Warum in die Ferne schweifen, wenn Budapest so nah ist? Die ungarische Hauptstadt bietet für ein Wochenende viel. Vor allem viel Prunk und noch mehr hippen Shabby Chic. Zu finden ist all das in prachtvollen Kaffeehäusern, in mondänen Luxushotels und in skurrilen Ruinenbars, die zum Verweilen - und Staunen - einladen.
Wer nach neun Uhr kommt, muss warten. Lange warten - für eine schlechte Gulaschsuppe, einen überteuerten Kaffee. Aber deswegen steht zugegebenermaßen auch kein Tourist eine Stunde und mehr an. Vielmehr wollen alle einen Blick in das Innerste des angeblich "schönsten Cafés der Welt", des Café New York Palaces werfen. Und der lohnt sich, keine Frage. Üppige, Wand- und Deckenmalereien, Kronleuchter aus Murano-Glas, Prunk, Protz und Gold - auch als Hauch auf dem "24 Karat Gold"-Kaffee, der um 10,50 Euro offeriert wird. Immer gut besetzt sind folglich die kleinen Tische mit den roten Stühlen. Noch mehr los ist auf der Stiege, die in den ersten Stock führt, wo sich die ganze Pracht des 1894 erstmals eröffneten Kaffeehauses besonders gut für den Instagram-Account festhalten lässt. Ein bisschen besser dran sind die Gäste des gleich daneben liegenden New-York-Palace-Hotels. Ihr Frühstückstisch steht nämlich ebenfalls in diesem prunkvollen Ambiente.
Nicht weniger hübsch anzusehen ist das Parisi Passage Café im Luxushotel Párisi Udvar (Ferenciek tere 10). Das Café befindet sich in der einzig erhaltenen überdachten Einkaufspassage aus der Vorkriegszeit. Vis-àvis steht ein bis zu den Dachschindeln perfekt restaurierter prächtiger Adelspalast, in dem vor Kurzem das LuxushotelMatild Palace mit dem RestaurantSpago des Kärntner Stargastronomen Wolfgang Puck eingezogen ist.
Die beste Bar der Welt
Schlangestehen ist am Abend auch in der Ruinenbar Szimpla Kert (Kazinczy utca 14) im Jüdischen Viertel angesagt. Der "besten Bar der Welt" im Übrigen, behauptet zumindest das "Lonely Planet"-Magazin. Auf drei Stockwerken verteilen sich insgesamt neun Bars. Als Sitzbänke dienen u. a. ein ausgemusterter Trabant oder eine Badewanne. Wer sich in Ruhe in den skurril eingerichteten Räumen umsehen will, sollte am Vormittag vorbeischauen oder an einem Sonntag, wenn ein Bauernmarkt mit Ständen ungarischer Produzenten zum Kosten und Kaufen einlädt.
In einer Baulücke gleich neben dem Szimpla Kert lockt der Street-Food-Markt Karaván, wo unter anderem Langos und der Baumstriezel Kürtöskalács in verschiedenen Varianten angeboten werden. Wer einmal hier ist, sollte ohne großen Plan durch die Gassen des Jüdischen Viertels spazieren - vorbei an Street-Art-Kunstwerken, Europas zweitgrößter Synagoge und kleinen Shops wie der Bäckerei The Sweet (Dob u. 21). Zumindest ein Blick auf die Kuchentheke mit dem Nutella-Cheesecake lohnt sich.
In diesem Viertel befindet sich mit dem Mazel Tov (Akácfa u. 47) zudem eines der angesagtesten Restaurants der Stadt. Wer durch die unscheinbare Eingangstür des Altstadthauses geht, steht plötzlich inmitten eines wunderschön gestalteten Innenhofs mit unverputzten Steinfassaden und Pflanzenranken von der Decke bis zum Boden. Auf den Tisch kommen hausgemachte Limonaden, Shawarma-Pita, Shakshuka Feta und natürlich Hummus. Das Restaurant ist oft Wochen im Voraus ausgebucht.
