US-Präsident Donald Trump kündigt beinahe täglich neue Zölle an – zuletzt für Waren aus der EU. Was bringen Zölle überhaupt und wie wirken sie sich auf den weltweiten Handel aus?
Was sind Zölle?
Zölle sind Abgaben auf die Ein- oder Ausfuhr von Waren über Landesgrenzen, sie können demnach als Steuern auf den internationalen Warenhandel bezeichnet werden. Der Staat kassiert von dem Unternehmen, das die Waren in das jeweilige Land bringt, den Zoll. Die Höhe kann entweder als Prozentsatz des Warenwerts oder als fester Betrag pro Ware angegeben werden. Bisweilen werden auch Zölle für den Transit von Waren verlangt.
Was bringen Zölle?
Zölle bringen zunächst einmal Einnahmen für den Staat (Finanzzölle). Es gibt aber weitere wichtige Gründe: Durch Abgaben auf Waren aus dem Ausland soll die heimische Wirtschaft geschützt werden, weil ja ausländische Produkte teurer werden (Schutzzölle). Gezielt können Zölle außerdem verwendet werden, um sehr niedrige Preise ausländischer Konkurrenten zu verhindern, die damit heimische Firmen verdrängen bzw. gefährden könnten (Antidumping-Zölle). Die Zollverwaltung eines Landes wie Österreich hat heute darüber hinaus die Aufgabe, gefälschte Waren und gefährliche Güter vom Markt abzuhalten.
Geschichte der Zölle
Das deutsche Wort Zoll stammt vom lateinischen Wort „teloneum“ ab, Zölle existierten aber schon im dritten Jahrtausend vor Christus. Im Mittelalter wurden sie vor allem als Wegzölle für Kaufleute angewendet – wollten diese Straßen oder Wasserwege benutzen, mussten sie dafür Zölle zahlen, ähnlich einer Maut. Ab dem 17. Jahrhundert wurden Zölle dann vorwiegend zum Schutz der heimischen Wirtschaft eingesetzt; im Zeitalter des Absolutismus und der Wirtschaftspolitik des Merkantilismus wollte man damit erreichen, dass möglichst wenig Waren im Ausland gekauft werden. Ökonomen wie Adam Smith („Wohlstand der Nationen“) und später David Ricardo wiesen aber darauf hin, dass der freie Warenhandel den beteiligten Ländern mehr Vorteile bringt. Die Globalisierung brachte für die meisten Sektoren sehr niedrige Zölle, um den freien Warenverkehr weltweit zu fördern.
Wofür werden Zölle wirtschaftspolitisch eingesetzt?
Die eigene Wirtschaft schützen und stärken – das ist das wichtigste Ziel der meisten Einfuhrzölle; das wiederum soll zumindest theoretisch den Wohlstand im eigenen Land erhöhen. Als Erziehungszölle werden jene Maßnahmen bezeichnet, mit denen schwache Industrien bzw. Branchen im Inland so lange geschützt werden, bis sie mit ausländischen Angeboten mithalten können. Das kann etwa dazu genutzt werden, technologische Nachteile auszugleichen. Eine Erhöhung von Zöllen ist Teil einer protektionistischen Wirtschaftspolitik.
Welche Nachteile haben Zölle?
Zölle behindern den freien Warenfluss zwischen Ländern und können damit negative Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft haben. Die Vernetzung der Weltwirtschaft im Zuge der Globalisierung hat Wohlstand gebracht, selbst wenn dieser ungleich verteilt ist. Als 1930 in den USA der Smoot-Hawley Tariff Act mit hohen Zöllen für mehr als 20.000 Produkte erlassen wurde, verschärfte das die Weltwirtschaftskrise erheblich. Der Freihandel als Gegensatz zum Protektionismus macht es Verbrauchern im Gegensatz prinzipiell möglich, günstige (und bessere) Produkte zu kaufen. Zugleich kann die Wirtschaft des eigenen Landes vom Import günstiger Rohstoffe bzw. Teile profitieren. Auch auf die Entwicklung der Inflation kann sich der freie Handel – also der Verzicht auf Handelsbeschränkungen wie Zölle – positiv auswirken.
Welche Folgen können Zölle haben?
Die Boston Tea Party im Dezember 1773 gilt als Auslöser für den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und damit als Extrembeispiel für die Folgen von Zöllen: Als Ureinwohner verkleidete Bürger von Boston warfen Teeladungen der britischen East India Company ins Hafenwasser, weil für Tee ein (eher symbolischer) Zoll verlangt wurde. Als Reaktion auf die Geschehnisse in Boston wurden in London strenge Gesetze beschlossen, die die Freiheit der Kolonien einschränken sollten. Im April 1775 startete der Unabhängigkeitskrieg; 1776 wurde die Unabhängigkeitserklärung und damit die Loslösung von Großbritannien beschlossen. Die Geschichte der USA hängt damit unmittelbar mit Zöllen zusammen.
Was hat die WTO mit Zöllen zu tun?
