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Großarl: Wandern durch das Tal der Almen

Aktualisiert
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11 min
Tappenkarsee

Tappenkarsee

©iStockphoto.com/NatureNow
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Bergseen, Wege mit Panoramablick und eine Vielzahl an bewirtschafteten Almen: Die dreitägige Weitwanderung im Großarltal ist ein Genuss und entschleunigt.

Eigentlich hat Stefan Staudinger Betriebs- und Sozialwirtschaft in Wien studiert und noch nie zuvor eine Kuh gemolken. Doch mittlerweile ist es bereits der zweite Sommer, den er auf der Draugsteinalm-Steinmannhütte verbringt. Die Hütte liegt idyllisch, so wie eigentlich fast alle, an denen Wanderer während der Drei-Tages-Tour im Tal der Almen vorbeikommen. So ragt auf der einen Seite der Steinmannhütte der 2.356 Meter hohe Draugstein empor, auf der anderen fallen die Wiesen steil ins Tal ab.

Die Weitwanderung startet beim Parkplatz Hallmoosalm in Hüttschlag und endet drei Tage später, nach 31 Kilometern und 2.200 Höhenmetern, bei der Sonneggbrücke in Großarl.

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Wanderung: Hüttschlag Hallmoosalm bis Großarl - Sonneggbrücke

 © News

Die erste Etappe führt zunächst über das Karteistörl zum Tappenkarsee. Der Bergsee auf 1.762 Metern ist nur eines der Highlights dieser Tour. Am Ufer des Sees befindet sich die Tappenkarseealm, die erste bewirtschaftete Alm, an der man vorbeikommt. Gleich dahinter geht es steil hinauf zum Draugsteintörl (2.077 Meter). Auf dem Weg weiter zu den Draugsteinalmen werden bereits die Kuhweiden, die zu diesen Almen gehören, passiert.

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Sauerkäse und Butter

Jeden Tag steht Stefan Staudinger oder eine seiner beiden Kolleginnen um fünf Uhr in der Früh auf, um die neun Milchkühe auf den weitläufigen Weiden zu finden und in den Stall zu treiben. "Dabei helfen uns die Glocken sehr", erklärt Staudinger. "Bei Nebel hätten wir sonst keine Chance, die Tiere zu finden."

Zwei Mal täglich - in der Früh und abends - werden die Kühe gemolken und die Milch umgehend weiterverarbeitet. "Ich habe ungefähr eine Woche an intensivem Training benötigt, um das Melken zu lernen", sagt Staudinger. Mittlerweile gehört es zu seinen Lieblingstätigkeiten. Jede der Kühe gibt rund 20 Liter Milch pro Tag. Daraus werden Butter und Sauerkäse, eine für das Großarltal typische Spezialität, produziert. Der Käse reift auf der Alm und mit dem Ende des Sommers werden die Laibe dann mit der Materialseilbahn ins Tal geschickt.

Die Molke, die bei der Käseproduktion entsteht, wird übrigens nicht weggeschüttet, sondern ebenfalls verwertet: Drei Schweine leben auf den steilen Hängen und bekommen diese als Futter.

Um zehn Uhr, wenn die Übernachtungsgäste auf der Alm schlafen gehen, ist auch Staudingers Tag schließlich beendet. Es ist ein langer Arbeitstag, doch ihm gefällt dieses Leben: "Die Arbeit ist erfüllend. Du hast etwas in den Händen gehabt und etwas gemacht. Dazu kommt, dass die Arbeit von den Gästen geschätzt wird."

Kuchen und Brot

Am nächsten Tag geht es weiter über den Filzmoossattel. Am Wegrand blühen Enziane und der Almrausch. Und mit etwas Glück können während der Wanderung sogar Murmeltiere beobachtet werden.

