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Skifahren in Österreich: Volle Pisten, schlechtes Image

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Aktualisiert
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11 min
©Getty Images

Gespaltene Skination: Während die eine Hälfte der Österreicher und Österreicherinnen ein Imageproblem für das Skifahren ortet und ihr der Winterurlaub in den Bergen zu teuer ist, frönt ihm die andere nach wie vor unverdrossen. Die Tourismusbranche ist für die laufende Saison trotz gestiegener Preise jedenfalls positiv eingestellt

Die Aufregung um die Preise für Skitickets ist jedes Jahr aufs Neue frei nach dem Motto „Täglich grüßt das Murmeltier“ groß: Vor allem dreht sich dabei alles um die Frage, ob Skifahren nicht längst ein Luxus und für Familien mit Kindern oder einkommensschwachen Personen unleistbar geworden ist. Immerhin kosten die teuersten Tagestickets heuer in großen bekannten Skigebieten wie im Gasteiner Tal, im Zillertal, in Saalbach Hinterglemm, Kitzbühel oder Ski amadé bereits 76 oder 77 Euro, am Arlberg 78 und in Sölden gar bis zu 78,50 Euro.

Auch wenn die Tourismusbranche mit Verweis auf international noch höhere Preise und attraktive Angebote für Familien und Kinder in vielen Skigebieten dem entgegenhält, so schlägt das Thema doch negativ auf das Image des alpinen Wintervergnügens durch: Immerhin sind 48 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen dem alpinen Skilauf und -urlaub gegenüber kritisch eingestellt und meinen, dass er ein Imageproblem hat, wie eine Umfrage des Instituts für Demoskopie und Datenanalyse (IFDD) für den Ski Guide Austria zeigt. Hauptgrund dafür ist die Meinung, dass Skifahren aus deren Sicht zu teuer ist (92 Prozent). 48 Prozent sagen zudem, es fehle an niederschwelligen, preisgünstigen Angeboten für Familien, einkommensschwache Personen und Wiedereinsteiger.

Teures Vergnügen

„Wenn tatsächlich fast die Hälfte der Bevölkerung glaubt, Wintersport hätte ein Imageproblem, dann muss man an dieser „Schraube“ kräftig drehen“, sagt Franz Schenner, Sprecher der Allianz Zukunft Winter, die Skiindustrie, Seilbahnen, Skilehrer und Touristiker vertritt: „Dass ein Skiurlaub zu teuer sei, kann durchaus sein, wenn man nur an Premium-Regionen denkt. Aber natürlich ist ein Winterurlaub mit Skifahren doppelt so teuer wie eine Fernreise nach Ägypten oder in die Türkei.“

Ein weiteres Alarmzeichen für die Branche: 55 Prozent – und bei Jungen und Städtern sogar 68 Prozent – geben an, der Skisport habe aus Umweltgründen wie Klimawandel/Schneemangel, Energieverbrauch, hohem CO2-Abdruck, Eingriffe in die Natur oder Anreise mit dem Pkw ein Problem. Immerhin bemüht sich die Branche schon seit Jahren darum, das Gegenteil zu beweisen, indem sie mit großem Engagement und Aufwand auf kontinuierliche umweltfreundliche und energiesparende Aktivitäten, in die große Summen investiert werden, hinweist. Besonders brisant: Bei besser Gebildeten sind sogar drei Viertel (75 Prozent) dieser Meinung.

Da kann es nur ein schwacher Trost für die Branche sein, dass bei den unter 30-Jährigen vergleichsweise niedrige 26 Prozent ein Imageproblem orten. Dies hänge damit zusammen, dass Skifahren für junge Menschen stärker mit Spaß und Geselligkeit, wie beim Après-Ski, verbunden ist, so IFDD-Chef Christoph Haselmayer: „Dass die ländliche Bevölkerung – im Gegensatz zu den Städtern – mehrheitlich ebenfalls kein Imageproblem ortet, liegt daran, dass für die das Skifahren noch mehr Teil des alltäglichen Lebens ist, und sie damit regelmäßig konfrontiert werden.“

Was die Branche angesichts dieser Gemengelage tun sollte, legt die Umfrage ebenfalls nahe: 65 Prozent sind nämlich der Ansicht, dass mehr niederschwellige Angebote für Familien, einkommensschwache Personen und Wiedereinsteiger aktiv angeboten und beworben werden müssten. Haselmayer: „Das zeigt, dass das Geld in Bezug auf das Image ein wichtiger Aspekt ist.“

37 Prozent plädieren zudem für ein stärkeres Engagement für Schulskikurse und 35 Prozent für mehr umweltfreundliche Anreisemöglichkeiten (Bahn und Bus mit Gepäcktransport, Gratis-Shuttles und Öffis usw.). Bei Städtern sind es sogar 47 Prozent.

55 Prozent – und bei Jungen und Städtern sogar 68 Prozent – geben an, der Skisport habe aus Umweltgründen wie Klimawandel/Schneemangel, Energieverbrauch, hohem CO2-Abdruck, Eingriffe in die Natur oder Anreise mit dem Pkw ein Problem.

