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Neben den besonders hohen generellen Sonderzöllen für China hat US-Präsident Donald Trump zusätzlich Zölle von 90 Prozent auf geringwertige Waren aus China angeordnet - eine Verdreifachung der bisher vorgesehenen Abgaben für diese Artikel, die vor allem über die Apps von Temu und Shein gekauft werden. Trump hatte zuvor bereits die zollbefreite Einfuhr von Paketen mit einem Wert von bis zu 800 Dollar (rund 724 Euro) aufgehoben.
Der Handelsverband-Geschäftsführer fordert angesichts der jüngsten Entwicklungen im US/China-Zollstreit die EU-Kommission "sofort zum Handeln" auf. Temu und Shein verstoßen "mutmaßlich wiederholt gegen geltendes EU-Recht". Die EU habe die "Vollzugsinstrumente der EU noch nicht auf scharf gestellt", kritisierte Will.
Für Waren aus Nicht-EU-Ländern wie Asien, die per Internet bestellt werden, gilt derzeit eine Zollfreigrenze von 150 Euro. Der Handelsverband drängt darauf, die Zollfreigrenze auf 0 Euro zu senken. Wenn die EU dies nicht schnell genug schaffe, dann müsse Österreich eine Bearbeitungsgebühr in Höhe von 150 Euro für Pakete von Shein und anderen Onlinehändlern aus China einführen, forderte Will. Der öffentlichen Hand in Österreich würde durch Falschverzollung - Angabe eines geringen Warenwerts - rund 1 Mrd. Euro an Mehrwertsteuer entgehen. Österreichische Handelsvertreter fordern schon seit längerem mehr Zoll-Paketkontrollen, mehr Zollbeschäftigte und eine bessere Ausstattung der Zollbehörden.
Laut Handelsverband wurden 2024 bereits rund 4,6 Mrd. Pakete zollfrei nach Europa geliefert. Zwei Drittel dieser Pakete seien falsch deklariert, um Zollgebühren zu umgehen und Einfuhrumsatzsteuer zu sparen. "Der Schaden für den österreichischen Handel liegt bei rund 4,5 Milliarden Euro", schätzt Handelsvertreter Will.
Bei der heutigen Handelskolloquium-Fachtagung des Handelsverbandes sind neben Unternehmensvertreterinnen und -vertretern sowie Handelsexperten von politischer Seite auch Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) und Staatssekretär Josef Schellhorn (NEOS) vor Ort.