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Gerhard Haderer: News-Karikaturist im Porträt

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Gerhard Haderer
©Bild: imago images/SKATA
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Gleichzeitig schön, lustig und böse sind viele Cartoons von Gerhard Haderer, der seit 2017 für News zeichnet. "Wenn man etwas zu sagen hat, dann muss man auch bereit sein, Ecken und Kanten zu zeigen", sagt der österreichische Karikaturist in einem Interview. Große Bekanntheit erlangte er auch mit seinen politischen Cartoons.

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Steckbrief Gerhard Haderer

  • Name: Gerhard Haderer
  • Geboren: Am 29. Mai 1951 in Leonding, Oberösterreich
  • Beruf: Karikaturist
  • Signatur: HADES
  • Familienstand: verheiratet
  • Kinder: vier

Gerhard Haderer: Werdegang

Vom Werbegrafiker zum Karikaturisten wurde Haderer, als er ungefähr 30 Jahre alt war und in seinen kommerziellen Arbeiten zunehmend Satirisches durchschimmerte. "Wenn ich da die glückliche Hausfrau gezeichnet habe, die mit irgendwelchen Waren aus dem Supermarkt kommt, hatte die einen bestimmten Ausdruck, der die Auftraggeber irritierte", erzählt er in einem Interview mit der APA. So habe er seine Bestimmung entdeckt.

Zum Durchklicken:

"Das Leben des Jesus"

International bekannt wurde Haderer für seinen kontroversen Cartoon-Band "Das Leben des Jesus", das den Messias als Weihrauch-kiffenden Surfer darstellte. Das Buch sorgte nicht nur in Österreich für heftige Reaktionen. Ein Gericht in Griechenland verurteilte ihn im Jahr 2005 in Abwesenheit zu sechs Monaten Haft wegen Verletzung des öffentlichen Anstandes und religiöser Gefühle. In zweiter Instanz wurde das Urteil aufgehoben. Auch danach nahm Haderer die Kirche aufs Korn. In seinem großformatigen, altmeisterlichen Ölgemälde aus dem Jahr 2014 versohlt Jesus dem Papst im Vatikan den nackten Hintern. Einige der anwesenden Kardinäle schauen entsetzt, andere beobachten die Szene mit interessiertem Blick.

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Gerhard Haderer vor einer seiner Karikaturen © imago images/localpic

Haderer über Zensur der Zeitungen

Satiriker machen sich angreifbar und müssen damit umgehen, sagt Haderer. Nach dem tödlichen Terroranschlag auf die Redaktion der Pariser Satirezeitschrift Charlie Hebdo im Jahr 2015 kann man jedoch aus seiner Sicht begabten jungen Menschen nicht mehr empfehlen, Karikaturisten zu werden. "Es ist ganz klar, dass es hier eine Zäsur gibt", so Haderer. Zeitungen würden nun Selbstzensur üben. Außerdem sei das Internet schneller und spontaner als gedruckte Publikationen. "Die beste Satire passiert derzeit im Netz."

Haderer und Kurz

Dass er nicht vor Kontroversen zurückschreckt, hat Gerhard Haderer auf in der österreichischen Innenpolitik bewiesen. Im März 2021 ließ er ein 230 Quadratmeter großes Bild von Bundeskanzler Sebastian Kurz an einer Hausmauer im Zentrum Wiens anbringen. Auf der Brust des ehemaligen Kanzlers klaffte ein herzförmiges Loch - als Kritik an dessen restriktiven Migrationspolitik. Haderer nahm Kurz häufig ins Visier. Kurz sei als perfekter Medienpolitiker ohne erkennbare Substanz eine Ausnahmeerscheinung, meinte der Karikaturist damals: "Das ist eine Art von Plastikfigur, die da designt wurde, oder die er selbst designt hat."

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Gerhard Haderers Riesen-Bild vom "herzlosen Sebastian Kurz" © imago images/Viennareport

Veröffentlichungen

Haderer veröffentlicht trotzdem weiterhin auf Papier. Seit Februar 2017 erscheint wöchentlich eine seiner Zeichnungen im News-Magazin. Außerdem erscheint monatlich "Moff", ein Haderer-Heftchen im Miniaturformat. Nebenbei betreibt der in Linz und am Attersee lebende Cartoonist die "Schule des Ungehorsams", die Menschen zum satirischen Widerstand animieren will. Neben Ausstellungen und Diskussionsveranstaltungen bietet diese Plattform auch an Schulen Workshops über politische Karikaturen an.

Zukunft

Seinen Pinsel und Stift will er auch mit über 70 noch nicht ablegen. "Ich werde mich so lange der Malerei und Zeichnerei widmen, solange mir das Spaß macht, solange das eine bestimmte Leichtigkeit hat", sagt er anlässlich seines Geburtstags 2021. "Anstrengung war noch nie meine wirkliche Bestimmung."

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