Personalchefs packen aus: Gegenüber News.at verraten sie, worauf sie bei Bewerberinnen und Bewerbern achten.
Claudia Krakowitzer ist Director Human Resources bei Miele Austria. Sie sagt: "Gute KandidatInnen sind für uns Menschen, die sich entwickeln wollen."
Auf welchen Wegen suchen Sie nach geeigneten BewerberInnen?
Wir suchen BewerberInnen einerseits über die unternehmenseigene Website, andererseits über Plattformen wie z.B. karriere.at.
Welches Bewerbungsgespräch ist Ihnen in Erinnerung geblieben?
Mir bleiben vor allem Bewerbungsgespräche in Erinnerung, in denen eine offene Gesprächsbasis herrscht und wir den BewerberInnen in einer angenehmen Gesprächsatmosphäre auf Augenhöhe begegnen. Besonders im Gedächtnis bleiben BewerberInnen, die trotz persönlicher Rückschläge oder anderer Widrigkeiten ihren Weg gehen und ihre Ziele verfolgen.
Wie gewinnt ein Bewerbungsschreiben Ihre Aufmerksamkeit?
Mit kreativer Gestaltung und vor allem, wenn es auf den Job angepasst ist. Standardbewerbungsschreiben gehen leider meist unter, hier wird quergelesen und die Aufmerksamkeit auf den Lebenslauf gerichtet. Ein "freches", aber passendes Bewerbungsschreiben fasziniert uns und findet unsere ungeteilte Aufmerksamkeit.
Worauf legen Sie mehr wert - Lebenslauf oder Anschreiben?
Wir legen mehr Wert auf die CVs, bei einer Vielzahl von Bewerbungen lässt man sich leider immer mehr dazu verleiten, die Vorselektion, basierend auf den CVs, vorzunehmen. Das wird auch durch die Digitalisierung unterstützt.
Werfen Sie einen Blick auf die Social Media Profile der BewerberInnen?
Ja, wenn es sich um Xing und LinkedIn handelt, allerdings nicht vor dem Bewerbungsgespräch, sondern erst knapp vor der Entscheidung.
Apropos Optik: Wie wichtig sind Ihnen Bewerbungsfotos und was sind hier die No-Gos?
Bewerbungsfotos sind mir sehr wichtig. Für mich ist es eine Art der Wertschätzung und guter Ton. Es gibt hier nicht wirklich No-Gos außer die bekannten: keine Freizeitfotos oder Familienfotos, bei denen Personen "abgeschnitten" werden.
Was macht einen guten Kandidaten, Kandidatin aus - abseits von Motivation und Kompetenz?
Gute KandidatInnen sind für uns Menschen, die sich entwickeln wollen, die Neues lernen wollen und Dinge vorantreiben möchten. Extrem wichtig ist uns auch, dass es auf der persönlichen Ebene stimmt. Fachliche Mankos können meist schnell ausgeglichen werden, die Persönlichkeit bleibt jedoch.
Wie stehen Sie zu QuereinsteigerInnen?
Wir stehen auch QuereinsteigerInnen sehr positiv gegenüber. BewerberInnen, die uns glaubhaft vermitteln, dass sie unbedingt ein neues Berufsfeld erlernen können, werden von uns dabei auch unterstützt.
Sie schicken eine Absage. Erwarten Sie sich eine Antwort?
Ich erwarte mir von Absagen keine Antwort. Wenn wir jedoch mehrere Gesprächsrunden hinter uns haben, bevorzuge ich eine persönliche, telefonische Absage, um den BewerberInnen auch Feedback zum Bewerbungsprozess zu geben und mir gleichzeitig auch Rückmeldung von Seiten der KandidatInnen abzuholen.
Wie gehen Sie mit Initativbewerbungen um? Findet jede Beachtung?
Bei uns findet jede Bewerbung Beachtung - wenn wir uns vorstellen können, dass die Person in Zukunft in unserem Unternehmen einen Platz finden könnte, fragen wir nach, ob wir die Unterlagen in Evidenz nehmen dürfen und melden uns dann wieder.
Haben Sie eine Standardfrage im Bewerbungsgespräch?
Wir bevorzugen wenig standardisierte Gespräche und verwenden keine Checklisten oder Standardfragen. Unser Ziel ist es, auf die BewerberInnen individuell einzugehen. Natürlich kommt man um die eine oder andere Standardfrage nicht herum - diese betreffen allerdings Rahmenbedingungen wie Verfügbarkeit und Gehalt.
Hand aufs Herz: Welche Antwort können Sie nicht mehr hören?
"Ich bin pünktlich, zuverlässig und fleißig und meine Schwäche ist Ungeduld ..."
Zeugnisse + Bescheinigungen: Welche Dokumente sind wirklich sinnvoll?
Wir legen Wert auf Arbeitszeugnisse bzw. kommt es darauf an, wie aktuell die Dokumente sind. Bei erfahrenen BewerberInnen sind Schul- und Abschlusszeugnisse unserer Meinung nach nicht sonderlich aussagekräftig und stehen somit auch nicht im Vordergrund.
Gibt es Fragen, die BewerberInnen nicht stellen sollten?
Nein, ein Bewerbungsgespräch dient dem Zweck, alle Fragen zu stellen und idealerweise passende Antworten zu bekommen. Es ist für uns kein Frage-Antwort-Spiel, sondern ein Gespräch, in dem beide Seiten ihre Eindrücke gewinnen und sich kennenlernen sollten.
Ist ein Rechtschreibfehler im Bewerbungsschreiben ein absoluter Ausschlussgrund des Kandidaten, der Kandidatin - selbst, wenn die restlichen Anforderungen passen?
Rechtschreibfehler passieren - sie sind definitiv kein Ausschlussgrund.
Wann spricht man eigentlich über das Gehalt?
Wir legen die Karten bereits im Erstgespräch auf den Tisch und stellen den BewerberInnen unsere Gesamtpakete vor.
Wie viel Verhandlungsbereitschaft gibt es in puncto Gehalt?
Gehalt ist für uns mehr als nur das monatliche Bruttogehalt - unserer Meinung nach muss das Gesamtpaket stimmen. Themen wie Arbeits-/Freizeit und Benefits werden immer wichtiger.
Erfahrene Bewerber oder Jobeinsteiger? Welche Unterschiede gibt es im Gespräch?
Bei erfahrenen Bewerbern läuft das Gespräch definitiv etwas anders ab, wobei ein Bewerbungsgespräch weder für den Recruiter noch für den Bewerber "Standard" sein sollte. Bei Jobeinsteigern nehmen wir uns mehr Zeit, Fragen zu erklären, und geben auch den KandidatInnen Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen.
Was wäre ein absolutes No-Go bei der Bewerbung?
Respektlosigkeit im Anschreiben oder auch im Gespräch.