Er ist der große Publikumsliebling des österreichischen Fernsehens: Harald Krassnitzer. Als "Bergdoktor" schaffte er den Durchbruch, als Moritz Eisner mischt er seit Jahren den "Tatort" auf. Doch wie tickt der gebürtige Salzburger abseits der Kameras? Und wie politisch ist er (noch)? Ein Porträt.
Name: Harald Krassnitzer
Geboren: 10. September 1960 in Grödig bei Salzburg
Beruf: Schauspieler
Mitgespielt in: "Tatort" (seit 1999), "Der Winzerkönig" (2005-2009), "Der Bergdoktor" (1997-2005), Landkrimis, Traumschiffe,...
Wohnort: Mieming in Tirol und Wuppertal
Familienstand: Verheiratet mit Ann-Kathrin Kramer seit 2009
Der 60. Geburtstag oder der 50. "Tatort". Jubiläen wie diese würden die meisten Menschen wohl groß feiern. Nicht aber Harald Krassnitzer. Und das hatte nichts mit der Corona-Pandemie zu tun. Vielmehr könne er "mit Anniversarien nicht gut umgehen", erklärt der Publikumsliebling im März 2021 im Gespräch mit News.at. Er habe mit diesem "selbstverliebten Rausch" in den man dabei stürze, immer schon wenig anfangen können, übt sich der Schauspieler in Bescheidenheit.
Dabei hätte Krassnitzer natürlich Grund, sich für seine Leistungen feiern zu lassen, denn nicht viele Schauspieler sind derart präsent im heimischen Fernsehen und derart etabliert in ihrer Position.
Harald Krassnitzer: Eltern und Lehre
Eigentlich hat der 1960 in Grödig in Salzburg geborene Sohn eines Schlossers und einer Fabriksarbeiterin nach seiner Matura zunächst eine Lehre zum Speditionskaufmann absolviert. Schauspielluft aber schnupperte er schon mit zehn Jahren bei einem Hirtenspiel und das Feuer war wohl entfacht, denn parallel zu seiner Lehre absolvierte er auch eine Schauspielausbildung an der Elisabethbühne in Salzburg, worauf Engagements am Grazer Schauspielhaus, am Wiener Volkstheater oder am Staatstheater Saarbrücken folgten – und der Speditions-Karriere wohl recht schnell den Todesstoß versetzen.
Durchbruch als "Bergdoktor"
Der Durchbruch gelang Krassnitzer schlussendlich aber in einem anderen Metier: Beim Fernsehen. Es war im Jahr 1997 als er, damals noch recht unbekannt, als Nachfolger von Gerhard Lippert in der beliebten Serie "Der Bergdoktor"engagiert wurde, eine Rolle mit der sein Name auch heute noch oft assoziiert wird. Für Krassnitzer war dieses Engagement nicht nur in Hinblick auf seine Karriere entscheidend, sondern auch "weil ich dort auf eine Gruppe von Menschen getroffen bin, die mir dieses Geschäft liebevoll und mit äußerster Geduld überhaupt erst beigebracht haben." Doch auch wenn der "Bergdoktor" für ihn das große Sprungbrett war, so sieht er in seinem Nachfolger jenen Mann, der der Serie selbst wieder auf die Sprünge half: "Ich glaube, dass der Bergdoktor momentan in einem viel größeren und besseren Maße als ich das ausfüllen konnte von Hans Siegl besetzt ist, der aus einer Materie, die wirklich belastet war im Sinne von 'klassischer Heimatfilmserie' etwas ganz Modernes gemacht hat und dem eine ganz andere Dimension verliehen hat", streut Krassnitzer dem aktuellen "Bergdoktor" Rosen.
Serien-Tipp von Harald Krassnitzer: Years and Years.
"Eine sehr dystopische englische Serie, die ich sehr gebannt geschaut habe."
Harald Krassnitzer und der "Tatort"
Eine ganz andere Dimension verlieh er selbst wiederum einer anderen Serie. Erst mit seinem Einstieg in den "Tatort" im Jahr 1999 als Ermittler Moritz Eisner wurde die Österreich-Ausgabe zu einem eigener Ableger in die internationale Tatort-Reihe aufgenommen und zählt zu den andauernden Quoten-Erfolgen im ORF. Außerdem ist das Ermittler-Duo, das Krassnitzer gemeinsam mit Adele Neuhauser als Bibi Fellner bildet, eines der beliebtesten im "Tatort"-Universum und Krassnitzer selbst wurde für seine Rolle als Kommissar Eisner zweimal mit der Romy ausgezeichnet.
