Für die Erfüllung mancher Wünsche oder die Anschaffung von Notwendigem fehlt manchmal schlicht das Geld. Dann fällt oft der Entschluss, einen Kredit aufzunehmen. Welche Voraussetzungen und Eigenmittel man dafür braucht und was sich bei den Wohnkrediten nun verändert hat.
Kredit oder Darlehen?
Als Überbegriff für das Geldleihen hat sich der Begriff Kredit etabliert. Tatsächlich gibt es zwischen Kredit und Darlehen aber Unterschiede. Kredite sind für niedrigere Beträge und kürzere Laufzeiten (maximal 10 Jahre) gedacht. Da hierbei meist auf eine Besicherung verzichtet wird und die Laufzeit kürzer ist, sind die Zinsen meist höher. Ein Kreditvertrag wird schon bei der Unterzeichnung wirksam, ein Dahrlehensvertrag erst bei der Auszahlung des Geldes. Das Darlehen ist längerfristig angelegt und für höhere Summen gedacht. Außerdem wird immer eine zusätzliche Besicherung verlangt. Dadurch sind aber die Zinsen niedriger. Ein weiterer großer Unterschied liegt darin, dass Darlehen auch unentgeltlich, zum Beispiel zwischen Familienmitgliedern, vergeben werden können.
Wofür braucht man einen Kredit?
In der Regel nimmt man meist einen Wohn-, Konsum- oder Autokredit auf. Da sich diese drei Varianten in der Verwendung stark voneinander unterscheiden, gibt es für sie auch unterschiedliche Voraussetzungen. Konsum- und Autokredite werden meist eher kurzfristig vergeben (so Autos heute nicht ohnehin meist über Leasing abgewickelt werden). Bei Konsumkrediten bieten viele Banken heute schon reine Online-Vergaben an. Das spart Zeit und Personal, und auch als Kunde sieht man gleich, woran man ist. Es muss natürlich jeder für sich entscheiden, ob er einen Kredit mit oder ohne Beratung aufnehmen will. Geprüft wird der Kredit natürlich im Hintergrund. Das heißt, die Bank schaut trotzdem genau, ob man die finanziellen Voraussetzungen erfüllt, um den Kredit zu erhalten.
Voraussetzungen
Um einen Kredit aufnehmen zu können, muss man mindestens 18 Jahre alt sein und über ein regelmäßiges Einkommen verfügen. Am Besten nachgewiesen durch einen unbefristeten Arbeitsvertrag.
Auch eine gute Bonität - das ist der Nachweis etwa über den Kreditschutzverband (KSV) von 1870 - ist wichtig. Jedes Kreditinstitut prüft dies vorab. Die Bank will schließlich sichergehen, dass man den Kreditbetrag inklusive Zinsen auch zurückzahlen kann. Fällt diese Prüfung nicht zur Zufriedenheit aus, gibt es entweder keinen Kredit oder es werden zusätzliche Sicherheiten oder höhere Zinsen verlangt. Welche Kriterien zur Bonität die Bank anlegt, ist meist nicht klar ersichtlich. Jede hat ihr eigenes Bewertungssystem, mit dem sie die Risiken abschätzt. Welche Punkte dabei genau für die Banken ausschlaggebend sind, legen sie nicht offen.
Voraussetzungen für einen Kredit:
mindesten 18 Jahre alt
regelmäßiges Einkommen
gute Bonität
Kredit im Alter: Änderungen
Bis dato mussten Kredite zu Lebzeiten vollständig zurückbezahlt werden. Dabei wurde vor allem auf die statistische Lebenserwartung geschaut, was ältere Menschen oftmals benachteiligte. Seit 1. Mai 2023 ist das anders. Nun können auch ältere Menschen Kredite bekommen, wenn sie die notwendigen Sicherheiten vorweisen können. Somit ist eine zwingende Rückzahlung vor dem Tod nicht mehr vorgeschrieben, da Kreditwürdigkeit eine Frage der finanziellen Sicherheit und nicht des Alters sein soll, wie etwa Seniorenbund-Obfrau Ingrid Korosec dazu sagte. Im Todesfall müssen sich Banken die Besicherung aus der Verlassenschaft holen. Zugute kommen soll die neue Regelung auch jüngeren Menschen, die etwa aufgrund einer Krankheit keine hohe Lebenserwartung haben.
Sicherheiten
Welche Sicherheiten Banken verlangen, unterscheidet sich von Institut zu Institut. Bei den Sicherheiten kann es sich beispielsweise um einen zweiten Kreditnehmer oder einen Bürgen mit guter Bonität handeln. Dadurch minimiert die Bank das Risiko eines Zahlungsausfalles. Der Nachteil für die zweiten Kreditnehmer oder Bürger: Wenn der Kreditnehmer nicht mehr bezahlt, werden sie zur Kasse gebeten.
Auch Lebens- oder Kreditversicherungen werden zur Absicherung herangezogen werden. Wenn man noch nicht über eine solche verfügt, kommen die Kosten für diese natürlich noch hinzu. Bei Immobilien kann auch ein Kauf unter Eigentumsvorbehalt getätigt werden - das bedeutet, die Bank ist so lange Besitzer der Immobilie, bis der Kredit vollständig zurückgezahlt ist.
