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Mercosur (portugiesisch Mercosul) ist der spanische Kurzbegriff für "Gemeinsamer Markt Südamerikas". Mercosur hat die vier Mitglieder Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Venezuela ist dauerhaft suspendiert, Bolivien Beitrittskandidat. Assoziiert sind die Staaten Chile, Peru, Kolumbien und Ecuador. Beobachter sind Mexiko und Neuseeland. Der Sitz der Organe liegt in Montevideo, Uruguay.
Die Beziehungen sicherten bereits jetzt mehr als 32.000 Arbeitsplätze in Österreich, so die Befürworter und Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer. Mehr als 1.400 österreichische Unternehmen unterhalten Geschäftsbeziehungen mit den vier Mercosur-Staaten, wovon mehr als 260 Niederlassungen an Ort und Stelle haben. Das Gros liegt in Brasilien.
Die Zahl stagnierte in den vergangenen Jahren allerdings, zeigen die Angaben der Befürworter, die auch schon 2020 dieselben waren. Mehr Geschäft industrieller Absatz wäre mit dem Handelspakt möglich, wird argumentiert. Die Rede ist von neuen Impulsen für die Wirtschaft. Ein Nicht-Abschluss bringe hingegen einen zusätzlichen Rohstoffmangel etwa für Solarpanels und Windräder. Kritiker von der Umweltschutzseite fürchten allerdings eine Ausbeutung von Natur und Regenwald samt weiterer Abholzung des Amazonas.
Die Sorgen der Agrarier - etwa einer Schwemme billigen Rindfleischs - werden von den Befürwortern nur in geringem Ausmaß geteilt. Eine Umsetzung des Freihandelsabkommens stehe auch im geopolitischen Interesse der Union - umso mehr wegen des Vorgehens von US-Präsident Donald Trump unter anderem mit Zöllen am laufenden Band.
Der europäische Autosektor will in Südamerika absetzen. Österreich hat viele Autozulieferer.
Die Wirtschaftskammer argumentierte etwa im Zuge der in Österreich immer wieder aufkochenden Mercosur-Debatten, dass es ein "Mythos" sei, dass "billiges Rindfleisch" in überbordenden Mengen nach Österreich kommen würde. Zuletzt war beim Rindfleisch öffentlich - der Pakt ist nicht einsehbar - dass dafür zwei Quoten in einer Gesamthöhe von 99.000 Tonnen für alle vier Mercosur-Länder, mit einem Zoll von 7,5 Prozent, vereinbart. Mehr dürfe nicht in die EU. Die Quote teilt sich in die zwei Teile auf, eine für frisches Rindfleisch (55 Prozent) und eine für gefrorenes Rindfleisch (45 Prozent).
Sobald die im Abkommen vereinbarten Quoten ausgeschöpft seien, unterliege jeder weitere Import dem höheren Drittlandszoll der EU. Breche man die Menge an zusätzlichem Rindfleisch pro EU-Bürger auf Österreich herunter, spreche man von höchstens 221 Gramm pro Kopf - also etwa einem Steak.
Bei Geflügel will die EU zollfreie Einfuhren für ein Kontingent von 180.000 Tonnen gewähren, das binnen fünf Jahren nach Inkrafttreten des Abkommens umgesetzt werden soll. Dieses Volumen liegt laut älteren Angaben von Befürwortern bei rund 1,2 Prozent des derzeitigen Verbrauchs.
Zuletzt führte die EU jährlich 800.000 Tonnen Geflügel ein. Davon stammte bereits mehr als die Hälfte aus dem Mercosur. Parallel dazu exportiere die EU 1,6 Mio. Tonnen. Der Handelsüberschuss war mit 800.000 Tonnen stabil.
Für das Zucker-Exportland Brasilien werden im Rahmen von Mercosur kein eigenes Kontingent geschaffen. Jetzt schon dürfen 180.000 Tonnen Zucker zollfrei in die EU. Paraguay darf neu 10.000 Tonnen in die EU schaffen, wird das Abkommen umgesetzt. Spezialzucker sind vom Abkommen ausgenommen.
Noch ist die heimische Regierung in Brüssel verpflichtet, gegen den Pakt aufzutreten. Grund ist ein Parlamentsbeschluss von 2021. Doch mit neuen Mehrheiten könnte sich das auch wieder ändern.