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Wirtschaftsjahr 2025: Kluft zwischen USA und Europa wird größer

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Coface-Barometer: Während den Vereinigten Staaten weiterhin ein robustes Wachstum prognostiziert wird, sind die Aussichten für Europa eingetrübt. In Österreich gibt es nach zwei Jahren Rezession eine leichte Erholung.

Die wirtschaftliche Kluft zwischen den USA und Europa dürfte sich im Jahr 2025 vertiefen. Während die Vereinigten Staaten weiterhin ein robustes Wachstum aufweisen dürften, sind die Aussichten für Europa eingetrübt. Das stärkere US-Wachstum bedroht über die damit verbundene Dollar-Aufwertung viele Schwellenländer, die mit Kapitalabflüssen zu kämpfen haben. Zudem dürfte die Zollpolitik der USA neben Europa auch Schwellenländer in den Fokus nehmen.

Vor diesem Hintergrund rechnet der Kreditversicherer Coface in seinem aktuellen Barometer für 2025 mit einem globalen Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent.

Solides Wachstum in den USA, stabile Inflation in Europa

In den USA erwarten sich die Expert:innen von Coface ein „solides Wachstum, gestützt durch die Widerstandsfähigkeit des privaten Konsums“. Dieser werde durch einen robusten Arbeitsmarkt sowie Vermögenseffekte infolge steigender Immobilien- und Aktienkurse begünstigt. Zudem dürften die von Präsident Donald Trump versprochenen Deregulierungen und Steuersenkungen die Unternehmensinvestitionen ankurbeln.

In Europa hingegen dürfte das Wachstum begrenzt bleiben und durch Herausforderungen in der Industrie und im Baugewerbe belastet werden. Trotz einer recht stabilen Inflation dürfte der private Konsum weiterhin durch ein mangelndes Konsumentenvertrauen gedämpft werden – vor allem aufgrund politischer Unsicherheiten in mehreren Ländern.

„Neben Frankreich und ganz besonders Deutschland rechnen wir auch in Italien mit einem schwachen Wirtschaftswachstum. Spanien wird die Dynamik aus dem letzten Jahr wohl nicht halten können, aber weiterhin mit robusten Wachstumsraten glänzen“, sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg.

Österreich: Noch keine echte Erholung

Nach zwei Jahren Rezession dürfte sich Österreichs Wirtschaft 2025 wieder erholen. Erste Anzeichen gab es bereits 2024, doch ein statistischer Unterhang aus 2023 hielt das Jahreswachstum negativ. Hauptverantwortlich für die schwache Entwicklung war die deutsche Industrie-Rezession, die Österreich als wichtigen Zulieferer stark belastete. Eine echte Erholung wird zwar nicht erwartet, aber zumindest eine Stabilisierung.

Unsicher bleibt die Energieversorgung: Bis November 2024 kam noch russisches Gas über die Ukraine, dann wurden die Lieferungen aufgrund eines Streits mit Gazprom gestoppt. OMV kündigte den langfristigen Vertrag vorzeitig, Ersatz dürfte aus Norwegen und über LNG-Importe kommen.

Impulse aus dem Finanzsektor

Impulse kommen 2025 aus dem Finanzsektor. Sinkende Zinsen dürften die Kreditnachfrage beleben, die EZB steuert auf eine „neutrale“ Rate von rund zwei Prozent zu. Gleichzeitig wird die Bilanz reduziert, QE-Anleihen (Quantitative Easing)werden nicht mehr reinvestiert. Im Tourismus bleiben vor allem Gäste aus Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien eine Konstante – trotz wirtschaftlicher Zurückhaltung in ihren Heimatländern.

Beim privaten Konsum bleibt der Optimismus verhalten. Zwar steigen Löhne weiter, doch die höhere Kaufkraft schlägt sich kaum in gesteigertem Konsum nieder. Die Sparquote bleibt hoch, getrieben von Unsicherheit und politischen Risiken. Gleichzeitig sorgt die Steuerreform für Entlastung: Höhere Einkommensgrenzen und reduzierte Unternehmenssteuern könnten Unternehmen und Haushalten Luft verschaffen.

Das Budgetdefizit bleibt kritisch. Steigende Staatsausgaben und sinkende Steuereinnahmen treiben das Defizit über die 3-Prozent-Maastricht-Grenze, womöglich folgt 2025 ein EU-Defizitverfahren. Positiv entwickelt sich hingegen die Außenwirtschaft: Eine verbesserte Handelsbilanz und steigende Auslandserträge stabilisieren die Leistungsbilanz.

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Die globalen Länderrisiko-Einschätzungen von Coface in der Übersicht. Stand: Februar 2025.

 © Coface

Trumps Wahl mischt Karten neu

Die Wahl Donald Trumps hat die Anfälligkeit der fragilsten Volkswirtschaften für Veränderungen auf den Finanzmärkten deutlich hervorgehoben. Viele Schwellenländer stehen vor einer besonders herausfordernden Situation, denn eine rasche Aufwertung des US-Dollars – aufgrund der verbesserten wirtschaftlichen Aussichten durch Trumps Steuerpolitik – geht mit massiven Kapitalabflüssen in Schwellenländern einher.

„Diese Länder müssen jetzt höhere Zinssätze zahlen, um das Kapital im Land zu halten. Wenn man zudem in US-Dollar verschuldet ist, kommen durch die heimische Währungsabwertung Extrakosten hinzu“, sagt Christiane von Berg. „Ein Beispiel für solche Turbulenzen ist der starke Wertverlust des brasilianischen Real Ende 2024. Zwischen Ende November und dem 25. Dezember verlor die Währung zehn Prozent an Wert, obwohl die brasilianische Zentralbank ihre Leitzinsen anhob und damit eigentlich der Real unter Aufwertungsdruck stand. Das zeigt, wie stark externe und fiskalische Ungleichgewichte ein Land verwundbar machen können.“

Auch China bleibt nicht verschont. Ohne umfangreiche neue Konjunkturmaßnahmen dürfte das Jahreswachstum nach den offiziell gemeldeten fünf Prozent im Vorjahr deutlich nachlassen – laut Coface-Prognose auf 4,3 Prozent in diesem Jahr. US-Zölle stellen weiterhin das größte Risiko für das Land dar.

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