Es gibt teure Luxusimmobilien in Wien. Und es gibt richtig teure. Letztere werden gelegentlich auch damit beworben, überhaupt die teuersten Wohnungen der Stadt zu sein. Ein Blick durch das Schlüsselloch in die Wohn(t)räume der anderen.
Mit dem gewissen Kleingeld in der Tasche hat man auch in Sachen Wohnen die Qual der Wahl: Einmal quer durch die Lobby durch oder doch lieber der separate Nebeneingang? Schnöder Lift oder Prunkstiege? Oben angekommen, wird natürlich nicht einfach die Tür zu einer Wohnung aufgeschlossen. Nein, hier im neu renovierten Palais am Parkring 14 gegenüber vom Stadtpark wohnt man nicht, sondern residiert - zum Beispiel in der Bel Ètage, Wiens derzeit exklusivstem Luxuspenthouse. Die Prunkräume in den Almanac-Residenzen sind aus dem 19. Jahrhundert. Oben an der Decke beeindrucken Stuckdetails, kostbare Holzvertäfelungen und aufwändig restaurierte Deckengemälde. Am Boden glänzen französische Parkettböden. Zwischen oben und unten lassen sich knapp fünfeinhalb Meter messen. Noble Eleganz und ganz viel Luxus haben freilich einen Preis: 32,5 Millionen Euro müssen für den prunkvollen Wohntraum auf den Tisch gelegt werden. Geboten werden dafür 1.132 Quadratmeter Wohnraum auf zwei Etagen, acht Schlafzimmer, neun Badezimmer und eine rund 100 Quadratmeter große Dachterrasse.
Vergleichsweise ein Schnäppchen sind dagegen die anderen Residenzen, die in dem Palais ebenso zum Verkauf stehen: Die günstigste Einheit mit immerhin noch 170 Quadratmetern Wohnfläche gibt es bereits für 4,25 Millionen Euro. 10,9 Millionen Euro sind für 403 Quadratmeter veranschlagt. Im Kaufpreis inklusive sind der in dieser Preisklasse obligatorische Conciergeservice und ein Wellness- und Fitnessbereich mit Pool, der im Zuge des ebenfalls zum Projekt zählenden Fünf-Sterne-Hotels Almanac Vienna im kommenden Jahr eröffnet wird. "Das ist mit Abstand das beste Projekt, das es in Österreich gibt. Für das gleiche Produkt zahlt man in London das Vierfache", sagt Thomas Hopfgartner, Inhaber von Living de Luxe Real Estate. Hopfgartner vermarktet Luxusimmobilien vorrangig in Wien, in Kitzbühel und rund um den Wörthersee.
Mit der Vermarktung der Luxuswohnungen am Parkring ist er gerade erst gestartet. Zwei der zwölf Wohneinheiten haben bereits den Besitzer gewechselt. Ob sich auch ein Käufer für die Bel Ètage findet? Warum nicht, meint Hopfgartner. "Es gibt auch Leute, die wollen die größte Yacht in Monaco haben. Ob das Penthouse jetzt 28 oder 35 Millionen Euro kostet, spielt keine Rolle. Eine besondere Immobilie hat keinen Preis, die hat einen Wert." In dieser Preisklasse gehe es weniger um goldene Wasserhähne, sondern vor allem um Exklusivität -und die beginnt mit der richtigen Postleitzahl auf der Visitenkarte.
