Der Strompreis steigt und eine Entlastung ist derzeit nicht in Sicht. Abgesehen vom finanziellen Aspekt wollen wir uns möglichst schnell von der Stromerzeugung durch fossile Energieträger verabschieden. Viele wollen außerdem ihren Teil zur grünen Stromerzeugung leisten. Wer kein Haus zur Verfügung hat, sondern nur einen Balkon, kann es mit einem Balkonkraftwerk versuchen.
Was ist ein Balkonkraftwerk?
Tatsächlich handelt es sich bei einem Balkonkraftwerk um Mini-Photovoltaikanlagen, die aus einem oder zwei PV-Modulen bestehen. Im Gegensatz zu größeren Anlagen, ist der notwendige Wechselrichter nicht extern vorgesehen, sondern ist direkt auf der Rückseite der Module angebracht. Dies ist ein großer Vorteil, da es Platz und Installationsaufwand spart. Auf diese Weise können die kleinen Kraftpakete einfach auf dem Balkon montiert werden. Ein weiterer Vorteil ist zweifelsfrei, dass die Module leicht mitgenommen werden können, sollte man aus der Wohnung ausziehen.
Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?
Auch beim Balkonkraftwerk gilt: am effizientesten arbeiten die Module bei einer Südausrichtung und einem Neigungswinkel von 30° (der auf einem Balkon eher schwer zu erreichen ist). Trotzdem ist die Stromerzeugung auch bei nicht ganz optimalen Bedingungen immer noch ausreichend. Man muss nur darauf achten, dass die Module nicht durch Nachbarhäuser oder Bäume beschattet werden, denn das kostet zu viel Leistung.
Zum eigenen Kraftwerk kommt man recht einfach. Im Internet oder auch bei einigen Energieversorgern gibt es eine Reihe von Komplettangeboten.
Balkonkraftwerk in Österreich bis 800 Watt
Wie groß darf ein Balkonkraftwerk sein ohne Genehmigung in Österreich? Wichtig ist, dass die Leistung der Module zusammen 800 Watt nicht übersteigen darf (denn dann gilt es nicht mehr als Kleinstanlage). Das entspricht in etwa zwei Standardmodulen mit einer Fläche von 170 mal 100 Zentimetern. Durch die Integration des Balkonkraftwerkes in die Hausstromanlage läuft der Stromzähler langsamer - das heißt, es wird weniger Strom vom Energieversorger bezogen - also weniger Kosten verursacht (und mehr erneuerbarer Strom erzeugt).
Und immer mehr Menschen wollen diesen Beitrag leisten. Laut Wiener Netzen haben sich die Anträge in den ersten beiden Quartalen des heurigen Jahres (im Vergleich zu 2021) verachtfacht.
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Technische Voraussetzungen und Richtlinien für die Mini PV-Anlage am Balkon
Ein Balkonkraftwerk ist keine Insellösung - das heißt, es kann nicht unabhängig vom Stromnetz betrieben werden. Und das wiederum bedeutet, man braucht die Zustimmung des Energieversorgers. Das Prozedere läuft so: Man meldet die Kleinstanlage beim eigenen Stromlieferanten (heute meist online) an. Dieser hat jetzt zwei Wochen Zeit, die technischen Gegebenheiten (z. B. den Stromzähler) zu überprüfen. Wenn in diesen zwei Wochen kein Widerspruch kommt, kann man technisch gesehen loslegen. Das Verfahren ist also denkbar einfach.
Wenn man die Meldung unterlässt, kann dies ernste Konsequenzen haben. Wenn es zu Problemen kommt, weil der Anschluss nicht richtig ausgeführt wurde (die Wiener Netze raten übrigens dringend dazu, solche Arbeiten ausschließlich von Fachleuten durchführen zu lassen!), oder die elektrische Anlage des Hauses dafür nicht geeignet ist, kann das zu Haftungen führen und mitunter auch strafrechtliche Konsequenzen haben.
