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Porr-Chef ortet im Wohnbau "Silberstreif am Horizont"

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Porr-Chef Karl-Heinz Strauss: Zu wenig leistbarer Wohnraum
©APA/APA/GEORG HOCHMUTH/GEORG HOCHMUTH
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Wohnen ist nach wie vor teuer - sowohl die Kaufpreise als auch die Mieten sind hoch. Gemeinnützige haben laut Porr-Konzernchef Karl-Heinz Strauss jahrelang zu wenig gebaut. Doch nun hätten sie mit dem Bau sehr stark begonnen. "Wir sehen beim Wohnbau einen Silberstreif am Horizont." Am Markt verfügbar seien die Neubauten aber erst frühestens 2027. "Der Bedarf an leistbarem Wohnraum ist groß", betonte Strauss. Leistbar bedeute Baukosten weit unter 2.000 Euro pro Quadratmeter.

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Das sei ein Ziel der Porr, an dem sie derzeit intensiv arbeite und in den kommenden Wochen oder Monaten ankommen könnte. "Wir sind dabei ein Konzept zu entwickeln, das zu schaffen - wir versuchen deutlich unter 2.000 Euro zu kommen." Im Frühling will die Porr dazu mehr präsentieren. Derzeit seien am Markt Baukosten von fast 3.000 Euro pro Quadratmeter üblich, bei Genossenschaften seien es etwa 2.500 Euro. "Der leistbare Wohnraum ist sicherlich ein Stiefkind in Österreich", vermerkte Strauss. Nun beginnen bei den Gemeinnützigen Genehmigungen und Förderungen seinen Angaben zufolge allmählich in Schwung zu kommen. Doch: "Wenn wir heute beginnen - vor 2027 wird das keine große Erleichterung bringen." Derweil steigen die Mietpreise, "weil sich viele Eigentum nicht leisten können oder wollen".

Der Einfamilienhausbau komme noch immer nicht in die Gänge. "Die Grundstückspreise sind nach wie vor sehr hoch." In den 70er- und 80er-Jahren habe man Wohnbaudarlehen für 20 bis 25 Jahre mit einem sehr niedrigen Zinssatz bekommen und die Wohnbauförderung war zweckgebunden, durfte also nur für die Förderung von Wohnraum und nicht zum Stopfen von Budgetlöchern verwendet werden. "Das gehört alles wieder zurück, die Zweckbindung muss draufbleiben", betonte Strauss. Seiner Meinung nach muss die Politik gar nichts neu erfinden, das Konzept von damals habe funktioniert. Es wäre auch sozial staffelbar: "Wenigverdiener bekommen mehr Förderung."

Die vor einem Jahr von der Regierung geschnürte "Wohnbaumilliarde" sei bisher "fast nirgends angekommen". Die Konditionen seien teils unattraktiv gewesen, sagte Strauss und verwies beispielsweise auf Fixzinssätze, die auf nur zwei bis drei Jahre begrenzt wurden. Die Kredite müssen aber meist 20 bis 30 Jahre lang getilgt werden. "Ich glaube, die Länder beginnen, das jetzt zu verändern." Außerdem habe jedes Bundesland seine eigenen Förderungen.

Der Baukonzernchef kritisierte weiters, dass es hierzulande neun verschiedene Bauordnungen gibt. Auch das ist teuer und kostet Zeit. "Das ist der Historie geschuldet und nicht wirklich optimal", strich Strauss hervor. "Es ist Zeit darüber zu reden", plädierte er für eine bundesweit einheitliche Bauordnung, die lokale Gegebenheiten wie etwa verschiedene Schneelasten berücksichtigt. "Es wird wärmer - man könnte auch die Bauordnung anpassen", sagte Strauss mit Blick auf den Klimawandel. "Die Länder wehren sich generell gegen eine Bevormundung vom Bund", räumte er ein.

Auch bei der Infrastruktur passiere viel. "Wir sehen aber auch, dass die Kassen der Gemeinden leer sind", so Strauss. Diese seien mit hohen Pflegekosten und Energiekosten belastet. "Es muss auf jeden Fall wieder eine Gemeindemilliarde geben." Alles, was in den Gemeinden und Bezirken ausgegeben werde, sei eine Woche später in der Wirtschaft spürbar, sagte der Baukonzernchef und verwies auf Dachdecker, Installateure und Maler. "Das stützt auf jeden Fall die Wirtschaft, die einen Anschub braucht. "Die Wirtschaft ankurbeln geht nur über den Bau", sagte der Branchenvertreter.

Dem Baukonzern selbst gehe es gut, "das Jahr 2024 war ein sehr gutes Jahr für die Porr", so Strauss. Der derzeit noch lahmende Wohnbau macht bei dem Konzern maximal 8 Prozent der Bauleistung aus. Die Porr werde für das abgelaufene Geschäftsjahr mit 21.600 Beschäftigten eine Bauleistung von 6,7 bis 6,8 Mrd. Euro und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 150 bis 160 Mio. Euro ausweisen. "Wir haben einen Auftragsbestand, der sehr hoch ist." Anfang 2025 sogar besser als Anfang 2024. "Wir haben viel zu tun." Im Jahr davor (2023) hatte die Porr bei einer Bauleistung von knapp 6,6 Mrd. Euro ein EBIT in Höhe von rund 140 Mio. Euro erzielt. "Wir brauchen uns nicht zu fürchten."

Für einen Posten in der Politik interessiert sich Strauss laut Eigenangaben nicht. "Meine Frau würde sich in der Sekunde scheiden lassen", scherzte Strauss.

Generaldirektor Karl-Heinz Strauss (Porr AG) am Dienstag, 11. Februar 2025, während eines Gesprächs im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien.

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