In Zeiten steigender Ticketpreise und wirtschaftlicher Unsicherheiten setzen Low-Cost-Carrier auf radikale Effizienz – und gewinnen damit das Rennen um die Lüfte.
Fliegen ist längst kein Luxus mehr – dank Billigfluglinien wie Ryanair, easyJet oder Wizz Air. Doch wie schaffen es diese Anbieter, Tickets zu Spottpreisen anzubieten und trotzdem profitabel zu sein, während klassische Airlines oft mit Verlusten kämpfen? Die Antwort liegt in ihrer radikal anderen Geschäftsstrategie.
Hier sind die fünf zentralen wirtschaftlichen Vorteile, die Billigfluggesellschaften von traditionellen Airlines abheben – und sie so erfolgreich machen.
1. Einfache Flottenstruktur: Ein Flugzeugtyp für alles
Low-Cost-Carrier setzen fast ausschließlich auf einheitliche Flugzeugflotten, wie etwa die Boeing 737 bei Ryanair oder den Airbus A320 bei easyJet. Diese Standardisierung spart immense Kosten:
Wartung: Ein einziger Flugzeugtyp bedeutet geringere Ersatzteillager und vereinfachte Reparaturprozesse.
Schulung: Piloten und Techniker werden nur auf einem Modell ausgebildet, was Zeit und Geld spart.
2. Punkt-zu-Punkt-Verbindungen: Keine teuren Drehkreuze
Klassische Airlines operieren oft über große Drehkreuze (Hubs), was aufwändige Umsteigeverbindungen und längere Standzeiten der Flugzeuge bedeutet. Low-Cost-Carrier hingegen setzen auf direkte Verbindungen zwischen kleineren Flughäfen.
Vorteil: Kürzere Bodenzeiten und weniger Kosten für Flughafengebühren.
Effektivität: Flugzeuge stehen weniger oft am Boden und fliegen mehr – und mehr Flüge bedeuten mehr Umsatz.
Beispiel: Während Lufthansa ihre Hubs in Frankfurt und München nutzt, fliegt Ryanair oft kleinere Flughäfen wie Frankfurt-Hahn oder Weeze an, wo Gebühren deutlich niedriger sind.
3. Zusatzkosten als Umsatzquelle: Der Gewinn liegt im Kleingedruckten
Billigfluglinien sind Meister im Generieren von Zusatzeinnahmen. Während das Ticket selbst oft spottbillig ist, kommen durch Extras wie Gepäck, Sitzplatzreservierungen oder Snacks hohe Margen zustande.
Bis zu 45 Prozent der Einnahmen von Ryanair stammen aus solchen Zusatzleistungen.
Passagiere zahlen nur für das, was sie wirklich nutzen möchten – ein Modell, das als „unbundling“ bekannt ist.
Ein Beispiel: Ein vermeintlich günstiger Flug für 19,99 € kann schnell auf über 100 € steigen, wenn Zusatzservices gebucht werden – ein Modell, das jedoch transparent ist.
4. Geringe Fixkosten: Keine Extras, keine Verluste
Billigfluggesellschaften sparen dort, wo klassische Airlines investieren:
Keine First- oder Business-Class: Low-Cost-Carrier setzen auf eine einheitliche Economy-Klasse, wodurch mehr Sitze in ein Flugzeug passen.
Kein Bordservice: Kostenintensive Services wie Gratisessen oder Getränke entfallen – oft gibt es nicht einmal Bordmagazine.
Flexible Arbeitsverträge: Viele Mitarbeiter der Low-Cost-Airlines werden zu marktüblichen Tarifen beschäftigt, oft in Ländern mit geringeren Lohnnebenkosten.
5. Aggressive Preispolitik und Marktausbau: Masse statt Klasse
Billigfluggesellschaften setzen auf schiere Masse. Mit aggressiven Ticketpreisen locken sie Passagiere in großer Zahl – oft auch solche, die sonst nicht geflogen wären.
„Backfilling“ von Kapazitäten: Flugzeuge werden selbst zu ungünstigen Zeiten gefüllt.
Schneller Markteintritt: Low-Cost-Carrier sind flexibel und testen neue Strecken schnell aus – oft mit Erfolg.
Ryanair etwa expandierte während der Pandemie schneller als viele traditionelle Airlines und nutzte günstige Marktchancen, um Flughafenslots und Marktanteile zu sichern.
Die wirtschaftlichen Vorteile der Billigfluglinien beruhen auf ihrer kompromisslosen Effizienz und ihrem Fokus auf Kostensenkung. Vom Flottenmanagement bis hin zu ihrem Geschäftsmodell optimieren sie jeden Prozess, der Geld kostet.
Während traditionelle Airlines weiterhin auf teuren Service und Prestigedestinationen setzen, haben Billigfluglinien bewiesen, dass günstige Preise und Profitabilität kein Widerspruch sind. Sie mögen nicht die komfortabelste Wahl sein – aber sie sind wirtschaftlich gesehen die Gewinner der Lüfte.