Das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen GATT (General Agreement on Tariffs and Trade) wurde 1947 beschlossen, um Zollregelungen weltweit zu vereinheitlichen und Handelsbarrieren abzubauen. 1994 wurden Bestimmungen für Sektoren wie Landwirtschaft und Dienstleistungen ergänzt. Die 1995 gegründete Welthandelsorganisation WTO (World Trade Organization) führt die Prinzipien des GATT weiter und soll den Welthandel forcieren. Die WTO hilft außerdem bei der Beilegung von Streitigkeiten zwischen einzelnen Ländern.
Wie werden sich Donald Trumps Zölle auswirken?
Der Welthandel könnte durch Trumps rabiate Handelsstrategie um 2,5 Prozent schrumpfen, das hätte weitreichende Folgen für die meisten Länder. Aber auch in den USA selbst könnten Trumps Ideen negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Schon bei seiner ersten Präsidentschaft hatten Zölle zwar die Stahlindustrie gestärkt, doch in anderen Branchen rund 75.000 Arbeitsplätze gekostet. Auch die Inflation könnten seine neuen Zölle ankurbeln, schon jetzt können viele US-Bürger die Ausgaben für Lebensmittel und Energie kaum stemmen. Letztlich könnte das Handelsbilanzdefizit der USA sogar steigen und die US-Notenbank müsste eventuell sogar mit Zinssenkungen reagieren. Ein Crash des Finanzmarkts wäre eine mögliche Folge der Entwicklung – was dann sogar Trump beeindrucken würde.


Handelshemmnis. Zölle bremsen den Handel und schaden Wirtschaft sowie Gesellschaft
© ANDREJ IVANOV / AFP / picturedesk.comWie wirken sich Zölle auf Handelsbilanzen aus?
Donald Trump hat in etlichen Auftritten die Handelsdefizite der USA gegenüber anderen Ländern beklagt. Die USA würden von ihren Handelspartnern – den befreundeten ebenso wie den verfeindeten – unfair behandelt. Das „Defizit“ klingt für seine Anhänger, als würde man die US-Wirtschaft durch dubiose Vorgänge schädigen wollen. Dabei ist von einem Handelsdefizit einfach dann die Rede, wenn mehr Waren aus einem bestimmten Land ins Inland gebracht werden als eigene dorthin exportiert werden. Gegenüber China haben die USA ein Handelsbilanzdefizit von rund 252 Milliarden US-Dollar, auch aus den meisten anderen Ländern wird mehr importiert als exportiert. Das liegt unter anderem am starken Zufluss von Kapital in die USA, angefacht durch den Technologieboom und die generelle Stärke der US-Wirtschaft. Aber sind Zölle überhaupt dazu geeignet, diese Handelsbilanz zu korrigieren? Generell sind die meisten Ökonomen in dieser Hinsicht skeptisch, weil eben andere Faktoren (wie die Investitionstätigkeit) wichtiger sind. Rein theoretisch könnten Zölle zwar die Nachfrage nach Importen dämpfen und jene nach Waren aus dem Inland erhöhen. Laut einer Analyse der Österreichischen Nationalbank kann aber genau das dazu führen, dass erst recht wieder Importe stärker nachgefragt werden und außerdem der US-Dollar weiter gestärkt wird, was dann ebenso zu einer negativen Handelsbilanz beitragen kann. Zölle seien kein geeignetes Mittel zur Reduktion von Handelsdefiziten, heißt es.
Wie kann Europa reagieren?
Nach einer Analyse des österreichischen Wifo und des deutschen IfW Kiel vom November des Vorjahres (als man schon mit Zollerhöhungen durch Trump rechnen musste) hätte der Zusammenbruch der Welthandelsorganisation WTO für die EU-Wirtschaft deutlich schlimmere Folgen als stark erhöhte Zölle der USA, wie sie Trump ja unter anderem auf Aluminium einführen will. Bei einem Zerfall der WTO könnte laut der Analyse das BIP in China um sechs Prozent, jenes von Deutschland um 3,2 Prozent sinken. Es wird der EU daher empfohlen, den Fokus nicht auf die Wirtschaftsbeziehungen zu den USA zu legen, sondern die Zusammenarbeit mit anderen Ländern weltweit zu forcieren. Anders gesagt: Das Welthandelssystem als Garantie für weltweiten Handel sollte verteidigt werden, ungeachtet der Zollideen von Donald Trump.
Welche Folgen haben Handelskriege?
Zölle und Gegenzölle als Reaktion darauf (wie von der EU bereits angekündigt) können zu Handelskriegen führen, bei denen es fast ausschließlich Verlierer gäbe. In den USA, im Euroraum, aber auch in China könnte die Wirtschaft schrumpfen, mit entsprechenden Folgen für die Gesellschaften. Eine destabilisierte Weltwirtschaft verteuert den Handel und stört Lieferketten. Letztendlich könnten Handelskriege auch zu politischen Spannungen zwischen Ländern führen – was beispielsweise Trump ja in Kauf nimmt bzw. sogar beabsichtigt. Im Fall des Handelskriegs zwischen den USA und China weist das deutsche Forschungsinstitut Merics (Mercator Institute for China Studies) darauf hin, dass China heute mehr Möglichkeiten für Reaktionen auf höhere Zölle hat. Die Abhängigkeit von US-Importen ist längst gesunken, während US-Firmen in China stärker reguliert werden. Zugleich kann China seine geopolitische Position stärken, indem es sich als Alternative anbietet.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr.08/2025 erschienen.