US-Zölle lösen globales Börsenbeben aus. Europas Leitindizes verlieren massiv – Investoren fliehen aus Aktien. Trumps Kurs sorgt für Unsicherheit.
Ein Blick auf die Kurstafeln reicht, um den Ernst der Lage zu erkennen: Die europäischen Aktienmärkte sind am Montag regelrecht eingebrochen. Der deutsche Leitindex DAX sackte um satte 7,3 Prozent auf 19.127 Punkte ab, der Euro-Stoxx-50 verlor 6,3 Prozent. Auch der österreichische Leitindex ATX notierte in den ersten Handelsminuten mit einem Minus von 7,42 Prozent bei nur noch 3.483 Punkten – ein Niveau, das zuletzt im November erreicht wurde. Grund für den Crash: die eskalierende Handelspolitik der USA.
US-Präsident Donald Trump setzt seine aggressive Zollstrategie fort und bringt damit die globalen Märkte ins Wanken. „Vergessen Sie die Märkte für eine Sekunde“, erklärte Trump am Sonntag vor Journalisten. „Manchmal muss man bittere Medizin nehmen, um gesund zu werden.“ Verhandlungsbereit sei er nur, wenn seine Handelspartner ihre Exportüberschüsse gegenüber den USA deutlich reduzierten.
S&P-500 droht in einen Bärenmarkt zu kippen
Die Reaktion der Märkte ließ nicht lange auf sich warten: Ein massiver Abverkauf setzte ein, Anleger flüchteten aus risikobehafteten Anlagen. Neben Europa rutschten auch die asiatischen Börsen deutlich ab. Der Nikkei-225 in Tokio verlor 7,8 Prozent, in Hongkong brach der Hang Seng Index sogar um 11,8 Prozent ein – allerdings hatte dort zuletzt feiertagsbedingt kein Handel stattgefunden.
Auch die US-Börsen zeigten vergangene Woche bereits Schwäche. Der Dow Jones verzeichnete mit über acht Prozent Wochenminus den stärksten Rückgang seit Jahren. Der S&P-500 droht in einen Bärenmarkt zu kippen – 20 Prozent unter dem Februar-Zwischenhoch, wie Analysten der Deutschen Bank warnen.
Im Fahrwasser der Unsicherheit gab der US-Dollar einen Teil seiner Erholung vom Freitag wieder ab. Während die Ölpreise weiter nachgaben, stabilisierte sich der Goldpreis. Staatsanleihen – als sicherer Hafen in Krisenzeiten – legten hingegen zu.
Welthandel im Umbruch
Die Nervosität bleibt hoch. Analysten erwarten, dass Zölle und ihre möglichen Gegenmaßnahmen auch diese Woche die Märkte dominieren werden. Die EU will noch am Montag über ihre Antwort beraten. Wie aggressiv Brüssel reagiert, bleibt offen – doch Eskalationspotenzial ist reichlich vorhanden.
In Asien versucht unterdessen Japan, den Schaden zu begrenzen. Premierminister Shigeru Ishiba kündigte vor dem Parlament an, Washington zu einer Zollsenkung drängen zu wollen. Gleichzeitig stellte er finanzielle Unterstützungen für heimische Unternehmen in Aussicht, um die Folgen der US-Zölle abzufedern.
Auch Großbritannien zieht Konsequenzen: Premierminister Keir Starmer kündigte eine Lockerung der Produktionsziele für Elektrofahrzeuge an. „Der Welthandel befindet sich im Umbruch – wir müssen schneller handeln“, so Starmer. Die britische Autoindustrie erhält damit mehr Zeit, sich auf den Wandel einzustellen.
Trump zeigt Verhandlungsbereitschaft
Das Börsenbeben radierte auch Vermögen von Privatanlegern in Milliardenhöhe aus – gerade in den USA haben viele Menschen an der Börse investiert, entsprechend groß fiel nun der Unmut aus. Doch trotz der Kritik hielt die US-Regierung zunächst an ihrem globalen Zollpaket fest – US-Finanzminister Scott Bessent etwa sagte dem Sender NBC, die Zölle seien nichts, was sich binnen Tagen oder Wochen wegverhandeln lasse.
Trump zeigte sich später jedoch bereit, unter bestimmten Bedingungen mit Handelspartnern über eine Lockerung der neuen Zölle auf Einfuhren in die USA zu reden. „Ich möchte das Defizitproblem lösen, das wir mit China, der Europäischen Union und anderen Ländern haben“, sagte er auf einem Rückflug vom Bundesstaat Florida in die US-Hauptstadt Washington. „Wenn sie darüber reden wollen, bin ich offen für Gespräche.“ Er habe am Wochenende mit vielen führenden Politikern aus Europa, Asien und der ganzen Welt gesprochen, sagte Trump. „Sie brennen darauf, einen Deal zu machen.“ Mit Blick auf die Turbulenzen an den Börsen sagte Trump, er wolle nicht, dass die Märkte nach unten gingen: „Aber manchmal muss man Medikamente nehmen, um etwas in Ordnung zu bringen.“
Europäer beraten über ihre Antwort
Beim Treffen der EU-Handelsminister in Luxemburg soll es auch um Vorkehrungen für den Fall gehen, dass Verhandlungen mit der US-Regierung über eine einvernehmliche Lösung platzen. Vorgesehen ist, die Vorbereitungen für Gegenzölle und andere denkbare Vergeltungsmaßnahmen voranzutreiben. Trump will mit Zöllen angebliche Handelsungleichgewichte korrigieren und mehr Produktion in die USA verlagern. Zugleich sollen die Zolleinnahmen dazu dienen, sein teures Wahlversprechen großer Steuersenkungen zumindest teilweise gegenzufinanzieren.
Neben den Problemen mit der US-Regierung sollen bei dem Treffen auch die Handelsbeziehungen der EU zu China eine Rolle spielen. Handelskommissar Maros Sefcovic wird über seine jüngsten Gespräche in Peking berichten. Die EU versucht China seit Jahren dazu zu bewegen, unfaire Handels- und Subventionspraktiken einzustellen – bisher allerdings ohne große Erfolge.