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Für die Analyse hat EY 100 Führungskräfte großer und mittlerer Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern befragt. Die Befragungen fanden telefonisch von Dezember 2024 bis Februar 2025 statt.
"Künstliche Intelligenz hat in vielen österreichischen Unternehmen bereits Einzug gefunden, allerdings ist die Luft nach oben noch groß", sagte Susanne Zach, Leiterin des Bereichs AI und Data bei EY Österreich. Unternehmen müssten "am Ball bleiben", um im Wettbewerb nicht zurückzufallen. "In vielen Bereichen steckt KI noch in den Kinderschuhen, das volle Potenzial wird kaum genutzt", so Zach weiter. Dabei gebe es eine breite Palette an Anwendungsmöglichkeiten, die sich auch mit einem geringeren Budget umsetzen ließen, vor allem für die Industrie. Das werde derzeit noch unterschätzt.
Angewendet wird KI laut der Studie vor allem von größeren Firmen und in der Finanz- und Consultingindustrie und innerhalb der Unternehmen in den Bereichen Kundenservice und Vertrieb. Die Anwendungsfälle sind dabei bei fast drei Viertel (74 Prozent) der Unternehmen simpel bzw. eher simpel, komplexere Projekte haben bisher nur 17 Prozent der Befragten umgesetzt. Vielen Unternehmen fehle eine konkrete KI-Strategie, so EY. Nur 36 Prozent der befragten Firmen hätten eine solche bereits implementiert, 58 Prozent haben dagegen keinen strukturierten Plan.
"Viele Unternehmen haben keine Ziele oder Anforderungen an KI definiert und wissen nicht, was sie mit KI konkret erreichen wollen", so Zach. Das mache es auch schwer, einen Return on Investment (ROI) für KI-Anwendungen zu messen. Nur für 22 Prozent der Firmen herrscht Klarheit über den ROI, zu den Kosten für KI sind sich 29 Prozent komplett im Klaren.
Auch das Vertrauen in die KI sei in Österreich noch ausbaufähig. Nur ein Drittel der Befragten (34 Prozent) vertraut Künstlicher Intelligenz, Lösungen für Prognosemodelle oder Ähnliches zu finden. Mehr Zuversicht herrscht, wenn es um Recherche und Informationen geht, für solche Aufgaben vertrauen 51 Prozent der KI. Für Vertrauen in die KI brauche es vor allem ein gutes Verständnis dafür, was KI leisten kann und was nicht. "Hier herrscht eindeutig noch Handlungsbedarf. Nur wenn wir KI vertrauen, können wir das Potenzial voll nutzen", sagte Zach.
Auch bei der Anwendung des AI-Act hinken Unternehmen noch deutlich hinterher. Während 77 Prozent schon vom AI-Act gehört haben, haben sich erst 19 Prozent näher damit beschäftigt. Rund um den AI Act Compliance, der sich auf praktische Prozesse bezieht und sicherstellen soll, dass die KI-Systeme der Unternehmen dem AI Act entsprechen, hat erst ein Zehntel (9 Prozent) der befragten Führungskräfte konkrete Maßnahmen gesetzt.
EY rät Unternehmen, sich möglichst rasch mit den neuen Regulierungen auseinanderzusetzen. "Seit Februar diesen Jahres gelten ja bereits spezifische Anforderungen für KI-Schulungen und ein Verbot von Systemen mit inakzeptablem Risiko. Schon im Sommer sind darüber hinaus etliche Punkte aus dem AI-Act anzuwenden, etwa Transparenz-, Risiko- und Dokumentationsanforderungen für General-Purpose-AI-Modelle", so Zach. Dass der Anteil der Unternehmen, die sich damit schon beschäftigt haben, noch so gering ist, könnte im zweiten Halbjahr für viele zum Verhängnis werden.