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Handel setzt auf KI und hat viele Forderungen

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Einkaufende in der Stadt (Symbolfoto)
©APA/APA/dpa/Markus Scholz
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Der Handelsverband (HV), ein freiwilliger Bundesverband von rund 4.000 Unternehmen samt der größten Händler aller Bereiche, hat am Mittwoch Bilanz gezogen, einen Ausblick gegeben und vor allem einen Forderungskatalog an die nächste Regierung präsentiert. Begrüßt wurde eine erste Ankündigung der möglichen blau-schwarzen Regierung, wonach es zu keinen neuen Massensteuern komme. Grundsätzlich lasse die Stimmung für 2025 hoffen, hieß es. Digitales und KI werden immer wichtiger.

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Der Handel, wo 71 Prozent der Beschäftigten weiblich sind, hat 2024 vor allem im ersten Halbjahr gelitten, ging aus den Ausführungen der verschiedenen Topmanagerinnen und -manager hervor, die bei der HV-Pressekonferenz in Wien auftraten. Alle betonten für ihre Bereiche, dass das Wachstum im Onlinebereich höher war und ist als im stationären Handel.

Nach realen Umsatzrückgängen 2022 und 2023 gab es im Vorjahr ein reales Plus von 0,7 Prozent auf 77,2 Mrd. Euro. Für heuer lasse die Konsumentenstimmung hoffen. Doch das zarte Wachstumspflänzchen dürfe nicht abgewürgt werden, warnten die Handelsvertreterinnen und -vertreter. Die aus Sicht des Handels zu hohe Sparquote von gut 11 Prozent müsse "auf die Straße gebracht und für einen wirtschaftlichen Aufschwung" sorgen, hoffte Verbandsgeschäftsführer Rainer Will.

Für heuer erwarteten 39 Prozent der Unternehmer im Rahmen einer Befragung einen Gewinn, 23 Prozent einen Verlust, der Rest ein ausgeglichenes Geschäft. 43 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten wiederum stünden neuen Ausgaben positiv gegenüber.

Der Präsident des Handelsverbandes Stephan Mayer-Heinisch strich die steigende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) stark hervor. "Ich glaube, wir müssen unseren Kopf dorthin richten, dass KI nicht im Einzelnen uns treffen wird sondern in jeder Phase unserer Branche - vom Facility-Management übers Marketing hin zu den Kunden und den Payment-Services." In den kommenden drei Jahren werde KI die Branche durchdringen.

Der HV versuche sich als Innovationshub, denn die Veränderung sei dringend, der Einzelhandel müsse sich der KI-Welt anschließen. "Es geht um Innovation und Mindset. Es ist keine Gefahr sondern eine einzige riesige Überlebenschance für den Handel", sagte Mayer-Heinisch. "Wir brauchen uns nicht fürchten, wir müssen nur der Innovation folgen." Das löse dann wiederum Investitionen und Optimismus aus. Zudem zeige sich in den USA, dass dort "Kunden Retail wieder leben, Retail ist dort in allen Bereichen zurück".

Im Bereich E-Commerce brauche es ein internationales Level Playing Field - also faire Wettbewerbsbedingungen. "Wir wehren uns nicht gegen Crossborder sondern gegen unfaire Bestimmungen, die hiesige Anbieter benachteiligen", sagte Otto-Manager Harald Gutschi. Zudem fordert der HV eine bundesweite Technologie- und Innovationsoffensive samt Förderung von Künstlicher Intelligenz (KI) und Cybersicherheit.

Gutschi sprach von einem "Abfluss in Höhe von 900 Mio. Euro im Jahr 2024" alleine wegen chinesischer Onlinegiganten. Menschen aus Österreich hätten voriges Jahr Produkte um etwa 1,5 Mrd. Euro aus China bestellt. Da die Produkte "natürlich sehr günstig und ohne Mehrwertsteuer direkt aus China kommen, schaue die Wertschöpfungskette anders aus. "Wenn man hergeht und rechnet, man würde die Produkte in Österreich mit dem Faktor drei verkaufen, würde es sich um 4,5 Mrd. Euro handeln - und darauf 20 Prozent Mehrwertsteuer machen 900 Mio. Euro."

Die Managerinnen nannten für Beobachterinnen weitere echte Klassiker an Forderungen, die sich aus unternehmerischer Sicht in Österreich ändern müssten - wofür freilich die nächste Regierung zuständig wäre. HV-Vize und C&A-Manager Norbert Scheele forderte im Rahmen des Rufs nach einem Abbau der "erstickenden" Bürokratie eine Halbierung dieser - in Form einer "One in-Two out"-Regelung. Das heißt für jede neue Regelung sollten zwei alte auslaufen. Zudem sollten neue Regelungen mit Ablaufdatum eingeführt und nach einem bestimmten Zeitraum evaluiert werden.

IKEA-Managerin Nicole Reitinger kritisierte unter anderem das EU-Lieferkettengesetz. Sie forderte im Namen des HV von der nächsten Regierung einen "praxistauglicheren Klimaschutz, eine unternehmensnahe Umsetzung. Denn gut gemeint ist nicht immer gut gemacht." Im Möbelhandel gab es voriges Jahr einen Umsatzeinbruch von 8 Prozent sowie die endgültige Kika/Leiner-Pleite. Ob Ikea Standorte übernimmt, ließ Reitinger auf Nachfrage weiter offen.

Last but not least forderte DM-Managerin Karin Reisinger im Namen des HV eine "umfassende Reform des Arbeitsmarkts mit mehr Beschäftigungsanreizen und einer Lohnnebenkostensenkung um einen halben Prozentpunkt pro Jahr." Es brauche auch mehr Vollzeit - und daher mehr Kinderbetreuung.

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