Was früher eine - auch wirtschaftliche - Notwendigkeit zur Verbindung von hochgelegenen Dörfern, Almen und Höfen war und zum Großteil aus Leitern und anderen Holzelementen ohne jegliche Sicherung bestand, hat sich bis heute zu einer alpinen Disziplin weiterentwickelt, die sich wachsender Beliebtheit erfreut. Moderne Klettersteige sind natürlich mit Sicherungsseilen aus Draht, Haltegriffen und Trittstiften ausgestattet und bieten ein großartiges Naturerlebnis.
- Klettersteig - was ist das?
- Unterschied zwischen Klettersteig und Wandern
- Unterschied zwischen Klettersteig und Klettern
- Welche Ausrüstung brauche ich?
- Worauf muss ich beim Kauf des Klettersteigsets achten?
- Die Schwierigkeitsgrade im Überblick
- Was muss ich für eine Klettersteig-Tour können?
- Klettersteige in Österreich
Klettersteig - was ist das?
Die Abgrenzung zwischen schweren Bergwegen und Klettersteigen ist nicht ganz einfach. Ein Klettersteig ist ein gesicherter Kletterweg, der an Felswänden oder entlang von meist steilen Felspassagen errichtet ist. Der Weg ist am Anfang und am Ende als Klettersteig gekennzeichnet, meist durchgehend gesichert und weist eine dichte Abfolge von versicherten Kletterstellen auf. Für die Begehung ist ein Klettersteigset erforderlich.
In der Regel werden diese Wege nur zum Aufstieg verwenden, der Abstieg erfolgt dann über einen normalen Wanderweg. Zudem müssen Klettersteige einmal pro Jahr mit einem dokumentierten Protokoll überprüft werden, Bau und Reparatur werden von Fachfirmen durchgeführt.
Unterschied zwischen Klettersteig und Wandern
Eine Klettersteig-Tour ist nicht mit einer Wanderung zu vergleichen, da erstens eine besondere Ausrüstung, nämlich ein Klettersteigset, benötigt wird und zweitens weitaus größere Anforderungen an Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Kraft bestehen.
Unterschied zwischen Klettersteig und Klettern
Unter Klettern versteht man das vertikale nach oben Klettern mit einem Seil, bei dem man immer am fast gleichen Punkt zurück auf dem Boden kommt. Beim Klettersteiggehen verläuft die Route meist horizontal bergan. Für das Klettern ist eine andere Ausrüstung notwendig als für das Klettersteiggehen.
Welche Ausrüstung brauche ich?
Neben "normaler", funktioneller Wanderbekleidung, wobei die Hose den Stahlseilen widerstandsfähig standhalten muss, benötigt man zur Bezwingung eines Klettersteiges auf jeden Fall ein sogenanntes Klettersteigset. Dieses besteht aus einem Bandfalldämpfer und Klettersteigkarabinern. Die Karabiner werden abwechselnd in das Seil eingehakt. Sie müssen komplett geschlossen sein und dürfen sich keinesfalls von alleine öffnen. Der Bandfalldämpfer bremst einen eventuellen Sturz. Er ist rund 120 Zentimeter lang und in einer kleinen Tasche mit Reißverschluss verpackt. Bei einem Sturz brechen seine Nähte auf und er fängt den Fall ab.
Ergänzt wird diese Ausrüstung durch einen Klettergurt, an dem das Klettersteigset befestigt wird, und einen Helm. Ratsam sind weiters Klettersteighandschuhe, die elastisch und ohne Fingerspitzen ausgeführt sind, um maximale Bewegungsfreiheit zu bieten, und Berg- oder Trekkingschuhe. Zum Rasten kann man weiters eine Bandschlinge mitführen. Natürlich gehört auch ein Rucksack zur Ausrüstung, in dem man Kleinigkeiten, wie Sonnencreme, Regenschutz, eine Stirnlampe, ein Erste Hilfe-Set und eine kleine Stärkung mitführen kann.