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Auf der Filzmoosalm kümmert sich Manfred um die Tiere. Seine Frau Bettina verarbeitet die Milch zu hochwertigen, geschmackvollen und innovativen Produkten

 © Filzmossalm/Martin Huber

Anschließend führt der Weg zur Filzmoosalm. Bettina und Manfred Huber ziehen mit ihren Kindern jeden Sommer von ihrem Prommegghof, der seit 1350 von Generation zu Generation weitergegeben wird, auf diese Alm. Für Bettina spielt das Tierwohl eine große Rolle, und sie möchte auch den Gästen vermitteln, dass diese durch ihren Konsum und durch ihre Kaufentscheidung selbst dazu beitragen können, wie die Tiere gehalten werden. "Bei uns haben die Kühe 365 Tage Freiraum. Jeden Kuh hat einen Namen", erklärt die Bäuerin.

Ihre Alm ist äußerst familienfreundlich. Es gibt einen Spielplatz, sowie begehbare Hasen-, Schaf-und Ziegengehege. Bei den angebotenen Speisen wird darauf geachtet, dass möglichst viel aus eigener Erzeugung stammt: Die Oma bäckt den Kuchen und das Brot, sämtlicher Käse wird auf der Alm oder am Hof im Tal produziert, auch Wurst und Speck stammen zum Großteil von eigenen Tieren.

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Joghurt und Eis

Bettina Huber kreiert immer wieder neue Produkte: So erzeugt sie seit 2020 Joghurt und seit Kurzem sogar Eis. "Wir haben die Vanille, Schokolade und Natur, also reines Milcheis", beschreibt sie das Sortiment. Für die Produktion wurde eigens ein neuer Stall am Prommeggerhof gebaut und eine moderne Käserei angeschlossen.

Anschließend geht es weiter über die Loosbühelalm, auf der auch Ziegenmilch und -käse produziert wird, und zur Ellmaualm mit ihren zehn Schlafplätzen.

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Die Ellmaualm ist der perfekte Ort für die Übernachtung am zweiten Tag. Sobald die Tagesgäste wieder im Tal sind, kehrt Ruhe ein

 © Tourismusverband Großarltal

Um am nächsten Tag aufs Gründegg zu gelangen, stehen zwei Möglichkeiten zur Auswahl: der steile, direkte Weg hinter der Ellmaualm. Oder aber der empfehlenswerte Umweg über die Tröge. Denn wandert man gleich nach dem Frühstück los, so hat man diese kleinen, erfrischenden Bergseen ganz für sich alleine.

Am 2.168 Meter hohen Gründegg angekommen, ist das Panorama einzigartig. Es erstreckt sich vom Hochkönig bis hin zu den Hohen Tauern. Ein Ausblick, der die Wanderer bis zum Penkkopf begleitet. Denn der schmale Weg dorthin verläuft entlang des Bergkamms.

Traditioneller Knetkäse

Vom Penkkopf beginnt schließlich der Abstieg zur Karseggalm. Sie ist über 400 Jahre alt und damit die älteste Alm des Großarltals. "Die Hütte ist seit 200 Jahren im Besitz der Familie", erklärt Willi Gruber. Es gibt hier keinen Strom, der Boden ist aus Lehm und beheizt wird sie nach wie vor mit einem offenem Feuer in der Mitte des Raums. Dieses Feuer dient gleichzeitig zur Herstellung des Knetkäses, den Willi Gruber als einer der letzten noch nach traditionellem Rezept herstellt.

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Die Karseggalm ist mit über 400 Jahren die älteste Alm des Großarltals. Willi Gruber stellt hier noch Knetkäse nach altem Rezept über offenem Feuer her

 © Tourismusverband Großarltal

Von hier aus geht es weiter bergab, dem Ziel der Wanderung, der Sonneggbrücke, entgegen. Und nach den drei Tagen auf den Almen wird klar, warum die Bäuerinnen und Bauern so gerne auf der Alm sind. Es ist eine andere Welt: anstrengend und ohne offensichtlichen Luxus. Doch die Natur ist wunderschön. Es gibt keine Hektik und oft kein Handynetz, dafür den Geschmack von frischer Milch und selbst gebackenem Brot.

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 © News

Der Beitrag erschien ursprünglich im News 28+29/2022.

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