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René Benko: Die letzten Stunden in Freiheit

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René Benko

René Benko

©APA/EXPA/Johann Groder
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Ein luxuriöses Chalet am Arlberg, ein vertrauliches Treffen eines österreichischen Finanzmanagers und Ermittler, die ihm längst auf der Spur sind: Die letzten Stunden in Freiheit von René Benko lesen sich wie ein Krimi.

Die Nacht vom 21. auf den 22. Jänner 2025 war klirrend kalt in Lech am Arlberg. Die Temperaturen sanken auf minus zehn Grad, feiner Schnee trieb über die vereisten Straßen und der Wind pfiff durch den Ort. In dieser eiskalten Winternacht fand in einem der exklusivsten Rückzugsorte Lechs ein diskretes Treffen statt: René Benko empfing in seinem Sechs-Sterne-Chalet N einen Mann, der wenige Wochen zuvor in die Führung einer Benko-Stiftung im Fürstentum Liechtenstein berufen worden war.

Ein offenbar vertraulicher Termin, denn Benko soll die Chalet-Managerin „ausdrücklich“ angewiesen haben, „kein Gästeblatt und keine Meldung an die Gemeinde Lech“ zu erstatten. Dies geht aus Ermittlungsunterlagen hervor, die News und Krone vorliegen.

Verdeckter Einfluss

Offiziell hat der Gründer des finanzmaroden Signa-Konzerns mit seinen wesentlichen Stiftungen in den vergangenen Jahren nichts mehr zu tun gehabt – weder mit der Laura Privatstiftung mit Sitz in Innsbruck noch mit der in Schaan ansässigen Ingbe Stiftung. In beiden Benko-Bunkern gilt die Familie um die mutmaßliche Strohfrau Ingeborg, eine pensionierte Kindergärtnerin, als Begünstigte.

Tatsächlich existieren zahlreiche vertrauliche Dokumente, die belegen, dass der Milliardenpleitier auch nach seinem Konkurs im März 2024 tief in das operative Geschäft involviert war – und das, obwohl er keine offizielle Funktion mehr innehatte. Ein ehemaliger Chefcontroller bezeichnete Benko in einer Aussage vor der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) sogar als „Alleinherrscher“ – auch über die Stiftungen.

Die letzte Nacht im Chalet

In der vorletzten Nacht vor seiner Festnahme lud Benko einen österreichischen Finanzmanager in sein Chalet N ein: Robert Schimanko, einen Österreicher, der vorwiegend von der Schweiz aus agiert und seit dem 18. November 2024 als Stiftungsrat in der Ingbe Stiftung tätig ist. Was Benko zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Die Kriminalisten der Soko Signa waren ihm längst auf den Fersen. Bereits in den Monaten zuvor wurden Telefone abgehört, und am 23. Jänner um 8:30 Uhr erfolgte schließlich der Zugriff – Festnahme wegen Tatbegehungs- und Verdunkelungsgefahr.

In der Untersuchungshaft in der Justizanstalt Wien-Josefstadt bestritt Benko in einer Einvernahme, den neuen Vorstandschef der Laura Stiftung, Thomas Limberger, überhaupt zu kennen. Zudem erklärte er, dass „es sich beim jetzigen dreiköpfigen Stiftungsvorstand um keine Bekannten von ihm handle und es ausgeschlossen sei, dass er irgendwelche Einflussnahmen vornehmen könne“. Tatsächlich handelt es sich bei Limberger um einen Finanzmanager, in dessen Unternehmen – laut Website – auch der Ingbe-Stiftungsrat Robert Schimanko tätig ist. Eine weitere Verbindung führt über Christoph Jauschnegg, Benkos langjährigen Privatjet-Piloten, der in der Laura Stiftung eine aktive Rolle spielt – unter anderem als Geschäftsführer jener Tochterfirma, in der Benko bis zu seiner Festnahme angestellt war.

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Thomas Limberger trat im Oktober 2019 beim Transport- und Logistikforum „Pro.Motion 1520“ in Sotschi (Russland) als Speaker auf.

 © Tpl1967 / CC BY-SA 4.0

Die Auktion

Jauschnegg und Schimanko traten im Herbst 2024 zudem bei jener Online-Auktion in Erscheinung, bei der Benko ihm emotional wichtige Gegenstände – darunter Uhren und ein Sportboot – zurückholen ließ. Pilot Jauschnegg übernahm die ersteigerten Wertsachen persönlich beim Auktionshaus.

Die Ermittler halten fest: „Somit lässt sich darlegen, dass nach wie vor Verbindungen zwischen René Benko und den Stiftungsvorständen der Laura Privatstiftung sowie den Stiftungsräten der Ingbe Stiftung bestehen und eine Einflussnahme nicht ausgeschlossen werden kann.“

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