Mit dem umtriebigen Investor Klemens Hallmann schlitterte ein weiterer österreichischer Player auf dem glatten Immobilienparkett in eine veritablen Krise. Eine News-Recherche über bemerkenswerte Deals.
Kulturaffiner Immobiliendeveloper
Im Juni 2022 war die Welt auf dem heimischen Immobilienmarkt noch eine andere. Auch wenn der russische Angriffskrieg in der Ukraine bereits im Laufen war – die Zinswende der EZB hatte noch nicht ihre direkte Wirkung entfaltet. Damals wird Klemens Hallmann mit dem Großen Ehrenzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet. Der kulturaffine Immobiliendeveloper meint im Zuge der Verleihung: „Das Zusammenspiel von Kunst, Kultur und Sport dient der Brückenbildung innerhalb unserer Gesellschaft über die Grenzen Europas hinaus.“
Klemens Hallmann, 49, ist über seine Holding im internationalen Filmgeschäft wie auch im Bereich Cybersecurity unterwegs. Teilweise mit an Bord: immer wieder der schillernde Investor Alexander Schütz. Hallmann war nie ein besonders zurückhaltender und medienscheuer Akteur, auch wenn er sich gelegentlich als solcher zu inszenieren versuchte. Öffentlichkeitswirksam unterstützte er Arnold Schwarzeneggers Klimainitiativen, ließ sich mit seiner Ehefrau, im Modelbereich tätig, auf diversen Society-Events von Wien bis Kitzbühel feiern und kultivierte das Image eines smarten Selfmademillionärs mit internationalem Touch.
Rauer Wind
Mit den sich verändernden Marktbedingungen hat sich das rasant gewachsene Immobilienreich scheinbar als nicht wetterfest genug erwiesen: Die Insolvenz des Projektentwicklers Süba AG, eines zentralen Elements von Klemens Hallmanns Immobilienaktivitäten, bringt nicht nur seine unmittelbaren geschäftlichen Interessen ins Wanken.
Auch bei privaten Bauvorhaben läuft es nicht nach Plan. Jedenfalls zeigen News-Recherchen, dass Hallmann offenbar versucht, werthaltige Immobilien abzustoßen. Während andere in diesem herausfordernden Marktumfeld das noch größere Rad drehen wollten, setzte Hallmann eher auf gezielte Zukäufe mit enormem Entwicklungspotenzial – auch verbunden mit dem entsprechenden Risiko. Von den Rossmarkthöfen in St. Pölten bis hin zu mehreren Kika/Leiner-Standorten sicherte er sich immer wieder auch Objekte aus dem Umfeld des Benko-Reichs.
Schicht im Schacht
Die Krone berichtete kürzlich über eines der sichtbarsten Zeichen dieser Krise: „Bei der Villa Schicht, einem Prunkbau in der Braungasse in Wien-Hernals, ist Schicht im Schacht.“ Mehrere Handwerksbetriebe haben dort ihre Arbeit niedergelegt. Wegen angeblich ausstehender Zahlungen. Ein Sprecher Hallmanns wollte sich zu laufenden Verfahren nicht äußern, betonte jedoch, dass korrekt erbrachte Leistungen selbstverständlich beglichen würden.
Doch die Probleme reichen dem Vernehmen nach tiefer. Die Insolvenz der Süba AG betrifft 95 Gläubiger, hinterlässt einen Schuldenberg von rund 226 Millionen Euro und wirft dabei grundlegende Fragen zur Stabilität von Hallmanns Firmenstruktur auf. Monatelang haben Wirtschaftsprüfer der KPMG und Rechtsanwälte der Kanzlei Schönherr als Berater versucht, das Unternehmen zu restrukturieren und die Süba bzw. Teile davon zu verkaufen. Als Gläubigerbank soll die UniCredit-Tochter Bank Austria involviert gewesen sein. Der Versuch scheiterte. Fürs Erste.
Auch der Ende April 2025 mit Verspätung eingereichte Konzernabschluss der Hallmann Gruppe für das Geschäftsjahr 2023 birgt einiges an Brisanz in sich: Nach einem Gewinn vor Steuern von 82,7 Millionen Euro im Jahr 2022 musste die Gruppe 2023 einen Verlust von 168 Millionen Euro ausweisen. Wesentlicher Faktor war dabei das negative Ergebnis aus der Entkonsolidierung der SÜBA-Gruppe, das mit rund 87,7 Millionen Euro zu Buche schlug.


