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"Ich bin als Marktführer geboren"

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Gregor Rosinger

©Matt Observe
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Wer den Finanzsektor sein Zuhause nennt, kommt um ihn nicht herum: Magnat Gregor Rosinger zählt zu den erfolgreichsten Persönlichkeiten am heimischen Finanzmarkt – sein eigener Index mit über 3,8 Milliarden Euro Indexkapitalisierung notiert heute um 280 Prozent höher als zum Indexstart am 1. Jänner 2015.

Kaiserwetter, als wir Gregor Rosinger zum Interview treffen. Kaiserlich ist heute allerdings nicht bloß die Wetterlage – auch der Ort, an dem wir einander verabredet haben, ist geradezu mondän. Die in barocker Manier von Symmetrie geprägte Vorfahrt führt uns zu einem von überwältigender Imposanz gezeichneten Wohnsitz. Wobei wohnen nicht ganz das treffende Verb zu sein scheint – hier residiert(e) man. Um eine Audienz brauchten wir allerdings nicht zu bitten, wenngleich die Terminfindung bei 16bis 18-Stunden-Arbeitstagen sich nicht zwangsweise einfach gestaltet. "Der Adel wurde schließlich 1919 aufgehoben", scherzt Rosinger. Alle vier direkten Linien seiner Vorfahren sind aristokratischen Ursprungs – eine wurde sogar in den Reichsgrafenstand erhoben. An die adelige Abstammung erinnert auch das historische Geschäftswappen der Familie, das in den Rosinger’schen Räumlichkeiten von den Wänden prangt und sich in abstrahierter Form auch in der Corporate Identity seines Konzerns wiederfindet. Unmittelbare Auswirkungen auf ihn und seine heutigen Lebensumstände haben die Adelswurzeln aber nicht.

"Von großer Bedeutung hingegen ist, dass meine Vorfahren in direkter Linie an den Börsen und im Finanzwesen aktiv waren und ich somit einer Börsianer- und Investorendynastie entstamme, deren Wurzeln im Finanzwesen bis 1530 zurückreichen", erklärt der Investor. Die frühkindliche Sensibilisierung für Finanzgeschäfte hatte zur Folge, dass sich die Frage der Berufswahl für Rosinger nie stellte. Ihm war klar, dass er die Dynastie und deren Wissen eines Tages weiterführen werde: "Bereits im Pflichtschulalter realisierte ich, dass ich zum Marktführer geboren bin." In diesen Lebensabschnitt reicht auch Rosingers erstes Investment zurück. Als Neunjähriger tätigte er sein erstes Aktiengeschäft – "BASF", erinnert er sich. Mit welch erfolgreicher Konsequenz er die Geschichte seiner Familie seither weiterführt, verdeutlicht – von den zahlreichen Auszeichnungen einmal abgesehen – seine internationale Bedeutung am Finanzmarkt.

Rosinger Group versus Gruppe

Seit 1985 ist Gregor Rosinger nun als professioneller Investor in dem Familienunternehmen tätig – damals war er gerade einmal 19 Jahre jung. Parallel studierte er, der heute selbst als Vortragender tätig ist und Panels im In- und Ausland hält, Verfahrenstechnik an der Grazer Erzherzog-Johann-Universität. Sein Ziel: Das Erlangen technischer Kenntnisse, um dadurch im familiär vorgezeichneten Berufsleben eigene Investitionsentscheidungen unabhängiger und sicherer treffen zu können– insbesondere, wenn es um den Kauf von Fabriken bzw. technischen Anlagen und Verfahren geht. Denn als Industrieller, Rosingers zweite berufliche Ausrichtung, ist er mit der Rosinger Gruppe heute an einer Reihe von Unternehmen mehrheitlich bzw. minderheitlich beteiligt. Für seine Tätigkeit in der Rosinger Group habe ihm das Studium hingegen "überhaupt nichts" gebracht. Hier profitiere man von dem Wissen der Vorfahren.

