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Investment: Platzt die Goldblase demnächst?

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Der Goldpreis klettert derzeit in einem noch nie dagewesenen Tempo auf immer neue Rekordhöhen. Aber lohnt sich ein Investment in das Edelmetall überhaupt noch?

von Christian Neuhold

Die Zahl ist beeindruckend: 2.280 Euro kostete eine Fein­unze Gold am 24. Februar 2025. So viel wie zuletzt vor 45 Jahren. Binnen eines Jahres ist der Wert von Gold um satte 46 Prozent gestiegen. Wer Anfang 2024 eine Feinunze Gold gekauft hat, ist heute um exakt 877 Euro reicher. Zum Vergleich: Der weltweite Aktienindex MSCI World legte im gleichen Zeitraum in Dollar gerechnet „nur“ um überschaubare 18 Prozent zu.

Die nach wie vor starke Inflation, die neue Sicherheitslage in Europa und die drohende Gefahr eines globalen Handelskrieg durch Donald Trumps Ankündigung von Zöllen lassen Anleger trotz der hohen Einstiegspreise nach wie vor ins vermeintlich krisensichere Edelmetall flüchten.

Hebt Gold auch 2025 weiter ab?

Doch ist eine Anlage in Gold überhaupt noch zu empfehlen? Aaron Alber, Edelmetallexperte von Raiffeisen Research, zeigt sich optimistisch: „Notenbanken in Emerging Markets, allen voran China, wollen ihre Abhängigkeit vom US-Dollar verringern und kaufen verstärkt Gold auf. China hält derzeit nur rund fünf Prozent seiner Reserven in Gold und hat dementsprechend viel Aufholpotenzial. Alleine um auf 50 Prozent Goldanteil bei seinen Reserven zu kommen, bräuchte es das gesamte weltweite Goldangebot von drei bis vier Jahren.“

Diese Bestrebungen und die geopolitischen Krisen werden, so Alber, für eine robuste Entwicklung des Edelmetalls im Jahr 2025 sorgen. Trotzdem: Wer in Gold investiert, muss berücksichtigen, dass es sich bei dem Edelmetall durchaus um eine sehr volatile Anlageform handelt – der Goldpreis ist in der Vergangenheit immer wieder mal abgestürzt. Anleger sollten daher sehr genau auf die Entwicklungen bei der Goldförderung, der Nachfrage nach Gold, marktbeeinflussende Faktoren und Währungsmechanismen achten, wenn sie in das Edelmetall investieren.

Diese Parameter beeinflussen den Goldpreis besonders stark:

  • Inflationsangst: Gold hat zahlreiche Währungskrisen in den vergangenen 2000 Jahren überstanden und nie an Wert verloren. Da Gold allerdings nicht die Kaufkraft des Kapitals über die Inflationsrate hinaus erhält, ist es in der Realität kein guter Inflationsschutz. Der Goldpreis selbst reagiert mal stärker, mal schwächer auf Inflation, ist also keine verlässliche Bank. Bestes Beispiel: 1980 kletterte der Goldpreis auf 600 US-Dollar (der inflationsbereinigt bislang höchste Goldpreis aller Zeiten), dann sackt er deutlich ab und lag bis 2006 deutlich unter dem Niveau von 1980.

  • Zinsniveau: Gold ist eine „fade“, weil höchst unproduktive Geldanlage, für die es weder Zinsen noch Dividenden gibt. Staatsanleihen, etwa jene der USA, haben einen direkten Einfluss auf den Goldpreis. Steigen dort die Renditen, belastet das den Goldpreis. Dann sind andere Anlageformen, etwa in Aktien, deutlich lukrativer.

  • Weltweite Krisen: Gold gilt als sichere Reserve in Kriegszeiten oder bei Seuchen und ähnlichen Katastrophen. Doch kein Konflikt und kein Virus, nicht einmal der Zweite Weltkrieg oder Corona haben zu einem Zusammenbruch unseres Währungssystems geführt. Der Beweis, dass man mit Gold im allerschlimmsten Ernstfall sein Überleben sichern kann, ist damit noch immer nicht erbracht worden.

  • Goldkäufer: Wichtige Treiber des Goldpreises sind jene, die Gold unbedingt erwerben müssen oder wollen. Die internationale Schmuckindustrie verbraucht mehr als 40 Prozent des weltweiten Goldangebots, vor allem in China und Indien ist Goldschmuck als Wertanlage traditionell beliebt. Schwächeln diese Schmuckmärkte, sinkt auch der Wert des Goldes. Noch mehr als die Schmuckindustrie benötigen die Zen­tralbanken Gold, die das Edelmetall als Teil ihrer strategischen Währungsreserven sehen. Während die westlichen Länder ihre Goldreserven seit Jahrzehnten nahezu gleich halten, stocken Länder wie China, die Türkei oder Russland ihre Vorräte massiv auf. Solange dieser Trend anhält, steigt der Goldpreis.