Klar ist auch, dass auch die Nutzer von kleinen Solaranlagen den Anforderungen der österreichischen Netzbetreiber gerecht werden müssen und z. B. die TOR-D4-Regelung beachten müssen. Sie umfasst u. a. die ENS-Vorschrift (Einrichtung zur Netzüberwachung mit zugeordneten Schaltorganen), laut der sich eine PV-Anlage bei Stromausfall ausschalten muss, damit Rückspeisungen ins Netz verhindert werden. Beim Kauf ist also darauf zu achten, dass diese Regelungen eingehalten werden (was bei in Österreich verkauften Anlagen in der Regel der Fall ist).
Im Vorfeld sollte man auch mit seiner Versicherung Rücksprache halten und sicherstellen, dass die Anlage (und eventuelle Schäden, die dadurch entstehen könnten) von der Versicherung gedeckt sind.
Auf jeden Fall muss man aber auch die Zustimmung des Vermieters einholen, dieser kann die Installation verbieten. Meist wird dies mit dem Verweis auf das Gesamtbild des Hauses verweigert, doch einen Grund muss der Vermieter nicht angeben. Wird die Zustimmung verweigert, hat man schlechte Karten.
Achtung! Anschluss durch Elektriker
Wie immer liegt der Teufel im Detail. Auf vielen Seiten im Internet findet man, dass man Balkonkraftwerke einfach nur mit einem Stecker und einer Steckdose mit dem Stromnetz verbinden kann. Laut ÖNORM E 8001-4-712 dürfen Solarzellen in Österreich aus versicherungstechnischen Gründen nur genutzt werden, wenn sie über eine feste Verbindung ins Netz integriert sind. Im Klartext bedeutet das, dass ein Elektriker den Anschluss durchführen muss. Dieser sollte im Idealfall schon im Vorfeld kontaktiert werden, um die elektrische Anlage generell zu begutachten und so sicherzustellen, dass ein Balkonkraftwerk sicher integriert und betrieben werden kann. Wichtig ist auch, dass das Balkonkraftwerk abschaltbar ist. Denn wenn etwa Arbeiten am Stromnetz des Hauses durchgeführt werden, muss sichergestellt werden, dass von keiner Seite Strom fließt und so Menschen zu Schaden kommen könnten.
Kosten und Leistung
Ein Balkonkraftwerk kostet zwischen 400 und 1.000 Euro (je nach Ausführung und Leistung). Die Arbeit des Elektrikers kommt natürlich auch dazu. Das sind Kosten, die man wieder hereinbringen möchte. Da die Strompreise in letzter Zeit deutlich gestiegen sind, geht die Amortisation heute deutlich schneller als noch vor einem Jahr. Geht man von einer Leistung von 600 Watt (also etwas weniger als erlaubt) aus, kann man an sonnigen Tagen bis zu 3 Kilowattstunden Strom produzieren. Man müsste einen Mittelwert errechnen - denn nicht jeden Tag scheint bei uns die Sonne und im Winter ist die Ausbeute generell geringer - und dann mit dem aktuellen Strompreis ausrechnen, wie viel man spart. Je nachdem, wie groß die Anlage ist, wie viel sie gekostet hat und wie viel Strom man verbraucht, amortisieren sich diese Anlagen in drei bis sechs Jahren.
Wer es ganz genau wissen will, kann seine Anlage natürlich auch mittels Apps überwachen und sieht so ganz genau, wann wie viel Strom erzeugt und verbraucht wird, wie viel Geld man spart und wie viel CO₂ nicht in die Umwelt freigesetzt wird.
Förderungen für Balkonkraftwerke
Balkonkraftwerke können auch gefördert werden. Hier schlägt die österreichische Bürokratie wieder zu: Förderungen gibt es auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene. Dabei heißt es aber schnell sein, denn die PV-Förderungen sind oft rasch aufgebraucht. Viele Möglichkeiten findet man auf www.pv-austria.at.
Garantie für Balkonkraftwerke: In der Regel geben die Hersteller auf die Module zwischen 20 und 25 Jahre Garantie, bei den Wechselrichtern zwischen 10 und 12 Jahre. Da die Lebensdauer dieser Komponenten allerdings im Normalfall wesentlich länger ist, kann man sein Balkonkraftwerk viele Jahre benutzen und es rentiert sich bei dieser Lebensdauer auf jeden Fall.