Geboren und aufgewachsen in einer kleinen steirischen Gemeinde lebt und arbeitet Florian Krammer heute in New York. Seit Jahren forscht er dort an einem universellen Grippeimpfstoff. Bei der Entwicklung eines Corona-Antikörpertests war er ganz vorne mit dabei. Zudem versorgt er die Welt unermüdlich mit Informationen zur Pandemie. Ein Blick auf das Leben des international renommierten Virologen und Impfstoffexperten.
Steckbrief Florian Krammer
Name: Florian Krammer
Geboren: 1982 in Pack, Steiermark
Ausbildung: Studium der Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur Wien
Beruf: Professor für Impfstoffkunde an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York
Wohnhaft in: New York City
Familienstand: verheiratet
Auf seiner Twitter-Seite heißt es: "Viruses, viruses, viruses and vaccines" - fünf Worte, und es ist klar, welchem Forschungsgebiet sich der gebürtige Steirer verschrieben hat. Florian Krammer wurde 1982 in der heute 400 Seelen großen weststeirischen Gemeinde Pack geboren. Schon in jungen Jahren zeigte sich, in welche fachliche Richtung es einmal gehen sollte. An der Universität für Bodenkultur Wien studierte Krammer Biotechnologie. Erstmals mit der Influenza-Forschung in Berührung kam er während eines Ferialpraktixums bei Baxter International. Das Interesse für dieses Gebiet ließ ihn bis zum heutigen Tage nicht mehr los.
Mit seiner Frau, der Genetikerin Christine Marizzi, zog er 2010 nach New York, wo er seit 2013 an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai ein eigenes Labor - das Krammer Laboratory - leitet. Zusammen mit dem Virologen Peter Palese forscht er an universellen Grippeimpfstoffen sowie Impfstoffen gegen Hanta-, Lassa- und Ebolaviren. Die Corona-Pandemie brachte dem international renommierten Virologen einen weiteren Forschungsschwerpunkt: Sars-CoV-2. "Er weiß mehr als wir alle zusammen", sagte die renommierte Virologin Dorothee von Laer über Florian Krammer laut "kleinezeitung.at". Zudem weiß er, dass man sein Wissen nicht wie ein Geheimnis hüten, sondern so gut als möglich unter die Menschen bringen muss. Und das tut er auch.
Florian Krammers Aufgabe als Wissensvermittler
Bezogen auf die Pandemie betont Krammer gegenüber der APA, dass er stets versucht, "viel unabhängige Info zu bieten", die Sachlage unaufgeregt auf eine Weise zu schildern, die auch "meine Großeltern verstehen". Ebenso wichtig ist es für ihn "nicht Wasser zu predigen und Wein zu trinken". Daher habe er sich bereits im Zuge einer Studie gegen Covid impfen lassen und darüber gesprochen, um Menschen die Angst zu nehmen. Über 266.000 Personen folgen Krammer mittlerweile auf Twitter (Stand 11. Jänner 2022). Er ist Redaktionsmitglied verschiedener Fachzeitschriften sowie Mitglied des Covid-19-Fachrats von "Der Standard". Wobei er dort, wo notwendig, nicht an Kritik spart.
Weitere Porträts von bedeutenden Persönlichkeiten:
So beanstandete Krammer etwa die anfängliche Arroganz gegenüber dem "chinesischen Virus" nicht nur seitens der USA, sondern auch seitens Europa. Auch die Lockerungen der Lockdown-Maßnahmen kurz vor Weihnachten 2020 betreffend nahm sich der Virologe kein Blatt vor den Mund. Damals kommentierte er die vonseiten der türkis-grünen Regierung getroffene Entscheidung folgendermaßen: "Aus virologischer Sicht ist das nicht besonders klug." Seine im Gespräch mit Claudia Stöckl geäußerte Befürchtung, dass die Lockerung der Maßnahmen einen explosionsartigen Anstieg der Infektionsfälle nach sich ziehen könnte, bewahrheitete sich.
