungskräfte oft mit Angriffen und Unterstellungen konfrontiert werden, um sie zu verunsichern.“ In diesen Fällen sei es wichtig, einem verbalen Angriff in einem Meeting sofort zu widersprechen. „Das ist falsch“ oder „Das ist eine Unterstellung“ wären aus Sicht Baumgartners passende Reaktionen. Bleibt der Vorwurf hingegen im Raum stehen, schwächt das umgehend den Angegriffenen.

Frauen haben laut Baumgartner generell mehr Mühe, zu sagen, was sie wollen, als Männer. „Das ist immer wieder ein Thema in den Trainings. Frauen sind harmoniebedürftiger. Sie tendieren eher dazu, es allen recht zu machen. Quantitativ würde ich sagen: Frauen fällt es doppelt so schwer, sich klar zu äußern“, sagt der Kommunikationstrainer. Er rät daher allen Frauen, aufzuschreiben, was sie vermitteln wollen, um es dann auszusprechen.

„Überzeugen hat seinen Preis“

Doch nicht jeder schätzt direkte Kommunikation. „Überzeugende Auftritte gefallen nicht jedem und haben ihren Preis“, weiß Baumgartner. Doch, so sein Motto: „Lieber ein guter Feind als zehn falsche Freunde.“

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 © Beigestellt
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Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr.08/2025 erschienen.

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