Die UN-Handelsorganisation UNCTAD warnt: KI wird bis 2033 nicht nur zur dominierenden Zukunftstechnologie mit einem Marktvolumen von 4,8 Billionen Dollar – sie verändert auch 40 Prozent der Jobs weltweit grundlegend. Besonders Entwicklungsländer laufen Gefahr, abgehängt zu werden.
KI-Revolution: Wer jetzt nicht investiert, verliert den Anschluss
Künstliche Intelligenz ist längst mehr als ein Hype – sie ist dabei, die globale Arbeitswelt und die wirtschaftliche Ordnung tiefgreifend zu verändern. Die jüngsten Zahlen der UN-Handels- und Entwicklungsorganisation UNCTAD lassen aufhorchen: Der Markt für KI wird sich bis 2033 auf satte 4,8 Billionen US-Dollar steigern – das entspricht der gesamten Wirtschaftsleistung Deutschlands.
2023 lag der Marktwert bei rund 189 Milliarden Dollar. Heuer dürfte er auf Basis dieser Zahlen bei schätzungsweise 300 Milliarden Dollar stehen. Tendenz: steil steigend. Gleichzeitig könnten laut des Technology and Innovation Report 2025 rund 40 Prozent der Jobs weltweit betroffen sein.
Wissensarbeit unter Druck
Im Gegensatz zu früheren Technologie-Revolutionen, die vor allem körperliche Arbeit rationalisierten, trifft die KI-Welle nun ausgerechnet wissensintensive Sektoren: Content Creation, Produktentwicklung, Kundenservice, Coding – alles Berufe, bei denen bisher Kreativität und Problemlösung gefragt waren.
Am härtesten werden wohl entwickelte Volkswirtschaften wie die USA oder Deutschland getroffen – ironischerweise auch jene, die am besten auf die Disruption vorbereitet sind. In Entwicklungsländern hingegen fehlt es oft an digitaler Infrastruktur, Fachpersonal oder nationalen KI-Strategien.
Wer gestaltet die Zukunft – wer bleibt außen vor?
UNCTAD-Generalsekretärin Rebeca Grynspan warnt vor einem digitalen Zwei-Klassen-System: „Der Zugang zu KI-Infrastruktur und -Kompetenz ist stark konzentriert – auf nur wenige Länder und Konzerne.“ Rund 100 Unternehmen, vorwiegend in den USA und China, stemmen 40 Prozent der weltweiten KI-Forschung und -Entwicklung. Gleichzeitig sind 118 Länder bei entscheidenden KI-Governance-Prozessen nicht vertreten.
Das Problem: Ohne Mitsprache droht eine Technologie, die ursprünglich als Lösung für globale Herausforderungen gedacht war, bestehende Ungleichheiten noch zu verschärfen.
Kapital schlägt Arbeit
Die wirtschaftlichen Vorteile der KI – höhere Effizienz, neue Märkte, geringere Kosten – begünstigen laut UNCTAD häufig Kapital gegenüber Arbeit. Für Schwellenländer bedeutet das: Der klassische Wettbewerbsvorteil durch billige Arbeitskräfte verliert an Bedeutung.
Doch es geht nicht nur um Risiko – sondern auch um Chance. KI kann Jobs ersetzen, aber ebenso neue Berufsfelder schaffen. Entscheidend ist, ob rechtzeitig in Aus- und Weiterbildung, digitale Grundversorgung und offene Datenräume investiert wird.
Drei Hebel, um nicht abgehängt zu werden
UNCTAD nennt in ihrem Bericht drei strategische Ansatzpunkte, mit denen Staaten ihre Zukunft im KI-Zeitalter sichern können:
Infrastruktur – von stabiler Stromversorgung bis Hochleistungsrechner
Daten – inklusive offener, transparenter Datenräume für Innovation
Kompetenzen – vom Schulalter bis zur Erwachsenenbildung
Wer hier aktiv wird, kann nicht nur wirtschaftlich aufholen, sondern auch mitgestalten, wie KI weltweit eingesetzt wird.
Global denken – gemeinsam handeln
Dass sich die führenden Industrienationen längst im Alleingang an der globalen KI-Governance beteiligen, während die Mehrheit der Länder ausgeschlossen bleibt, sieht UNCTAD als große Gefahr.
Die Lösung? Ein multilaterales Regelwerk für KI, das – ähnlich wie ESG-Standards – auf Transparenz, Fairness und Nachhaltigkeit setzt. Dazu braucht es einen „Shift von der Technologie zum Menschen“, so Grynspan. Der Appell von UNCTAD ist klar: Wer jetzt nicht handelt, verliert den Anschluss.