Links zu Florian Krammer:
Florian Krammer auf Twitter
Florian Krammer auf Wikipedia
Icahn School of Medicine at Mount Sinai
Bei Antikörpertest-Entwicklung vorn dabei
Schon kurz nach dem Beginn der Pandemie wartete Krammer mit wegweisenden Erkenntnissen auf: Er war einer der ersten Forscher weltweit, die einen Antikörpertest auf Sars-CoV-2 entwickelt hatten. Im August 2021 sprach er sich für sogenannte Nasenvakzine aus. Ein Impfstoff, der per Spray über die Nase verabreicht wird, wäre seiner Ansicht nach nicht nur für Kinder interessant, sondern möglicherweise auch für den ein oder anderen mRNA-Impfstoffskeptiker. "Da lassen sich vielleicht schon noch Leute überzeugen, weil es im Prinzip nichts anderes als der Zecken- oder Influenzaimpfstoff wäre", erklärt er gegenüber der APA.
Apropos Impfskeptiker: Weil sich gezeigt habe, dass viele Teile der Bevölkerung kaum Vertrauen zur Wissenschaft haben, müsse man auf die Menschen "auf Augenhöhe" zugehen und Zweifel und Fragen ernst nehmen. Die ursprünglich für Februar 2022 angedachte österreichweite Impfpflicht bewertet der Impfstoffexperte zweischneidig. Ihm zufolge sei eine Impfpflicht als "kontroversielles letztes Mittel" nicht unbedingt eine schlechte Idee. Allerdings hätte er es "schöner gefunden, wenn man positive Kampagnen gehabt und man Leute davon überzeugt hätte, sich impfen zu lassen." Denn: "Jemand zu etwas zu zwingen, ist nie eine gute Idee."
Wichtige berufliche Stationen | |
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2010 | Abschluss des Studiums der Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur Wien |
2010 | INiTS - Innovation into Business Award, Erster Preis in der Kategorie Life ScienceÖsterreich |
seit 2010 | Forschung u.a. an universellen Grippeimpfstoffen an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York |
2011 | Erwin Schrödinger Fellowship (FWF/FWF) |
2012 | Ausbildungsstipendium für Exzellenzzentren in Influenzaforschung und -überwachung (CEIRS) |
seit 2013 | Leitung eines Forschungsteams an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai |
2013 | Options for the Control of Influenza VIII Promising Investigator Stipendium |
2014 | ESWI Young Scientist Travel Award und "Young Scientist Co-Chair" |
2014-2017 | Mitglied des Vaccine and Edward Jenner Vaccine Society Young Investigator Program (YIP) |
2019 | Stiftungsprofessor für Vakzinologie, Icahn School of Medicine at Mount Sinai |
seit 2019 | Principal Investigator des Sinai-Emory Multi-Institutional Collaborative Influenza Vaccine Innovation Center (SEM-CIVIC) |
Florian Krammer im Licht der Öffentlichkeit
Und wie geht es dem umtriebigen Corona-Kommunikator damit, nicht mehr nur in seiner Rolle als Forscher im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen? In der Pandemie sei es schlichtweg mit zur Aufgabe von Wissenschaftern geworden, sich zu exponieren. Über Privates zu plaudern sei für den Vakzinologen ein Schritt aus seiner Komfortzone heraus. Allerdings ein notwendiger, wie er betont. Manchmal braucht es eben mehr als reine Fakten, um Menschen von der Sinnhaftigkeit einer Sache zu überzeugen.
Was also tut der gebürtige Steirer, wenn er nicht forscht, lehrt oder die Welt mit Corona-Updates versorgt? Die Antwort lautet laufen, Rad fahren, wandern, angeln und Schwammerl suchen: "Wenn ich Schwammerl suchen gehe, denke ich nicht an Viren", wird er von "kleinezeitung.at" zitiert. Schwammerlsuchen - das erinnert ein bisschen an die Heimat. Ebenso wie die Paradeiser aus Bärnbach, die von der Großmutter geschickt wurden und jetzt auf einem Dachgarten in New York City wachsen und gedeihen. "Wir haben auch Röhrlsalat und Brennnesseln für Spinat angepflanzt", erzählt der Virologe. "Die Steiermark darf einfach nicht fehlen."
Was ebenso wenig fehlen darf, ist der Sinn für Humor. Den beweist Krammer, wenn er etwa ein Foto, das während eines Vortrags von ihm entstand, postet und es mit den Worten kommentiert: "Großartiger Screenshot - es scheint, als würde ich Grimassen schneiden, während ich einen Vortrag halte." Es tut gut zu sehen, dass der weltweit angesehene Experte - so ernst die Thematik, der er sich widmet, auch ist - nach wie vor über sich selbst schmunzeln kann.