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Rekordhalter und Ladenhüter
Luxuspenthouses zu Luxuspreisen wurden auch schon in der Vergangenheit in Wien angeboten. Preisrekord-Halter war lange Zeit ein Penthouse im "Goldenen Quartier" von René Benko. 2013 wechselten 400 Quadratmeter um 11,25 Millionen Euro den Besitzer. 14,2 Millionen Euro wurden ein Jahr zuvor für ein 520 Quadratmeter großes Penthouse mit Terrasse im Palais Principe, dem Haus an der Anker Uhr am Hohen Markt, aufgerufen. Erstmals konnte bei diesem Penthouse auch die magische Kaufpreis-Schallmauer von 20.000 Euro pro Quadratmeter durchbrochen werden. Doch die damals "teuerste Wohnung von Wien" erwies sich als Ladenhüter. Wer will schon Millionen auf den Tisch legen, wenn im Erdgeschoß ein Supermarkt ist, hieß es seinerzeit hinter vorgehaltener Hand.
Mehr Prestige, weniger Verstand
Aktuell ist die Bel Ètage am Parkring 14 mit einem Verkaufspreis von 32,5 Millionen Euro mit dem für Aufmerksamkeit sorgenden Label "teuerste Luxuswohnung von Wien" versehen. Ein Ausreißer? Ein Marketinggag? Beides, meint John Philipp Niemann, Geschäftsführer von Engel & Völkers in Wien. "Solche Immobilien sind absolute Ausreißer, wo sich auch immer die Frage stellt, wer das kauft. Da geht es viel um Prestige. Mit Verstand hat das am Ende nichts zu tun."
In eben diesem Prestige-Ranking wollen auch die Investoren vom Börseplatz 1 mitspielen, die der ehemaligen K.K. Telegrafen Centrale ein luxuriöses Innenleben verpasst haben. 15 Jahre stand die einstige Kommunikationszentrale der Donaumonarchie leer, dann wurde um- und ausgebaut. Auch Käufer mit besonders viel Platzbedarf hätten hier fündig werden und zugleich die "teuerste Wohnung Wiens" ihr Eigen nennen können: 2.000 Quadratmeter Wohnfläche zu einem Kaufpreis von 40 Millionen Euro. Das war 2018. Im Jahr 2021 ziehen gerade in den unteren Etagen des Prachtbaus die ersten Bewohner ein.
Hinter der Tür 403 haben hingegen noch die Handwerker das Sagen. Ein schmaler Holzbalken führt in das Aurora-Loft, das Engel-&-Völkers-Makler Christian Wöss angesichts von 512 Quadratmetern Wohnfläche, 27 Metern Fensterfront und einer Raumhöhe von über sieben Metern als "Ballsaal" anpreist. Der Kaufpreis: 10,5 Millionen Euro. Der Haken: denkmalgeschützte Decken und Wände, die der Umbaufantasie künftiger Bewohner durchaus Grenzen setzen, schließlich darf in die Wände nicht gebohrt werden. "Für solche Immobilien braucht es einen abenteuerlustigen Kunden", gesteht Wöss. "Aber am Ende findet jede Immobilie einen Käufer."
Falsche Lage, aber bester Ausblick
Verkauft wird ein Edelrohbau - also weiße Wände, Eichenparkett, Türbeschlag wahlweise Marke Alt-Wien oder gebürsteter Edelstahl, dazu Feinsteinzeug in den Bädern. Der Rest ist Sache des Käufers. Zum Verkaufspreis, der je nach Lage der Wohnung zwischen 7.500 und 23.000 Euro pro Quadratmeter liegt, kommen noch rund 3.000 Euro pro Quadratmeter für den Ausbau oben drauf.
Wenig imperialen Glanz, dafür viel Glas in luftiger Höhe bieten die sechs bis zu 300 Quadratmeter großen Penthouses, die derzeit in den Etagen 39 bis 41 in 139 Meten Höhe im Marina Tower am Donauufer errichtet werden. Mit einem Verkaufspreis ab 2,5 Millionen Euro spielen sie preislich in einer anderen Liga. Und auch was die Lage betrifft, rümpft der ein oder andere Luxusmakler schon mal die Nase. Andererseits: Höher als hier lässt sich kein Ausblick von einer Penthouse-Terrasse genießen. Und Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden ...
Dieser Beitrag erschien ursprünglich im News 16/2021.