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Die Ehe - damals und heute

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Hochzeit - Mann und Frau küssen sich
©Bild: iStockphoto.com
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Die Einehe

Das Wort Ehe ist althochdeutsch und bedeutet so viel wie "Ewigkeit, Recht und Gesetz". Klingt nicht besonders romantisch. War es ursprünglich auch nicht. Denn als die Ehe aus der Taufe gehoben wurde – und tatsächlich noch sehr, sehr lange danach – hatte sie herzlich wenig mit Liebe zu tun. Während zu Beginn der Menschheit überhaupt noch die Promiskuität, sprich das Zusammensein mit mehr als nur einem Sexualpartner, üblich war, entwickelte sich im Laufe der Zeit die Gruppenehe, die über die Vielehe schließlich in die Einehe überging. Diese wurde etwa 100 n. Chr. von den Germanen, den Iberern und den Galliern praktiziert, so ein Bericht des Magazins "Eltern".

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Hochzeit in der Antike © Corbis

Die Kebsehe

Warum nur eine Frau lieben, wenn man auch mehrere haben kann, fragten sich die Männer ab 500 n. Chr. So wurde die Kebsehe eingeführt. Kebse bedeutet so viel wie Nebenfrau. Doch nicht jeder durfte eine derartige Ehe eingehen. Zugelassen war sie nur für freie Männer, etwa für Grundherren. Diese durften dann nach Lust und Laune ihre Leibeigenen zur Kebsehe nötigen. So wie dieses spezielle Vergnügen blieb auch die Ehe an sich den Reichen vorbehalten. Mittellose durften damals nicht heiraten.

Bis dass der Tod euch scheidet…

Die allbekannte Trauformel geht auf das Jahr 1139 zurück. In Anbetracht der damaligen Umstände wirken die Worte allerdings mehr bedrohlich als romantisch. Liebe und Ehe hatten nämlich während des gesamten Mittelalters nichts miteinander zu tun. Viel mehr handelte es sich um Zwangsgemeinschaften, die aus wirtschaftlichen oder sozialen Gründen geschlossen wurden.

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Mittelalterlicher Hochzeitszug © Corbis

Die Winkelehe

Doch auch damals gab es Aufmüpfige, die sich nicht an die vorgegebenen Regeln halten wollten. So wurde etwa die Winkelehe praktiziert. Bei der im Geheimen durchgeführten Trauung waren nur die künftigen Eheleute anwesend. Ein Priester war nicht zugegen. Will man den Aufzeichnungen Glauben schenken, fand die Trauung in einem Winkel des Hauses statt. Sie war allerdings verboten und wurde streng geahndet. Für den Mann konnte ein Verstoß gegen die Regeln etwa bis zu zehn Jahre Haft bedeuten.

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Mit Liebe hatte die Ehe damals wenig zu tun © Corbis

Nicht heiraten für Frauen unmöglich

In der Neuzeit galt die christliche Ehe als Garant dafür, dass Nachkommen gezeugt würden, die wiederum in einem geschützten Raum aufwachsen können. Damals war es für Frauen fast unmöglich nicht zu heiraten. In diesem Fall nämlich hätten die Eltern für die Alleinstehende finanziell aufkommen müssen. Das konnte sich so gut wie niemand leisten. Für Männer dagegen brachte die Ehe Annehmlichkeiten mit sich, wie etwa die nahezu kostenlose Abnahme der häuslichen Arbeit und eben die Versorgung der gemeinsamen Kinder.

Schluss mit diversen Nebenformen

Mit dem Konzil von Trient, das von 1545 bis 1563 stattfand, sollte der Winkel- ebenso wie der Kebsehe Einhalt geboten werden. Ab sofort mussten bei der Hochzeit ein Pfarrer und mindestens zwei Zeugen anwesend sein. Nach der Feier ging es dann sofort ans Eingemachte: den Vollzug der Ehe, der allerdings alles andere als eine intime Angelegenheit war. So waren erstens Zeugen anwesend, denen die Frau zweitens ihre Jungfräulichkeit durch das Vorzeigen eines blutbefleckten Leintuchs beweisen musste.

Die Liebe kommt ins Spiel

Endlich wird es etwas romantischer: Ab dem 18. Jahrhundert werden erstmals Ehe, Sex und Liebe in einem Atemzug erwähnt. Dieser Zeitpunkt markiert eine große Wende in der Geschichte der Ehe.

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Hochzeitsfeier rund um 1900 © Corbis

Lehrerinnen-Zölibat

Wie gewonnen, so zerronnen, könnte man sich in Anbetracht folgender Tatsache denken: Erst im Jahre 1804 wurde im französischen "Code Civil" geregelt, dass jeder heiraten darf. Egal, welchen Glauben er praktiziert und wie reich oder arm er ist. Doch schon im Jahr 1880 wurde diese liberale Regelung eingeschränkt: Das Lehrerinnen-Zölibat wurde eingeführt. Mit anderen Worten: Lehrerinnen durften nicht heiraten. Taten sie es dennoch, verloren sie ihren Posten ebenso wie den Anspruch auf Pension. Erst im Jahr 1957 wurde das Lehrerinnen-Zölibat endgültig abgeschafft.

Stahlhelm- und Leichentrauung

Während des Zweiten Weltkriegs entwickelten sich zwei Arten von Eheschließung, die an die traurigen Gegebenheiten der damaligen Zeit erinnern. Die sogenannte Stahlhelmtrauung wurde in Abwesenheit des Bräutigams vollzogen. Auf seinem Platz lag lediglich ein Stahlhelm. Und bei der Leichentrauung handelte es sich, wie der Name schon sagt, um die posthume Eheschließung. Sie wurde etwa dann vollzogen, wenn der im Krieg Gefallene seine Geliebte mit einem Kind zurückgelassen hat.

Eingetragene Lebenspartnerschaft

Das Jahr 2001 brachte eine lange erkämpfte Wende für gleichgeschlechtliche Paare. Die Niederlande führten als erstes Land der Welt die sogenannte Homo-Ehe ein. Erstmals erhielten schwule und lesbische Paare durch die Heirat dieselben Rechte wie heterosexuelle Paare. In Österreich gibt es zwar die eingetragene gleichgeschlechtliche Partnerschaft, aber bis dato noch keine wirkliche Gleichstellung mit heterosexuellen Paaren.

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Die Entwicklungen hinsichtlich der Homo-Ehe schreiten voran © iStockphoto.com
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