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wiiw: Wachstum in Mittel-Osteuropa heuer bei 2,7 Prozent

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In Osteuropa dürfte die Wirtschaft stärker wachsen als in der Eurozone
©APA/APA/dpa/Christian Charisius
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In den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas dürfte die Wirtschaft heuer etwas schwächer wachsen als zuletzt erwartet. Das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) rechnet für die 23 Länder der Region mit einem BIP-Wachstum von durchschnittlich 2,7 Prozent, das sind gegenüber der Herbst-Prognose um 0,4 Prozentpunkte weniger. Für EU-Mitglieder in der Region erwartet das wiiw ein Plus von 2,8 Prozent, eine Revision um 0,1 Prozentpunkte nach unten.

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2026 sollte das Wachstum für EU-Mitglieder in der Region 2,7 Prozent betragen, was ebenfalls eine leichte Berichtigung nach unten um 0,3 Prozentpunkte bedeutet. Damit dürften diese Länder in Zentral- und Südosteuropa allerdings sowohl heuer als auch im nächsten Jahr etwa doppelt so stark wachsen wie die Eurozone (2025: 1,2 Prozent; 2026: 1,4 Prozent) und ihren ökonomischen Aufholprozess fortsetzen, schreibt das wiiw.

Unsicherheiten bestehen durch die Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump. Der Prognose liegt die Annahme zugrunde, "dass Trump nicht sofort hohe Zölle gegen die EU verhängt und Putin in der Ukraine keinen leichten Sieg ermöglicht, indem er das Land fallen lässt", hielt Richard Grieveson, stellvertretender Direktor des wiiw und Hauptautor der Winterprognose, in einer Aussendung fest. "Wir gehen von diesem Szenario aus."

Zwar kämpfe die stark mit Deutschland verflochtene Industrie in Staaten wie Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn oder Rumänien mit der dortigen industriellen Rezession. Getrieben werde ihr Wachstum aber vom starken Privatkonsum infolge kräftiger Reallohnsteigerungen. "Die Leute geben das zusätzlich verfügbare Einkommen auch wieder aus, was die Konjunktur anziehen lässt", so Grieveson.

Spitzenreiter beim Wachstum unter den östlichen EU-Mitgliedern ist Polen, und zwar sowohl heuer (3,5 Prozent) als auch im nächsten Jahr (3,0 Prozent), dicht gefolgt von Kroatien (2025: 3,1 Prozent; 2026: 3,0 Prozent). Die sechs Staaten am Westbalkan werden 2025 und 2026 vergleichsweise kräftig um durchschnittlich 3,5 Prozent expandieren, die Türkei 2025 ebenfalls um 3,5 Prozent und 2026 um 4,5 Prozent.

Für die kriegsgeplagte Ukraine haben sich die Aussichten indes etwas eingetrübt. Für 2025 prognostiziert das wiiw dem Land ein Wachstum von 3 Prozent und damit um 0,3 Prozentpunkte weniger als im Herbst. Bisher habe die Ukraine zwar "eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit an den Tag gelegt", schreibt das wiiw, zunehmend leide die Wirtschaft aber "unter der systematischen Zerstörung ihrer Energieinfrastruktur durch russische Luftangriffe und einem sich zuspitzenden Arbeitskräftemangel". Die Dürre im vergangenen Sommer habe zudem die Agrarexporte sinken und die Lebensmittelpreise ansteigen lassen.

In Russland dürfte sich das starke Wachstum im vergangenen Jahr (3,8 Prozent) auf heuer nur noch 1,8 Prozent einbremsen. Selbiges gilt für Belarus, das eng mit der russischen Kriegswirtschaft verflochten sei und 2025 nur noch um 2 Prozent wachsen dürfte, nach einem Plus von 4 Prozent im vergangenen Jahr.

Grund für die erwartete Abschwächung in Russland sei die "geldpolitische Vollbremsung der Notenbank". Denn aufgrund der stark gestiegenen Inflation - sie lag Ende 2024 bei 9,5 Prozent und wird vom starken Reallohnwachstum und sanktionsbedingt teureren Importen befeuert - hob die Zentralbank den Leitzins auf 21 Prozent an. "Die hohen Zinsen machen Kredite für die meisten Unternehmen und Konsumenten unerschwinglich, bieten einen großen Anreiz, Geld auf Bankkonten zu horten, und würgen so die Wirtschaft ab", erklärte Vasily Astrov, Russland-Experte des wiiw. "Zudem droht der russischen Wirtschaft eine Pleitewelle bei Unternehmen, die ihre Kredite nicht mehr bedienen können."

Die österreichische Wirtschaft dürfte durch das Wachstum in Polen, Tschechien, Ungarn und Slowenien im Jahr 2025 Rückenwind erhalten. Denn die Entwicklungen in diesen Ländern federn die Schwäche Deutschlands als Österreichs wichtigstem Handelspartner ab. Mit einem Zuwachs von durchschnittlich 3 Prozent sollten die Visegrad-Staaten und Slowenien 2025 der Prognose zufolge zweieinhalbmal so stark wachsen wie die Eurozone (1,2 Prozent), 2026 mit 2,8 Prozent doppelt so stark (1,4 Prozent). Unterstützung für Österreichs "heuer wohl fast stagnierende Wirtschaft" ist auch aus Südosteuropa zu erwarten, vor allem aus Kroatien.

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