Der Unterschied zwischen Group und Gruppe liegt jedoch nicht alleine in der Sprache. Während Erstere die Aktivitäten des Finanzkonzerns beschreibt, repräsentiert die Gruppe Rosingers industrielle Unternehmen. Plural, versteht sich. Doch wie viele es nun genau davon gibt, lässt sich nicht so einfach festmachen. "Dazu fehlt es an Definitionsgrundlagen – bleiben wir auf Holdingebene, gehen wir auf Ebene der Tochter- und Enkelfirmen oder gar auf deren Tochter- und Enkelfirmen? Je nach Betrachtung liegen wir zwischen einstellig und mehreren Hundert", so der Industrielle. Was sich hingegen leichter beantworten lässt, ist die Frage nach den Tätigkeitsfeldern: "Unser industrieller Fokus liegt auf der gesamten verfahrenstechnisch-industriellen Wertschöpfungskette – von Standortentwicklung über Engineering, Maschinen- und Anlagenbau, Kraftwerksbau bis hin zu den Anwendern verfahrenstechnischer Anlagen. Von der Stahlindustrie bis zur Lebensmittelindustrie ist unser Tätigkeitsradius ein weiter." Außerdem ist man in der Mobilitätswirtschaft fest verankert. "Hierbei liegt der Fokus neben Automotive auf Luft-, Raum- sowie Schifffahrt."

Investor oder Industrieller?

Steckenpferd habe er dabei keines. "Als Konzernchef steht stets das Wohl meines gesamten Konzerns im Vordergrund", so Rosinger. Außerdem seien die Übergänge zwischen Group und Gruppe oftmals fließend – wie das Beispiel der VAS AG, eine der weltweit führenden Unternehmensgruppen im Bereich Umwelt-, Feuerungs- und Verfahrenstechnik, zeigt: "Wir haben die VAS an die Börse gebracht und sind dort zweigrößter Aktionär – von außen betrachtet, ein reines Finanzinvestment. Die Familie Thurner und wir sehen es jedoch vielmehr als strategische Beteiligung, weil es bei bestimmten Projekten Synergiepotenzial mit einem in Bayern ansässigen und zu 100 Prozent im Rosinger Eigentum stehenden Unternehmen gibt."

Bei meinem ersten Investment war ich neun Jahre alt

Gregor H. Rosinger

Welche Voraussetzungen ein Unternehmen mit sich bringen muss, ehe Rosinger investiert? "Ich muss das Geschäftsmodell und die Technologien verstehen und für sinnvoll befinden – das ist die Grundvoraussetzung. Sind eine solide wirtschaftliche Basis, positive Zukunftsperspektiven und ein qualifiziertes Management gegeben, steht einem Investment nichts im Wege. Vorausgesetzt, ein positives Ergebnis einer Due-Diligence-Prüfung durch die Rosinger Group und dass keine direkte Konkurrenzsituation zu den Unternehmen der Rosinger Group oder deren Gesellschaftern besteht. Außerdem muss das Vorgehensmodell Regionale Mittelstands Sicherung anwendbar sein." Letzteres hat Rosinger 1993 gemeinsam mit seiner Gattin Yvette, die ebenfalls als Investorin im Konzern tätig ist, entwickelt. "Vereinfacht erklärt, handelt es sich dabei um ein Vorgehensmodell, bei dem etablierten und regional bedeutenden mittelständischen Unternehmen durch einen Investor Kapital, Know-how und Kontaktnetzwerk zur Verfügung gestellt werden, um deren Fortbestand durch Umstrukturierung und/ oder Internationalisierung zu sichern. Auch ein Börsenlisting-Projekt nach unserer Vorgehensweise fällt im Regelfall unter die Regionale Mittelstands Sicherung."

Apropos Börsenlisting: Neben rund 400 Kapitalmarkttransaktionen hat Gregor Rosinger seit 1985 bereits 69 Unternehmen erfolgreich an die Börse begleitet. Das für ihn Spannendste daran: "Da ich mir die Projekte selbst aussuche, kann ich durch meine Entscheidungen gesellschaftliche aber vor allem technologische Trends beeinflussen bzw. beschleunigen."