Immo-Joungleure. René Benko und Klemens Hallmann haben gemeinsame Immo-Deals über die Bühne gebracht.
© Andreas Tischler / picturedesk.comDeals mit René
Hallmann war im Grunde nie ein Gegenentwurf zu René Benko. Im Unterschied zu Benko, der sich über seine Rolle als Berater faktisch in die Rolle des Geschäftsführers seiner Unternehmungen einmischte und bestimmte, ist Hallmann offiziell in die Geschäftsführung seiner Unternehmen eingebunden und im Firmenbuch eingetragen. Einige seiner Immobilien hält er persönlich, eine komplexe Stiftungsstruktur wie bei Benko gibt es bei ihm nicht. Mit Ausnahme einer unmittelbar vor Weihnachten 2024 gegründeten Privatstiftung namens Aigis H. Laut einem Hallmann-Sprecher sei diese als Nachlassstiftung für Familienmitglieder sowie zur Unterstützung karitativer und sozialer Projekte gedacht. Während Benko sein Immobilienimperium überhalb Europa bis nach New York ausdehnte – inklusive der Übernahme des Chrysler Buildings –, konzentrierte sich Hallmann vorwiegend auf den österreichischen Markt.
René Benko zeigte sich gegenüber anderen Akteuren am Immobilienmarkt meist zurückhaltend. Eine Ausnahme bildete Ronny Pecik, zu dem er einen regelmäßigeren und engeren Kontakt pflegte. Hallmann hingegen war für Benko nur dann von Interesse, wenn er sich davon einen konkreten Nutzen versprach. Auch wenn sich die beiden nach außen hin selten gemeinsam zeigten, belegen Einblicke in ihre Kommunikation, dass es sehr wohl persönlichen Austausch gab. So schrieb Hallmann am 22. Jänner 2018 eine E-Mail an Benko: „Es war sehr nett euch am Wochenende zu treffen und wir wollten euch zum diesjährigen Opernball und meiner Ordensverleihung am 8. Februar einladen. Falls ihr Lust und Zeit habt, würden wir uns sehr über euer Kommen freuen. Lg Klemens.“ Benko ließ sich jedoch entschuldigen – die Verleihung eines Ordens des Malteser-Ritterordens an Hallmann war ihm dann doch zu viel des Guten.
Karussell der Werte
Vielmehr interessierte er sich für Deals. Einer davon ging 2018 über die Bühne. Benko versuchte gerade mit viel Aufwand, noch Mieter für das Projekt Icon am Wiener Hauptbahnhof zu finden. Der Büroturm sollte möglichst zügig an die Allianz Versicherung weiterverkauft werden. Und Hallmann hatte mit dem Finanzdienstleister Western Union einen Mieter in einer seiner Wiener Innenstadtimmobilien, der da reinpasste. Also schnürte man ein Paket, wie die Nachricht eines Benko-Managers vom 22. Juni 2018 an seinen „Chef“ zeigt: „Hallmann übernimmt die Kompensation für den Umzug und Ausbau von Western Union […]. Dafür würde er uns das Gewerbehaus um EUR 27,85 Mio. (lt. Z.) abnehmen wollen, welches wir für 19,8 ankaufen.“


Benkos Signa stand kurz vor dem Abschluss eines millionenschweren Deals mit der Wiener Wirtschaftskammer: Für mehr als 120 Millionen Euro erwarb die Kammer einen Teil des „Austria Campus“-Projekts von Benkos Signa. Im Gegenzug erhielt Signa für rund 17 Millionen Euro unter anderem den Zuschlag für das „Gewerbehaus“ im dritten Wiener Bezirk. Nur kurze Zeit später dürfte offenbar genau dieses Gebäude laut der Nachricht des Mitarbeiters für angeblich 27,85 Millionen Euro an Hallmann weiterveräußert werden.
Auch Klemens Hallmann plante bereits den nächsten Schachzug: Noch am selben Tag sollte die Immobilie erneut den Besitzer wechseln. Diesmal für 31,34 Millionen Euro. Ein atemberaubendes Karussell der Werte. Das waren noch Zeiten. Heute steht Immo-Jongleur Hallmann im Eck.