Problem öffentliche Anreise

Ein Punkt, bei dem es sich aus Sicht Schenners allerdings mehr um „grüne Hirngespinste“ handelt, „da die umweltfreundliche Anreise mangels Attraktivität des Angebots – nicht nur was die erste und letzte Meile betrifft – noch lange keine Alternative sein wird. Auch die Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler sieht bei der Öffi-Anreise Luft nach oben: „Es gibt zwar zahlreiche Initiativen, bei den Angeboten muss es aber noch Verbesserungen geben.“ Wenig erfreulich ist auch die Aussage, dass nur 14 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen heuer einen Skiurlaub planen, 82 Prozent jedoch sicher nicht. Werte, die Schenner nicht sehr zuversichtlich stimmen, für Meinungsforscher Haselmayer „angesichts der allgemeinen Teuerung und des Umstands, dass ein Skiurlaub kein günstiges Vergnügen ist, gar nicht so schlecht“ sind. Diejenigen, die sich einen Skiurlaub leisten wollen, würden das auch machen – und für diejenigen, die mit ihrem verfügbaren Einkommen nur schwer das Auslangen finden, komme Skifahren einfach nicht in- frage. Und die seien dazu auch besonders kritisch eingestellt.

Die Skiurlaub-Verweigerer machen das übrigens nicht nur, weil sie andere Freizeitaktivitäten wie Fern- oder Städtereisen, reine Wellness- oder Wander/Badeurlaube im Winter für attraktiver halten (59 Prozent), sondern eben auch aus finanziellen Gründen. Haselmayer: „37 Prozent antworten hier mit Nein, was bedeutet, dass ihnen auch dafür das nötige Geld fehlt.“

Positiver interpretiert werden kann dagegen angesichts des Klimawandels und der verstärkten Bemühungen von Hoteliers und Regionen um Winter-Alternativangebote der Umstand, dass für 63 Prozent ein sanfter Winterurlaub (ohne Skipisten bzw. Pistenskilauf) nur mit Wellness, Wandern, Rodeln, Eislaufen, (Fat)Biken als Alternative für einen herkömmlichen Skiurlaub infrage kommt. Und das mit mehr oder weniger bzw. nur geringfügigen Abweichungen unabhängig von Geschlecht, Alter, Bildungsgrad und Wohnort.

Ein überraschender Prozentsatz, der Schenner nachdenklich macht: „Wir als Plattform der Interessenvertreter gehen davon aus, dass der Skilauf das Hauptmotiv ist, einen Winterurlaub zu buchen. Dazu gibt es auch valide Studien und Forschungsergebnisse. Zugegeben sind einige Begleitpersonen wie Oma oder Opa immer öfter dabei. Ob die auch kämen, wenn die Kinder und Enkelkinder nicht Skifahren wollen, wage ich zu bezweifeln.“

Die Wintersportbranche geht dennoch zuversichtlich in die laufende Wintersaison: Die Stimmung der potenziellen Gäste sei „in den letzten 12 Monaten deutlich optimistischer geworden“, erklärt Staatssekretärin Kraus-Winkler: „Deren wirtschaftliche Situation hat sich verbessert, und die Sparneigung geht zurück.“

Großes internationales Interesse

Das Interesse für einen Wintersporturlaub sei in den wichtigen Herkunftsmärkten stetig gestiegen, was durch die Erhebung der Österreich Werbung (ÖW) in zehn europäischen Ländern untermauert werde. Demnach würden 17 Millionen Menschen fix ihren Winterurlaub hierzulande verbringen – und zusätzlich mehr Unentschlossene als im Vorjahr Österreich als Reiseziel in Erwägung ziehen. Tourismus-Spartenobmann Robert Seeber berichtet von einer „guten Buchungslage in den Betrieben für die Weihnachtsferien“ und geht von einer „besseren Wintersaison als im Vorjahr“ aus. Wintersporturlaub sei ein Dauerbrenner und gefragter denn je, sagt ÖW-Chefin Astrid Steharnig-Staudinger: „Diesbezüglich ist Österreich klar die Nummer eins, dafür kennt man und schätzt man uns.“ Was insbesondere auch für die wichtigen Märkte Deutschland und die Niederlande gelte. „International gibt es kein Imageproblem, da ist Skifahren beliebter denn je.“

Mit über 50 Millionen Skier Days liege Österreich international auf Rang zwei hinter den USA, was mit dem „unverändert attraktiven Preis-Leistungsverhältnis etwa im Vergleich mit der Schweiz, Frankreich oder den USA sowie der Breite des hochwertigen Angebots von den international bekannten Top Spots bis zu preiswerteren Klein-Skigebieten“ zu tun habe, ergänzt Seilbahnen-Sprecher Franz Hörl. Von 70.000 in der Vorsaison befragten Gästen seien 86,6 Prozent „mit dem Gesamtprodukt zufrieden bzw. sehr zufrieden“; über 90 Prozent würden Österreich als attraktive Wintersportdestination bezeichnen.

Da trifft es sich gut, dass der heimische Winterurlaub vor allem von ausländischen Gästen lebt. Dennoch sind die einheimischen Skifahrer – auch wenn sie aus ökonomischer Sicht vielleicht nicht ganz so wichtig sind – für die Branche von nicht zu unterschätzender Bedeutung, wie Erik Wolf, Geschäftsführer der Sparte Seilbahnen erklärt: „Auch wenn es international keine Probleme mit dem Image des Skisports gibt, so brauchen wir doch die Akzeptanz im heimischen Markt, damit wir uns weiterentwicklen können“.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 50/2024 erschienen.

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