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Insolvenzwelle rollt weiter: Österreichs Wirtschaft kämpft mit Pleitenrekord

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Klemens Hallmann

©IMAGO/Marja

Insolvenzen steigen weiter: Im ersten Quartal 2025 meldeten 2.004 Unternehmen in Österreich Insolvenz an – ein Anstieg um acht Prozent. Laut CRIF könnte die Zahl der Firmenpleiten heuer auf bis zu 8.000 steigen. Besonders betroffen: Bau, Handel und Gastronomie. Jüngstes prominentes Beispiel: die Pleite von Klemens Hallmanns Bauträger Süba.

Die Wirtschaftskrise macht sich immer deutlicher bemerkbar: Wie der Informationsdienstleister CRIF Österreich berichtet, stieg die Zahl der Firmeninsolvenzen im ersten Quartal 2025 auf 2.004 Fälle – ein Plus von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Prognose für das Gesamtjahr fällt düster aus: Es könnten bis zu 8.000 Unternehmen in die Insolvenz schlittern.

Besonders betroffen sind der Handel, das Baugewerbe und die Gastronomie. In diesen drei Branchen wurden im ersten Quartal mit 384, 315 bzw. 242 Pleiten die meisten Insolvenzen verzeichnet.

„Die Wirtschaft befindet sich nach wie vor im Krisenmodus“, so CRIF-Geschäftsführerin Anca Eisner-Schwarz. Als Ursachen nennt sie unter anderem hohe Energie- und Lohnkosten, geopolitische Unsicherheiten, die schwächelnde Industrieproduktion im Euroraum sowie die anhaltende Rezession in Österreich. Neue Belastungsfaktoren wie das US-Zollpaket unter Präsident Donald Trump könnten die Lage weiter verschärfen.

Wien bleibt Hotspot der Insolvenzen

Wien verzeichnet mit 802 Firmenpleiten im ersten Quartal nicht nur die höchste absolute Zahl an Insolvenzen, sondern auch die höchste Insolvenzdichte: 57 von 10.000 Unternehmen mussten Insolvenz anmelden. Der Österreich-Schnitt liegt bei 34. Die wenigsten Pleiten gab es in Vorarlberg mit 17 Insolvenzen je 10.000 Firmen.

Regional betrachtet, war der stärkste prozentuale Anstieg in Tirol zu beobachten – mit einem Plus von 76,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Auch in Salzburg (+56,6 Prozent) und Oberösterreich (+22,3 Prozent) legten die Insolvenzen überdurchschnittlich stark zu.

Süba AG: Die prominenteste Insolvenz des Jahres

Ein Beispiel für die angespannte Lage liefert der spektakuläre Kollaps des Wiener Bauträgers Süba AG. Das Unternehmen von Immobilieninvestor Klemens Hallmann hat beim Handelsgericht Wien ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Die Verbindlichkeiten belaufen sich laut KSV1870 auf rund 226 Millionen Euro, bei Aktiva von lediglich rund 8,6 Millionen Euro.

95 Gläubiger und 10 Mitarbeiter:innen sind von der Insolvenz betroffen. Die Süba-Gruppe, ehemals als solide Größe im Wohnbau bekannt, soll durch ein komplexes Cash-Pooling-System und Finanzierungsverflechtungen unter Druck geraten sein. Gespräche mit Banken und Stakeholdern blieben bislang ergebnislos. Ein Sanierungsplan mit 20-Prozent-Quote binnen zwei Jahren liegt vor, über dessen Annahme am 10. Juli entschieden wird.

Bauwirtschaft unter Druck

Die Pleite der Süba AG ist kein Einzelfall, sondern Teil eines größeren Trends. Bauunternehmen kämpfen mit explodierenden Materialkosten, steigenden Zinsen, verschärften Kreditvergaben (Stichwort KIM-Verordnung) und einer rückläufigen Nachfrage am Wohnungsmarkt. Experten sehen weitere Bauträger in der Gefahrenzone.

„Die steigenden Insolvenzen zeigen, wie wichtig eine starke Risikokultur, frühzeitige Analyse und flexible Strategien für Unternehmen geworden sind“, betont CRIF-Chefin Eisner-Schwarz.

Die kommenden Monate dürften entscheidend dafür sein, wie widerstandsfähig der heimische Unternehmenssektor wirklich ist – und ob es gelingt, die Pleitewelle abzuflachen, bevor sie zur Systemkrise wird.

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