Der Fall der am Montagabend in Edlitz in ihrem Haus getöteten 85-Jährigen war nach Ermittlungsstand vom Dienstag wohl keine "Home Invasion". Die Bluttat erinnerte aber frappierend daran. Zuletzt nahmen Räuber in Salzburg vier Personen als Geiseln und zwangen eine Juwelierin, Schmuck aus dem Geschäft zu holen. Kennzeichnend ist in diesen Fällen laut Bundeskriminalamt (BK) die Brutalität der Täter.
Was sind "Home Invasions"?
Laut BK sind "Home Invasions" als Raubüberfälle in Wohnungen oder Wohnhäusern definiert. Die Täter legen es bewusst darauf an, dass ihre Opfer - oft ältere oder gar pflegebedürftige Personen - zuhause sind. Die Tatorte werden ausgekundschaftet. In der Regel besteht zwischen den Tätern und den Opfern über mehrere Ecken eine Art Beziehung, wenn etwa die Räuber von Bekannten der Überfallenen einen Tipp bekommen haben, dass da etwas zu holen ist. Eine andere Variante ist, dass die Täter ihre Opfer zum Beispiel in Banken auskundschaften und verfolgen.
In die Wohnungen oder Häuser brechen die Täter - oft sind es laut BK Gruppen aus Rumänien oder aus den Nachfolgestaaten Jugoslawiens - ein. Die Opfer werden gefesselt und geknebelt. Durch schwere Misshandlungen versuchen ihnen die Räuber abzupressen, wo sie Geld, Schmuck und andere Wertgegenstände verwahrt haben. Und sie werden gezwungen, Tresore oder Safes zu öffnen. Sind die meist bewaffneten und maskierten Täter erfolgreich, lassen sie ihre Opfer hilflos und zum Teil schwer verletzt zurück.
Wie viele Fälle gab es in Österreich?
Nach diesen genannten Kriterien registrierte das BK im Vorjahr 16 "Home Invasions", 2017 und 2016 waren es jeweils 18. Zur Aufklärungsquote konnte BK-Sprecher Vincenz Kriegs-Au gegenüber der APA keine Angaben machen, weil diese spezielle Deliktsform des schweren Raubes nicht extra in der Kriminalstatistik ausgewiesen wird. Sie sei aber ziemlich hoch, nicht zuletzt, weil die Täter oft mit Insiderinformationen operieren und ihre Vorgangsweise nicht von großer Vorsicht gekennzeichnet ist.
Was tun bei "Home Invasions"?
Das BK empfahl unter anderem, wenig Bargeld zuhause zu lagern und lieber öfter, aber weniger hohe Beträge abzuheben. Auf dem Heimweg von der Bank sollte man aufmerksam die Umgebung beobachten und, wenn möglich, einen Bekannten mitnehmen oder mit dem Taxi fahren. Schmuck und Kunstgegenstände sollten fotografiert werden. Hilfreich ist auch die Anmietung von Bankschließfächern. Das Eigenheim sollte man so einbruchssicher wie möglich machen.
Wenn die Räuber bereits im Haus sind, sollte man den Eindruck erwecken, nicht allein zu sein. So kann es laut BK zum Beispiel helfen, wenn man ruft: "XY (Name, Anm.)! Hörst du das?" Dann sollte man das Licht aufdrehen. Dem oder den Tätern ist die Möglichkeit zur Flucht zu bieten. Konfrontationen sind tunlichst zu vermeiden, dabei sollten sich die Opfer aber so viele Details der Räuber merken, wie es geht. Sobald die Räuber weg sind, wäre die Polizei unter der Notrufnummer 133 zu alarmieren. Dabei sollen die Ermittler Informationen über die Zahl der Täter und, wenn möglich, ihre Fluchtrichtung erhalten. Außerdem sollen die Opfer telefonische Verbindung mit der Exekutive halten und die Wohnung oder das Haus verlassen, um auf der Straße auf die Polizei zu warten.