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Steirische MFL mit Großauftrag aus der Rüstungsindustrie

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MFL baut Komponenten für Turmgehäuse des Panzers "Leopard" 2
©APA/APA/COMMUNIFY ONE/KNDS
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Die steirische Maschinenfabrik Liezen und Gießerei (MFL) hat einen Großauftrag aus der Rüstungsindustrie an Land gezogen: Die Obersteirer werden in den kommenden Jahren für einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag Komponenten für Turmgehäuse des Panzers "Leopard" 2 an den deutsch-französischen Rüstungskonzern KNDS liefern. Damit sicherte sich MFL nicht nur wirtschaftlich ab, sondern will sich als Schlüsselakteur für Aufträge der Rüstungsindustrie positionieren.

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Mit Blick auf die seit mittlerweile zwei Jahren im Sinkflug befindliche heimische Industrie sei der Auftrag ökonomisch "essenziell", hieß es aus der MFL. Der Auftrag sei das Ergebnis des neuen Fokus auf wachstumsstarke Branchen, um ein weiteres Standbein für die MFL auf- und auszubauen. Die EU will aufgrund der geopolitischen Lage mittelfristig 800 Mrd. Euro in die Verteidigung investieren. Die Maschinenfabrik Liezen und Gießerei möchte an diesem Kuchen mitnaschen und sieht großes Potenzial.

"Die Verteidigungsindustrie ist ein Markt, in dem wir unsere Kompetenz und Leistungsfähigkeit erfolgreich einbringen können. Gleichzeitig sichert dieser Auftrag Arbeitsplätze in unserer Region und stärkt damit den Wirtschaftsstandort Österreich. Wir sind unternehmerisch - in Folge der massiven kostenmäßigen Mehrbelastungen der letzten Jahre - gezwungen, uns neben unseren angestammten Märkten strategisch breiter aufzustellen, um langfristig überlebensfähig zu bleiben", betonte MFL-Geschäftsführer Herbert Decker.

Der nun unterschriebene Auftrag umfasst die Fertigung der Turmgehäuse für den Panzer "Leopard" 2. Diese besonders anspruchsvollen und tonnenschweren Schweißkonstruktionen gewährleisten den Schutz der Besatzung wie auch der hochtechnischen Systeme. Der Kampfpanzer ist übrigens auch das Hauptwaffensystem der österreichischen Panzertruppe. "Mit unserer jahrzehntelangen Expertise in der Fertigung hochqualitativer und präziser Schweißkomponenten und Gussteile leisten wir einen aktiven Beitrag, um diejenigen zu schützen, die uns schützen", so Decker.

Mit dem Auftrag lege die MFL den strategischen Grundstein für weiteres Wachstum in der Branche. Erklärtes Ziel der Ennstaler sei es, "ein verlässlicher Fertigungspartner für Hersteller von gepanzerten Fahrzeugen und anderem schweren Equipment in Europa und den NATO-Staaten zu werden", sagte Decker weiter. Das angebotene Portfolio umfasse vor allem sicherheitsrelevante und personenschützende Komponenten und Baugruppen in Serie. Darunter fallen etwa Gehäuse für Geschütztürme, Panzerwannen und andere Baugruppen sowie Gussteile. Einen wesentlichen Vorteil gegenüber den Mitbewerbern sieht Decker in einer der größten Schweißroboteranlagen Mitteleuropas, die bei der MFL steht.

Im Zusammenhang mit dem Großauftrag sprach sich MFL-Eigentümervertreter Reinhard Haider für ein Umdenken auf politischer Ebene aus, um österreichische Wertschöpfung bei öffentlichen Aufträgen sicherzustellen: "Große militärische Beschaffungsvorgänge des Bundesheers müssen vertraglich einen verpflichtenden Fertigungsanteil für den Wirtschaftsstandort Österreich sichern - so wie es im Regierungsprogramm auch endlich angesprochen wird. Während andere Staaten kompromisslos jeden Rüstungskonzern zur Fertigung im eigenen Land zwingen, verzichtet Österreich darauf. Das ist untragbar."

Deutschland habe es vorgemacht: "Unser Nachbarland hat bei der Bestellung von Panzern des finnischen Rüstungsunternehmens Patria ausverhandelt, dass 90 Prozent der Wertschöpfung in Deutschland bleiben müssen." Diesem Beispiel müsse Österreich folgen, so Haider. "Österreich verliert Milliarden, die unsere angeschlagene Wirtschaft dringend benötiget und stattdessen ins Ausland abfließen. Das hat massive Auswirkungen auf die Beschäftigung hierzulande."

Haider und Decker forderten auch die Stärkung der heimischen Rüstungsindustrie: "Die geopolitischen Bedrohungen zeigen klar, dass Investitionen in die eigene Verteidigungsfähigkeit nicht länger aufgeschoben werden dürfen." Dabei gehe es auch um den strategischen Ausbau einer leistungsfähigen und innovationsgetriebenen Verteidigungsindustrie in Österreich. "Wir haben das Know-how, wir haben die Betriebe - jetzt müssen wir dafür sorgen, dass diese auch am heimischen Markt zum Zug kommen und langfristig wettbewerbsfähig bleiben", so Haider.

Die Maschinenfabrik Liezen und Gießerei Ges.m.b.H. hat laut Wirtschafts-Compass 2023 einen Umsatz von gut 122 Mio. Euro erwirtschaftet. Das Ergebnis der Gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) lag bei 2,81 Mio. Euro. Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, alle am Standort Liezen.

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