Worauf muss ich beim Kauf des Klettersteigsets achten?
Beim Kauf eines Klettersteigsets muss man mit Preisen zwischen 100 und 150 Euro rechnen. Unabhängig vom Preis müssen sie den gleichen Sicherheitsvorschriften genügen und sind hinsichtlich Leistung und Belastbarkeit durch eine EU-Norm streng geregelt. Klettersets sind für ein Körpergewicht zwischen 40 und 120 Kilogramm und können auch für Kinder ab 10 Jahren verwendet werden.
Worauf also achten? Es gibt Unterschiede im Eigengewicht der Sets. Geht man weitere Strecken, kann sich dieser Unterschied durchaus bemerkbar machen. Auch auf die Karabiner sollte man achten. Sie müssen so konstruiert sein, dass man sich nicht die Finger einklemmt und mühelos bedienen werden können. Das funktioniert mit Handballenverschlüssen, die mit der Handfläche geöffnet werden und sich erst dann entriegeln lassen. Klettersteigset und Klettergurt sollten stets zusammen erworben werden, damit diese auch perfekt aufeinander abgestimmt sind. Beratung in einem Fachgeschäft ist hier jedenfalls anzuraten.
Die Schwierigkeitsgrade im Überblick
Für die Beurteilung der Schwierigkeit eines Klettersteiges werden in Österreich hauptsächlich zwei Bewertungsskalen herangezogen, und zwar die Hüsler-Skala und die Schall-Skala.
Die Hüsler-Skala bewertet die Klettersteige durch eine verbale Einstufung, die Schall-Skala verwendet Buchstaben. A ist der einfachste Schwierigkeitsgrad, E ist extrem schwierig. Im Alpenraum gibt es auch zwei Klettersteige mit der neuen Einstufung F, und zwar die Arenavariante des Bürgeralm-Klettersteigs und die F-Variante des Postalm-Klettersteigs. Man sollte sich im Vorfeld immer genau erkundigen, wie die Beschaffenheit des Klettersteiges ist und welches Können bzw. welche Ausrüstung erforderlich ist.
Was muss ich für eine Klettersteig-Tour können?
Die Bewertungen der Hüsler-Skala geben sehr genau an, welches Können für welchen Klettersteig erforderlich ist. Dies reicht von bloßer Trittsicherheit und Schwindelfreiheit (die Kriterien für einfachste Klettersteige) über Kondition und Beweglichkeit bis hin zu Kraft in Armen, Beinen und Fingern.
Für schwere Klettersteige ist auch eine gute Klettertechnik notwendig. Wer über ein gewissen Maß an Fitness und Kondition verfügt, wird keine Probleme mit einem einfachen Klettersteig haben. Wer sich an schwierigere Steige wagen will, sollte sicherstellen, dass er genug Kraft und Ausdauer hat. Dafür gibt es natürlich auch Trainingsmethoden, die gezielt auf die benötigten Körperpartien und Konditionsaufbau ausgerichtet sind. Dazu braucht man nicht unbedingt ein Fitnesscenter oder einen Personal Trainer, schon ein einfaches Theraband reicht aus, um die benötigten Muskelpartien fit für den Klettersteig zu machen. Einige Übungen sind hier beschrieben. Um Ausdauer aufzubauen, geht man am besten Wandern oder Joggen und und steigert die Länge des Trainings langsam.
Klettersteige in Österreich
Drachenwand Klettersteig
Der Drachenwand Klettersteig liegt oberhalb des Mondsees. Der Klettersteig hat den Schwierigkeitsgrad B/C, in wenigen Passagen C/D. Die Kletterzeit liegt bei 2 Stunden. Belohnt wird man am Ende durch eine fantastische Fernsicht über das Seengebiet bis zum Dachsteinmassiv. Den Klettersteig erreicht man ausgehend vom Gasthof Drachenwand.
