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Kurz hat Angst vor Nähe undRendi-Wagner fehlt ein Strache

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Sebastian Kurz führt auch eineinhalb Jahre nach seinen gewonnen Wahlen noch die Umfrage-Werte an. Die Beliebtheit scheint nicht abzureißen. Was ihm dennoch einmal zum Problem werden könnte, warum er sich mit Heinz-Christian Strache so perfekt ergänzt und wieso Pamela Rendi-Wagner jemand wie Strache zum Erfolg fehlt, erklärt Körpersprache Experte Stefan Verra.

Sebastian Kurz versucht als Regierungs- sowie ÖVP-Chef mittels „Message-Control“-System interne Uneinigkeiten auch intern zu belassen. Auch bei sich selbst erlaubt Österreichs Bundeskanzler keine Ausrutscher. Zumindest keine körpersprachlichen, wie Körpersprache-Experte Stefan Verra in seinem neuen Buch „Leithammel sind auch nur Menschen: Die Körpersprache der Mächtigen“ analysiert. Wie anstrengend es sein muss, wenn Kurz, selbst beim Wahlveranstaltungs-Wandertag am Berggipfel nie aus seiner Rolle fällt?

Kurz: Körpersprache steht nicht für Veränderung

„Vermutlich leichter als endlich mal los zu lassen“, glaubt Verra, der Kurz als jüngsten Politiker in seine Analyse integrierte, ihn aber als „körpersprachlich ältesten“ der Weltpolitiker wie Trump, Merkel, Macron und Co. bezeichnet. Der Grund: Kurz mache nur sehr kleine Bewegungen und diese langsam. Eher so wie ältere Menschen. Doch damit erfülle der Kanzler eine wichtige Emotion: Er vermittle dadurch: „Ihr könnt mir vertrauen, ich habe genug Erfahrung und kenne mich aus.“ Eigentlich paradox, findet Verra, denn oberflächlich wolle Kurz ja vermitteln, dass mit ihm, dem neuen, jungen Kanzler und ÖVP-Chef alles neu würde. Seine Körpersprache spreche aber nicht für großartige Veränderung.

„Körperliche Nähe hat er nicht so gern."

Zudem attestiert Verra Kurz eher eine Abneigung gegenüber Nähe. „Körperliche Nähe hat er nicht so gern. Er beugt sich gerne hin, aber die tatsächliche Nähe passiert nicht oben sondern unten. Wer wirkliche Nähe hat, zeigt die Nähe im Hüftbereich und Kurz ist mit seiner Hüfte sehr distanziert.“

Lieber ein wenig zu herzlich als ein wenig zu distanziert

Wer jedoch Angst habe vor zuviel Nähe, gäbe seine Alpha-Rolle sehr schnell auf, erklärt Verra. Und das könne man durchaus lernen. Man müsse natürlich nicht alles aushalten (Stichwort Übergriffigkeiten), aber um nicht aus der Alpharolle zu fallen gelte: „Lieber ein wenig zu herzlich als ein wenig zu distanziert.“

Kurz "wird nicht der sein, der die Leute in Euphorie versetzen kann"

In diese körperliche Distanziertheit gepaart mit der Schwierigkeit einmal loszulassen ahnt der Experte überhaupt ein künftiges Problem für Kurz. „Er ist zu eindimensional in seiner Emotionalität. Wenn man sich eine Wahlkampfveranstaltung etwa im Bierzelt vorstellt, wird er nicht der sein, der die Leute in eine Euphorie versetzen kann.“

© Video: News.at

Strache ergänzt Kurz perfekt

Wer jedoch genau das kann, ist sein Regierungspartner und Vizekanzler Heinz-Christian Strache. „Strache ergänzt die Emotionalität, die Kurz erfüllt, wunderbar,“ so Verra. Der FPÖ-Chef mache nämlich genau das Gegenteil von Kurz. „Er ist sehr hochfrequent und größer in seiner Amplitude. Er reduziert zwar in letzter Zeit ein wenig aber diese kleinen zuckenden Bewegungen, die er immer noch hat, signalisieren: ‚In ihm brennts immer noch.‘“ Und genau das würde erklären, warum die Regierung so einen großen Vorsprung hat: Kurz auf der einen Seite vermittele die Stabilität und Strache die Veränderung.

Somit könne der Erfolg von Sebastian Kurz nur im Zusammenhang mit Heinz-Christian Strache gesehen werden, beide allein seien zu eng im Abdecken ihrer Emotionalität.

Was Rendi-Wagner fehlt

Schwer hätte es durch dieses Zusammenspiel natürlich die Opposition. Und SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner stehe von der Emotionalität eher auf der Kurz- und Merkel-Seite. Sie vermittle dieses Ruhige, dieses Überlegte, dieses „Ich bin klug“, so Verra. Dies würde zwar ganz viele ÖsterreicherInnen emotional ansprechen (unabhängig von Parteivorlieben oder Ideologien), sei aber eine zu enge Emotionalität. Ihr fehlen völlig körpersprachliche Signale für „Wir müssen was verändern. Das kann doch so nicht sein.“ Also ihr fehle sozusagen ein Heinz-Christian Strache an der Seite, ein körpersprachlicher Mensch, der für diesen Aufruhr stehen würde, analysiert Verra. Die Versuche Rendi-Wagners, dieser Mensch selbst zu sein, funktionieren nicht, so der Experte. „Wenn Rendi-Wagner etwas versucht, was in ihrer Persönlichkeit nicht angelegt ist, wirkt es als würde Angela Merkel jetzt plötzlich auf die Tische springen und zum Heißa Hopsasa ansetzen.“

© Video: News.at

Schlüssel zum Erfolg

Prinzipiell, erklärt Verra, müsse ein Politiker, um erfolgreich zu sein, die Körpersprache seiner Wähler wiedergeben, denn „wer die Emotionen der WählerInnen am besten wiederspiegelt, wird die Wahlen gewinnen.“ Und das gilt nicht nur für die Welt der Politik, auch in der eigenen Beziehung zu dem oder der Vorgesetzten, dem oder der Partnerin sowie den Kindern sei dies ein Erfolgsrezept. Denn durch dieses Wiederspiegeln der Emotionen sei zunächst eine Beziehung entstanden, das Gegenüber habe das Gefühl „Der versteht mich“ und könne dann in weiterer Folge die Inhalte besser nachvollziehen.

Weitere Info:

Stefan Verra ist einer der gefragtesten Körpersprache-Experten in Europa. Der in München lebende Österreicher beschäftigt sich seit 20 Jahren intensiv mit der menschlichen Körpersprache. Er hält heute weltweit Vorträge, ist Gastdozent an mehreren Universitäten und ist mit seiner humorvollen Körpersprache-Show auf Tournee. Stefan Verra arbeitet auch mit Menschen mit Behinderungen und Menschen mit Autismus zusammen sowie mit Hospizen und in der Kinderkrebshilfe.
In seinem aktuellen Buch "Leithammel sind auch nur Menschen: Die Körpersprache der Mächtigen" analysiert er die Körpersprache von Politikern wie Donald Trump, Angela Merkel oder Sebastian Kurz.

Stefan Verra auf Tour:
09. April Wien
10. April Linz
03. Mai Salzburg
08. Mai Graz
09. Mai Klagenfurt
10. Mai Lienz
07. Juni Innsbruck
08. November Tagesseminar Wien

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