Verhältnis zu Moritz Eisner
Doch Krassnitzer schaut auch hier ungern zurück, hat keine Lust auf Rückblicke: „Was da vor 20 Jahren war, hat mit dem Heute nichts mehr zu tun.“ Das einzig Interessante in Hinblick auf diese lange Zeitspanne, sei für ihn die Entwicklung der Figuren, nämlich „dass wir uns diesen Raum offen gehalten haben, die Figuren wachsen zu lassen und eigentlich bis heute nicht wissen, wo sie sich noch überall hinbewegen können. Wir lassen diese Figuren in ihrer Unfertigkeit, in ihrer Heldenlosigkeit.“
Und gerade in diesen „völlig nackten“, gar nicht heldenhaften Momenten entwickeln sie die größten Fähigkeiten – und berühren am meisten. Für Krassnitzer genau der Punkt, wo es als Schauspieler spannend werde, nämlich,wenn man ein schönes Narrativ schaffe, eines das berührt – oder sogar irritiert oder verstört.
"Tatort" nur ein Teil des Ganzen
Doch so sehr Krassnitzer im "Tatort" präsent ist und der "Tatort" natürlich in seiner Karriere eine wichtige Rolle spielt, hat die Krimiserie in seinem eigenen Leben weit weniger Präsenz als oft angenommen, erklärte Krassnitzer gegenüber der APA zu seinem 60er: "Für mich ist der 'Tatort' eigentlich nie so dominant in meiner Karriere gewesen, wie es manchmal von außen wirken mag. Ich drehe im Schnitt zwei Mal im Jahr eine Folge, mache aber auch viele andere Sachen dazwischen."
Soziale Engagements und Politik
Darunter fallen nicht nur Aktivitäten vor der Kamera oder etwa ein Buch über "Rauhnächte", das er 2019 veröffentlicht hat, sondern auch diverse wohltätige Projekte. So ist er etwa Unterstützer der Hilfsorganisation AMREF Austria (African Medical and Research Foundation) oder engagiert sich für die Opferschutzorganisation Weißer Ring sowie 2015 bei den "Voices of Refugees" am Heldenplatz. Darüber hinaus beteiligte er sich auch immer wieder an SPÖ-Wahlkämpfen und saß etwa im Personenkomitee des einstigen Bundeskanzlers Werner Faymann.
Harald Krassnitzer: Abkehr von politischen Engagements
Doch die Zeiten des politischen Engagements dürften – zumindest vorerst – der Vergangenheit angehören. „Es gab Zeiten, wo ich mich durchaus politisch geäußert habe, wo ich aber auch gelernt habe, dass nicht alles, was man von sich gibt, von einem Wahrheitsgehalt ist und auch nicht immer den Anspruch hat“, gibt er sich heute etwas distanzierter.
Die "Erregungskultur"
Die Welt sei differenzierter, als sie nur aus einer Warte heraus zu betrachten und so nehme er zwar natürlich durchaus noch Dinge wahr, müsse sie jetzt aber "nicht mehr permanent in eine Erregungskultur bringen." Eine Kultur, die er sehr kritisch sieht: "Wenn wir uns fragen: 'Wie hätten wir es gemacht, was wäre die Lösung?', kommt meist schnell ein Punkt, an dem wir merken, dies und jenes nicht berücksichtigt zu haben. Und dann relativiert sich der Anspruch des Kritischen sehr schnell und es geht um etwas anderes als die Lösung eines Problems, nämlich um Aufmerksamkeit, Einflussnahme oder Partikularinteressen und das habe ich in den letzten Jahren zunehmend gemerkt, dass mich das am wenigsten interessiert am politischen Prozess."
Corona und die Metamorphose
Die so einschneidende Corona-Pandemie hat zwar kaum zur kollektiven Abregung beigetragen, aber sie habe, so Krassnitzer „unsere Achillesversen aufgezeigt“, etwa in Fragen der internationalen Zusammenarbeit oder der Digitalisierung an Schulen. Und der Prozess der Beantwortung dieser Fragen nach nicht weniger als der Gestaltung unserer Zukunft sei somit unweigerlich angestoßen. „Dass dieser Prozess nicht schmerzfrei ablaufen wird, darüber brauchen wir uns nicht in die zu Tasche lügen, aber es ist die Wirklichkeit, mit der wir konfrontiert sind und wir werden uns mit ihr auseinandersetzen müssen. Und wenn wir das bewältigt haben, können wir viel daraus lernen“, so Krassnitzer 2021.
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Harald Krassnitzer und Ann-Kathrin Kramer
Privat ist Harald Krassnitzer mit Schauspielkollegin Ann-Kathrin Kramer liiert. Krassnitzer und Kramer sind seit 1999, als sie sich bei Dreharbeiten kennenlernten, ein Paar, seit 2009 verheiratet. Sie leben gemeinsam im Wuppertal und in Tirol.
Kinder
Gemeinsame Kinder gibt es keine, Krassnitzer ist aber "Bonus-Papa" von Kramers Sohn Leo, den diese aus einer früheren Beziehung mit einem Kollegen ihres Gatten, nämlich "Tatort"-Star Jan Josef Liefers, hat. Ein Dreieck, das mitnichten das Zeug für Komplikationen besitzt, aber in Wirklichkeit weit davon entfernt ist, wie Krassnitzer einst der Zeitschrift "Für Sie" erzählte. Liefers sei im Hause Kramer-Krassnitzer "ein gern gesehener Gast" und besuche seinen Sohn, wann immer er könne.