Donnerkogel Klettersteig
Der Donnerkogel Klettersteig liegt an der Westseite des Dachsteins und bietet als besonderes Highlight eine 450 Meter lange Riesenleiter, auf der man eine Talschlucht überquert. Der Zugang zur Wand erfolgt über die Gablonzer Hütte. Der Steig hat einen Schwierigkeitsgrad von B, zwei Passagen haben C/D. Die Kletterzeit beträgt 3 Stunden.
Königsjodler Klettersteig
Der Königsjodler Klettersteig am Hochkönig ist einer der schwersten Steige in der Alpenregion. Verschiedene Schluchten sowie acht spitze Türme machen den Steig zu einem spektakulären Klettererlebnis für Könner, der Steig bietet den Schwierigkeitsgrad C/D und eine Gehzeit von 4,5 Stunden. Ausgangspunkt ist der Parkplatz Erichhütte auf dem Dientner Sattel.
Falkenstein Klettersteig
Der im Mürztal gelegene Falkenstein Klettersteig gehört mit einem Schwierigkeitsgrad von C/D bis D/E zu den anspruchsvolleren Steigen. Die Gehzeit beträgt allerdings nur 1,5 Stunden. Der Weg führt unter anderem über eine 30 Meter lange 3-Seil-Brücke über eine Schlucht. Ausgangspunkt sind die Klettersteigparkplätze am Falkenstein nach der Ortschaft Krampen.
Klettersteig Hohe Wand
Der Zugang zum Klettersteig Hohe Wand erfolgt über den Sonnenuhr-Parkplatz auf der Hohen Wand. Der Steig bietet einen Schwierigkeitsgrad von C/D und ist in 15 Minuten zu bewältigen. Mit dem Matthias Prinner Klettersteig gibt es auch eine mittelschwere, mit zwei Action-Elementen ausgestattete Alternative.
Postalm Klettersteig
Sieben Seilbrücken, eine davon als Hangelbrücke ausgestattet, machen den Postalm Klettersteig am Wolfgangsee zu einem wahren Action-Klettersteig mit Schwierigkeitsgrad C/D, auf einer kurzen Passage Schwierigkeitsgrad F. Die Gehzeit beträgt 3 Stunden, erreichbar vom Klettersteigparkplatz auf der Mautstraße zur Postalm.
Dachstein Klettersteig
Eine der längsten und schwersten Klettersteigrouten der Alpen befindet sich am Dachstein. Hier können drei Klettersteigtouren kombiniert werden, mit einer Gehzeit von 7 Stunden und Schwierigkeitsgrad D/E. Auch Schneefelder und der Abstieg über den Gletscher erfordert Können und Erfahrung - nichts für Anfänger! Ausgangspunkt ist die Talstation der Dachstein Gletscherbahn.
Goldgrat Klettersteig - Nauders
Der Goldgrat Klettersteig in den Ötztaler Alpen weist die Schwierigkeitsgrade A bis C auf. Mit einer Dauer von 2,45 Stunden besticht er durch eine imposante Aussicht auf fast 3.000 Metern Höhe. Ausgangspunkt der Tour ist die Bergstation der Bergstation der Zirmbahn.
Wildfrauensteig - Bosruck Nordostgrat
In den Ennstaler Alpen liegt der Wildfrauensteig, den man am besten von der Ardningalm aus erreicht. In einer Gehzeit von 1,5 Stunden überwindet man Steige der Schwierigkeiten A bis C und Kletterstellen bis 1, entlang der oberösterreichisch-steirischen Grenze mit viel Abwechslung und reizvoller Landschaft.
Arlberger Klettersteig
Der Arlberger Klettersteig gilt als Extremklassiker unter den Klettersteigen. Er stellt hohe Anforderungen an Ausdauer und Kraft, belohnt aber durch ein perfektes Panorama bis weit in die Lechtaler Alpen. Die Gehzeit beträgt 4 Stunden, der Schwierigkeitsgrad ist C/D. Den Steig erreicht man von er Bergstation Vallugagrat aus.