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Am Puls der Zeit

Bei seinen Entscheidungen agiert Rosinger stets am Puls der Zeit. "Das ist letztlich auch die Essenz unserer Finanzdynastie – das Geheimnis des Erfolgs, wenn man so will", legt er offen. "Never love your own products, hat schon mein Vater immer gesagt. So wechselten die Branchen unserer Investments laufend und ordneten sich ständig den Bedürfnissen der Zeit unter." Was bis dato unverändert blieb: Investiert wird ausschließlich eigenes Kapital. "Die Konstante war und ist das Vermögen. Während anno dazumal am Kontinent ansässige Zeitgenossen wie etwa die Fuggers und die Medicis auch Einlagengeschäfte machten, investierte meine Familie ausschließlich aus eigener Tasche – mit dem Ziel, von den Erträgen zu leben und dieses Vermögen mit dem Ableben an die nächste Generation, die idealerweise ein Einzelkind ist, weiterzugeben."

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Gregor Rosinger mit Gattin Yvette (ebenfalls im Konzern tätige Investorin, CFO und Prokuristin) und Tochter Alexandra, die bereits mit 14 Jahren erste Wertpapierhandelserfahrungen machte – mit 17 folgte dann der erste eigene Millionendeal. Heute ist sie als "Senior Director of Strategic Research & Corporate Finance" und Prokuristin in der Rosinger RMS GmbH sowie als Aufsichtsrätin einiger Unternehmen tätig

In Gregor Rosingers Fall macht es jedenfalls den Anschein, als hätte er sein dominantes Finanz-Gen erfolgreich an seine Tochter Alexandra, die heute bereits in führenden Positionen im Konzern tätig ist, vererbt. "Als gesichert würde ich das im Jahr 2010 ansetzen", freut er sich. Ob sie bereits davor über eine Karriere im Finanzwesen nachgedacht hat, möchte er nicht ausschließen: "Vor der Kindergartenzeit waren jedenfalls schon eigene Industriebetriebe ihre präferierten Spielplätze." Nicht weiter verwunderlich, dass Begriffe wie Bohrwerk und Karusselldrehmaschine ihrem ersten Wortschatz angehörten.

Dass die den Bedürfnissen der Zeit unterliegende Investmentstrategie aufzugehen scheint, spiegelt auch der eigene Rosinger-Index, ROSGIX, wider. Sämtliche den Index betreffende Entscheidungen sind selbstverständlich Chefsache. Und das offensichtlich mit Erfolg: Immerhin hat der täglich durch die Wiener Börse berechnete Index seit Anfang 2015 um 280 Prozent zugelegt und notiert aktuell bei knapp über 3,8 Milliarden Euro Indexkapitalisierung. Über künftige Pläne spricht der Magnat nicht. Man möchte schließlich nicht, dass Marktbegleiter oder Konkurrenten ihre Strategien frühzeitig anpassen.

Benzin im Blut

Die eingangs erwähnten 16- bis 18-Stunden-Arbeitstage nehme man für den Erfolg gerne in Kauf. Und das sieben Tage die Woche. "Ich denke, das ist das normale Arbeitspensum eines Generaldirektors eines Finanzkonzerns – außerdem ist es ja nicht so, dass ich 18/7 vor dem Computer sitze." Erreichbar müsse man sein und seine Mails im Auge behalten. In puncto Erreichbarkeit richtet man sich im Hause Rosinger übrigens nach den Börsezeiten in Übersee. "Dass Arbeitstage bis drei Uhr morgens dauern, ist seit Jahren gelebter Alltag – dafür geht es meist erst gegen zehn Uhr morgens los. Man gewöhnt sich an alles."

Ausgleich findet Gregor Rosinger bei ganz "normalen Dingen" – Ausflügen, kulturellen Aktivitäten und Wanderungen. Aber auch beim Autofahren. Denn Rosinger hat Benzin im blauen Blut: Sein Maserati Ghibli ist mit seiner leistungsstarken Ferrari-Maschine Sinnbild seiner Leidenschaft für den Maschinenbau und des oftmals schnelllebigen Alltags eines Börsianers.

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