Lawinen stellen in den alpinen Regionen Österreichs im Winter eine ernsthafte Gefahr dar. Für Bergsportler:innen ist Wissen um Lawinen essentiell. Wie sie entstehen, welche Warnstufen es gibt und was im Falle eines Lawinenabgangs zu tun ist: das richtige Verhalten ist überlebenswichtig.
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- Wie entsteht eine Lawine?
- Welche Lawinenwarnstufen gibt es?
- Wodurch wird die Lawinengefahr erhöht?
- Woher weiß ich, dass Lawinengefahr herrscht?
- Was tun bei einem Lawinenabgang?
- Wie überlebt man unter einer Lawine?
- Wie läuft die Verschüttetensuche ab?
- Die größten Lawinenkatastrophen in Österreich
- Wo informiere ich mich über die aktuelle Lawinensituation?
Wie entsteht eine Lawine?
"Unter einer Lawine sind Schneemassen zu verstehen, die bei raschem Absturz auf steilen Hängen, in Gräben und ähnlichem infolge der kinetischen Energie oder der von ihnen verursachten Luftdruckwelle oder durch ihre Ablagerung Gefahren oder Schäden verursachen können", lautet die Definition einer Lawine nach dem österreichischen Forstgesetz von 1975 (§99 (2)).
Der Lawinenwarndienst Steiermark definiert Lawine als "schnelle Massenbewegung des Schnees mit einem Volumen von mehr als 100 m³ und einer Länge von mehr als 50 Metern".
Lawinen entstehen durch extreme Neuschneefälle, rasche Temperaturanstiege, die Schneeverfrachtung durch Wind, die Steilheit des Geländes und die Wirkung der Vegetation. Ein wichtiges Phänomen ist die von verschiedenen Witterungsfaktoren abhängige Metamorphose der Schneekristalle in der Schneedecke. Neben der Selbstauslösung kommen auch Wildwechsel und der Mensch als auslösende Faktoren (Skitourismus, Skibergsteigen) in Betracht.
Welche Lawinenwarnstufen gibt es?
Die Lawinenwarnung ist in Österreich Aufgabe der Bundesländer. Dieser Aufgabe nimmt sich der Lawinenwarndienst an. Die Lawinengefahr wird mit der europäischen Lawinengefahrenstufenskala eingestuft. Die Lawinenstufen laut "lawinen.report" (Lawinenwarndienst Tirol) im Überblick:
1 – gering
Lawinen können nur vereinzelt und vorrangig an extrem steilen Hängen ausgelöst werden. Die Empfehlung lautet, diese Hänge nur einzeln zu befahren oder zu betreten und die Absturzgefahr zu beachten.
2 – mäßig
Lawinen können vor allem an sehr steilen Hängen und Höhenlagen ausgelöst werden. Bei dieser Lawinenwarnstufe sind größere spontane Lawinen nicht zu erwarten. Personen, die im ungesichterten Gelände unterwegs sind, sollten ihre Routen vorsichtig wählen und steile Hänge nur einzeln befahren.
3 – erheblich
Bei der dritten Lawinenwarnstufe handelt es sich um eine kritische Lawinensituation. Lawinen können an Steilhängen leicht ausgelöst werden, auch spontane Lawinen oder Fernauslösungen sind möglich. Eine optimale Routenwahl und das Minimieren von Risikofaktoren (wie das Befahren sehr steiler Hänge) ist erforderlich. Unerfahrenen Personen wird geraten, auf den geöffneten Abfahrten und Routen zu bleiben.
4 – groß
Gemäß dieser Lawinenwarnstufe sind spontane und oft auch sehr große Lawinen wahrscheinlich. An vielen Steihängen können Lawinen leicht ausgelöst werden, auch Fernauslösungen sind typisch. Die Empfehlung für erfahrene Personen im ungesicherten Gelände lautet, sich auf mäßig steiles Gelände zu beschränken und die Auslaufbereiche großer Lawinen zu beachten. Unerfahrene Wintersportler:innen wird empfohlen, auf geöffneten Abfahrten und Routen zu bleiben.
5 – sehr groß
Hier handelt es sich um eine außergewöhnliche Lawinensituation, in der viele sehr große und extreme spontane Lawinen zu erwarten sind. Diese Lawinen können sogar Straßen und Siedlungen in Tallagen erreichen. Wenn die Lawinenwarnstufe 5 ausgesprochen wird, sollte auf Schneesport abseits geöffneter Abfahrten und Routen verzichtet werden.
Wodurch wird die Lawinengefahr erhöht?
"Lawinen entstehen durch das Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren", wie der Sportanbieter Orthovox auf seiner Website erläutert. Dazu gehören die Wetterbedingungen, die Schneeverhältnisse, die Art des Geländes und menschliches Verhalten.
Die angeführten Faktoren können die Lawinengefahr auf folgende Weise erhöhen: Das Wetter nimmt Einfluss darauf, wie der Schnee liegt, und bestimmt das aktuelle Lawinenrisiko. Wind kann zum Beispiel dazu führen, dass sich Schnee anhäuft, und Schneefall kann frischer Schnee bedeuten. Zusammen bilden Wetter und Schneeverhältnisse den "Verhältnisse"-Faktor.