Wie viel Kredit kann ich mir leisten?
Das ist wohl die Gretchenfrage - vor allem bei Wohnungskrediten. Denn hier sind die Summen mittlerweile oft gewaltig. Grundsätzlich geht jede Bank vom Nettoeinkommen aus. Und dazu gibt es eine Faustregel:
Man multipliziert das Nettoeinkommen mit 14 und dividiert es durch 12. Das ergibt die Summe, die monatlich zur Verfügung steht. Von dieser Summe rechnet man etwa 35 Prozent - das ist die Höhe der monatlichen Kreditrate, die man sich leisten kann.
Beispiel: Wenn einem Haushalt 4.000 Euro netto zur Verfügung stehen, kommt man auf eine monatliche Kreditrate von etwas mehr als 1.600 Euro. Diese Faustregel gilt übrigens nur, wenn man keine anderen Verbindlichkeiten hat.
Kreditkosten
Die Kosten für einen Kredit setzen sich zusammen aus:
Kreditbetrag
Zinsen
Tilgung
Wesentlich dafür sind auch die Laufzeit und der Zinssatz. Deswegen ist es unmöglich, ohne konkrete Zahlen seriöse Kostenschätzungen abzugeben.
Neue Regeln für Wohnkredite seit Juli 2022
Der Klassiker unter den Darlehen ist der Wohnkredit. Bei Krediten für Wohnraum handelt es sich meist um sehr langfristige Verträge. Eine Laufzeit von 20 bis 30 Jahren ist üblich. In den letzten Jahren hat sich auf dem Immobiliensektor viel getan. Die Preise steigen und steigen (der Preis für Wohnungen hat sich seit 2007 mehr als verdoppelt), während die Zinsen über Jahre hinweg niedrig waren. Nun sind auch die Zinsen im Steigen begriffen.
Laut Statistik der Nationalbank betrug der Zinssatz mit Fixzins auf 10 Jahre 2008 durchschnittlich 5,88 Prozent. Im Sommer 2022 waren es nur 1,33 Prozent. Kredite waren also billig. Laut der Finanzmarktaufsicht waren die Banken oft zu locker, was zu Problemen führen kann, wenn die Zinsen steigen. Eine akute Gefahr für eine Immobilienblase sieht sie zwar nicht, aber Handlungsbedarf.
Seit Juli 2022 sind deswegen strengere Regeln in Kraft. Eine Eigenkapitalquote von 20 Prozent ist jetzt Pflicht. Das bedeutet, dass 20 Prozent des Kaufpreises bereits vorhanden sein müssen und nicht über einen Kredit finanziert werden dürfen. Mit anderen Worten: Entweder man kann auf Erspartes zurückgreifen oder muss mehr Sicherheiten einbringen. Außerdem darf die Kreditrate maximal 40 Prozent des Nettoeinkommens ausmachen. Auch die Laufzeit der Kredite wird beschränkt, nämlich auf maximal 35 Jahre. Diese Regelung erschwert es vielen, eine Immobilien zu erwerben. Anderseits senkt sie das Risiko, dass man den Kredit nicht mehr bezahlen kann und Wohnung oder Haus verliert.
Die strengeren Regeln für Wohnkredite im Überblick (geltend seit Juli 2022):
Eigenkapitalquote von 20 Prozent ist Pflicht
Kreditrate darf maximal 40 Prozent des Nettoeinkommens ausmachen
Laufzeit von maximal 35 Jahren
Schuldnerberatung - wenn nichts mehr geht
Leider passiert es trotz Vorsicht und guten Vorsätzen auf allen Seiten immer wieder, dass man seine Verbindlichkeiten nicht mehr bezahlen kann. Die Gründe dafür sind vielfältig: von Jobverlust über Scheidung oder Krankheit bis hin zu steigenden Lebenserhaltungskosten - und vielen mehr.
Wenn man nicht mehr weiter kann, empfiehlt es sich, mit der Schuldnerberatung Kontakt aufzunehmen. Sie bietet Einzelpersonen, Familien oder Haushalten Hilfe zur Selbsthilfe. Sie ist ein Teil einer umfassenden Lebensberatung und hilft auch bei sozialen oder anderen persönlichen Problemen. Die Beratung wird österreichweit kostenlos und vertraulich angeboten. Unter www.schuldnerberatung.at findet man alle Stellen in sämtlichen Bundesländern.
Das Hauptaugenmerk liegt sowohl darauf, die Menschen aus der Schuldenfalle zu holen als auch zu verhindern, dass es überhaupt so weit kommt. Es macht also Sinn, sich an die Schuldnerberatung zu wenden, noch bevor der Hut brennt. Sie konzentriert sich auf die wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekte, bietet aber auch psychosoziale Hilfe. Es soll ein Rüstzeug gegeben werden, die eigenen Probleme zu erkennen, in Angriff zu nehmen und zu ändern. Sich Hilfe suchen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke - man hat das Problem erkannt und stellt sich ihm.