Die Wahrzeichen der Stadt
Den wohl besten Blick auf die Kettenbrücke und das Parlament bietet sich vom Burgviertel mit seinen kleinen, barocken Häusern und zwei der berühmtesten Gebäude der Stadt, der Fischerbastei und der Matthiaskirche. Zu erreichen ist das Viertel eigentlich bequem über die Kettenbrücke. Allerdings ist das Wahrzeichen aufgrund von Renovierungsarbeiten bis August 2023 für Fußgänger gesperrt. Das Pendeln zwischen Buda und Pest, zwischen Parlament auf der einen und Burgviertel auf der anderen Seite, ist einstweilen zu Fuß mit großen Umwegen verbunden. Als Alternative bietet sich die Fahrt mit einem Taxi an, das bequem (und günstig) über die App "Bolt" jederzeit verlässlich und schnell geordert werden kann.
Wer ein bisschen mehr Geld investieren will, bucht eine private Sightseeingtour mit einem alten VW-Bus. Gelenkt wird der rot-weiße Retro-Bus "Samba" von Imre Kopasz, der den VW Bulli liebevoll restauriert hat und damit jetzt Touristen durch seine Stadt fährt. An warmen Tagen sogar "oben ohne", denn das Dach des Oldtimers lässt sich komplett öffnen. Die dreistündige Tour kostet 50 Euro pro Person.
Die schönsten Bars mit Ausblick
Vorbei geht es dabei auch an der St.-Stephan-Basilika. Das Gotteshaus mit seiner 96 Meter hohen Kuppel und den goldverzierten Wänden ist nicht nur im Inneren ein Hingucker, sondern bietet in luftiger Höhe einen 360-Grad-Ausblick auf die Stadt und die Donau. 297 Stufen führen auf die Aussichtsterrasse. Wem das Treppensteigen zu anstrengend ist, der kann den Aufzug links beim Eingang benutzen. Der Eintritt auf die Kuppel kostet rund drei Euro. Die Kirche kann gegen eine freiwillige Spende besichtigt werden.
Zum Greifen nah sind die Kuppeln der Kirche auch von der gleich nebenan gelegenen High Note SkyBar auf der Dachterrasse des Aria Hotels (Hercegprimas u. 5). Reservierung empfohlen. Überhaupt ist die Auswahl an Rooftop-Bars in der ungarischen Hauptstadt beeindruckend groß. Sehenswert sind etwa auch die Memorise Skybar (Hotel Memories Oldtown) oder das Intermezzo auf dem Dach des Hotels President mit Blick auf das Parlament.
297 Stufen führen auf die Aussichtsplattform der St.-Stephan-Basilika. Der Eintritt kostet drei Euro, einen Lift gibt es natürlich auch
700 Räume zählt das imposante Budapester Parlament direkt am Donauufer gelegen. Zudem gibt es 29 Treppenhäuser und zehn Innenhöfe
Eben dieses Parlament ist zweifelsohne das Wahrzeichen der Stadt schlechthin. Das nach den USA und Rumänien drittgrößte Parlamentsgebäude der Welt zählt seit 1987 zum Unesco-Weltkulturerbe. Apropos Zählen: Das 268 Meter lange Gebäude verfügt über 306 Fenster, fast 700 Räume, 29 Treppenhäuser, zehn Innenhöfe, 365 Türme und Türmchen und kann im Zuge einer einstündigen Führung besichtigt werden.
Anantara New York Palace
Ein Juwel der Belle Époque. Intellektuelle sind hier am Erzsébet Krt Boulevard ein- und ausgegangen. Auch als Büro für eine Versicherungsgesellschaft diente das imposante Gebäude aus dem 19. Jahrhundert schon einmal, bevor es 2001 zu einem Luxushotel umgebaut und 2020 nach umfangreichen Renovierungsarbeiten unter der Marke Anantara New York Palace Budapest wiedereröffnet wurde. Es ist das erste Hotel der thailändischen Hotelgruppe in Ungarn.
Prunk & Pool. In dem imposanten Palast mit Einflüssen der italienischen Renaissance, des Barocks, der Gotik und des Jugendstils sind 185 Zimmer und Suiten untergebracht. Herzstück des Fünf-Sterne-Hauses sind ein Spa mit einem 15 Meter langen Pool und das edle und denkmalgeschützte New York Café, wo Hotelgäste ihr Frühstück genießen können.
Der Beitrag erschien ursprünglich im News 6/2023.