Das Gelände spielt eine Rolle bei der Entstehung von Lawinen und bestimmt auch, welche Gefahren auftreten, wenn eine Lawine abgeht. Selbst bei einem kleinen Lawinenrutsch kann zum Beispiel ein Felsabbruch unter einem steilen Hang sehr gefährlich sein.
In den meisten Fällen löst der Mensch die Lawine selbst aus, indem er sich in gefährliche Gebiete begibt.
Woher weiß ich, dass Lawinengefahr herrscht?
Ein Lawinenwarnzeichen ist das sogenanne "Wumm-Geräusch". Dieses entsteht dadurch, dass Luft innerhalb der Schneedecke ausgepresst wird, was sich wie ein Wumm anhört. Das Geräusch muss nicht immer tief sein, es kann auch an ein Zischen erinnern. Das Wumm-Geräusch ist ein Alarmzeichen dafür, dass gleich eine Lawine abgehen könnte. Es gilt sozusagen als letzte Warnung der Natur.
Was tun bei einem Lawinenabgang?
Das richtige Verhalten bei einem Lawinenunfall ist lebenswichtig. In der prekären Situation eines Lawinenabgangs sollte man als erste Maßnahme versuchen, seitlich aus der Lawine herauszufahren. Gelingt dies nicht, ist es wichtig, sich von unnötigem Ballast wie Skiern und Stöcken zu befreien, um das eigene Gewicht zu reduzieren. Jede zusätzliche Belastung begünstigt ein Herunterziehen unter die Schneemassen. Viele Tourengänger:innen besitzen mittlerweile einen Lawinenrucksack, der die Überlebenschance erheblich erhöht. Durch den in den Rucksack integrierten Airbag bleibt ein Großteil des Verschütteten an der Schneeoberfläche und kann sich selbst befreien oder innerhalb kurzer Zeit durch den/die Partner:in gefunden werden.
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Wie überlebt man unter einer Lawine?
Wenn man von einer Lawine verschüttet wurden, ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und sich auf die Selbstrettung zu konzentrieren. Man sollte versuchen, sich eine Atemhöhle zu schaffen, indem man das Gesicht mit den Händen bedecken, um das Eindringen von Schnee in Mund und Nase zu verhindern. Wenn man unter dem Schnee begraben ist, sollte man zwar versuchen, sich zu befreien, gleichzeitig aber auch auf die Kräfteaufteilung achten. Es ist wichtig, sich nicht zu überanstrengen, um Sauerstoff zu sparen, wie es auf lawinenpiepser.com heißt.
Die Überlebenszeit unter einer Lawine hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise der Schneebeschaffenheit, der Luftzufuhr und der Körpertemperatur. Die Unterkühlung kann bereits nach 35 Minuten Verschüttungsdauer ein kritisches Level erreichen, wie die Ski Schule Lofer zu bedenken gibt.
Wie läuft die Verschüttetensuche ab?
Der Österreichische Alpenverein informiert auf seiner Website über die notwendigen Schritte im Falle eines Lawinenabgangs. Zudem empfiehlt er, den Ablauf der folgenden vier Phasen regelmäßig zu üben, um im Falle des Falles entsprechend reagieren zu können.
Als erstes gilt es, sich einen Überblick zu verschaffen, um den primären Suchraum zu definieren. Die Verschüttetensuche beginnt mit der sogenannten "Signalsuche". In dieser ersten Suchphase wird der primäre Suchraum am Lawinenkegel mit Auge, Ohr und Lawinenverschüttungs-Gerät (LVS-Gerät) abgesucht. Es folgt die "Grobsuche". Als Grobsuche bezeichnet man die Suche, ausgehend vom Erstsignal bis in den Nahbereich des Verschütteten von circa drei Metern. Ab circa drei Metern Entfernungsanzeige beginnt man mit der "Feinsuche". Da man mit den modernen LVS-Geräten eine genaue Positionsbestimmung durchführen kann, reicht es, wenn man den Punkt der geringsten Entfernung zum Verschütteten durch einmaliges "Einkreuzen" ermittelt. Die letzte Phase der Verschüttetensuche stellt die "Punktsuche" mittels Sonde dar.
Die größten Lawinenkatastrophen in Österreich
In Österreich gab es in der Vergangenheit mehrere Lawinenkatastrophen, bei denen viele Menschen ums Leben gekommen sind. Eine der größten Lawinenkatastrophen ereignete sich im Januar 1954 im Großen Walsertal in Vorarlberg, wo etwa 150 Schadenslawinen niedergingen und rund 280 Personen verschüttet wurden. 125 von ihnen kamen ums Leben. Eine weitere Lawinenkatastrophe ereignete sich im Jahr 1999 in Galtür, Tirol. Die Schneemassen begruben das Dorf unter sich. 31 Menschen fielen der Naturkatastrophe zum Opfer.
Um derartige Katastrophen zu vermeiden ist es wichtig, die Lawinenwarnstufen, Lawinengefahr und Lawinenlageberichte ernst zu nehmen und sich vor einer Tour über die Lawinengefahr zu informieren.
Wo informiere ich mich über die aktuelle Lawinensituation?
Die Lawinenwarndienste der einzelnen Bundesländer bieten einen Lawinenlagebericht an.
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