  • Goldverkäufer: Gold ist ein sehr seltenes Metall, dementsprechend begrenzt sind die weltweiten Fördermengen. 2023 lag die weltweite Goldproduktion bei gerade einmal 3644 Tonnen. Hier ist die Gewinnung von Recyclinggold, etwa durch das Einschmelzen alten Schmucks oder von Platinen aus der Halbleiterfertigung bereits enthalten. Fallen größere Produzenten aus, etwa das unter Boykott stehende Russland, steigt der Preis natürlich.

  • Der Wert des US-Dollars: Für Anleger aus Österreich ist der Wechselkurs des Euro zum US-Dollar entscheidend für die Entwicklung eines Goldportfolios, denn Gold wird international in US-Dollar gehandelt. Ein schwächelnder Dollar bei gleichzeitig starkem Euro sorgt dafür, dass Wechselkurse den möglichen Gewinn einer Goldanlage „auffressen“.

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Gold ist ein Finanzinstrument, das bislang alle Krisen, Kriege und Währungsreformen überstanden hat

Aaron Alber
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Analyst Aaron Alber: „Gold ist ein schwankungsfreudiges Finanzinstrument“

 © Raiffeisen Research

Eine Frage der Mischung

Wie bei jeder Geldanlage sollte niemand sein gesamtes Vermögen in Gold anlegen, doch gerade bei größeren Vermögen dient Gold durchaus als Stabilisator. Denn eines ist erwiesen: Gold hat noch nie in der Geschichte seinen Wert vollständig verloren. Wer auf schnellen Vermögenszuwachs aus ist, sollte Gold nur bedingt einsetzen, denn die jährliche Rendite des Edelmetalls liegt deutlich unter jener von Aktien, egal, ob es sich dabei um Einzelpapiere oder Aktienfonds handelt. Wer mittel- bis langfristig anlegen will, ist mit einem Goldanteil von bis zu zehn Prozent im Portfolio gut beraten, denn das werthaltige Gold sorgt für eine gewisse Stabilität.

Wer Gold physisch kauft, also in Barrenform oder als Goldmünze wie dem „Philharmoniker“, sollte beachten, dass beim Kauf Aufschläge zu bezahlen sind und es gegebenenfalls Depotkosten gibt, wenn man sein Gold im Banksafe und nicht unter dem Bett aufbewahren will.

Gold-ETCs als Anleger-Alternative

Gold-ETCs funktionieren ähnlich wie ETFs. Sie sind oft Schuldverschreibungen, die mit physischem Gold besichert sind und an der Börse gehandelt werden. Das hat für Anleger den Vorteil, dass man sich seinen Anteil plus Rendite auch in Form von physischem Gold auszahlen lassen kann. Nach Ablauf einer Behaltefrist von einem Jahr sind Verkaufsgewinne bei ETCs übrigens steuerfrei.

Generell gilt Gold als sehr gut geeignete Anlageform für langfriste Anlagestrategien. Experte Alber: „Gold ist auch ein Finanzinstrument, dass bislang alle Krisen, Kriege und Währungsreformen überstanden hat und sich somit gut zum Erhalt von Werten für nachfolgende ­Generationen eignet.“

Der befürchtete Handelskrieg begünstigt Gold

Aaron Alber

Aaron Alber, Goldexperte von Raiffeisen Research, über den Höhenflug des Goldpreises im Gespräch mit Christian Neuhold.

Der Goldpreis hat vor einigen Tagen ein All-Time High erreicht. Ist das das Ende eines Gold-Hypes, oder wird sich dieser Anstieg noch fortsetzen?

Der Goldpreis (USD) hat in der Tat eine starke Entwicklung hinter sich. Nach einem satten Plus von 27 Prozent im Vorjahr konnte er auch heuer bereits mehr als zehn Prozent zulegen und damit alle übrigen Assetklassen wie Aktien, Anleihen oder Rohstoffe outperformen. Der breite Aktienindex MSCI World verzeichnete im selben Zeitraum etwa nur die Hälfte, also ein Plus von fünf Prozent. Meiner Meinung nach ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die magische Marke von 3.000 US-Dollar je Unze fallen wird. Inflationsbereinigt notiert der Goldpreis übrigens noch immer rund 17 Prozent unter seinem Allzeit-Hoch aus dem Jahr 1980.

Was ist der Grund für diese Goldrallye?

Die Gründe sind mannigfaltig. Die Inflation ist von ihren Hochs zwar deutlich zurückgekommen, erweist sich aber als recht zäh, und steigende Inflationserwartungen, befeuert durch einen etwaigen Handelskrieg im Lichte von Zöllen, begünstigen Gold. Ein sehr starker Treiber in den letzten drei Jahre waren die Zentralbankkäufe, welche in diesem Zeitraum die doppelte Menge als in den zehn Jahren davor kauften und damit in etwa ein Viertel der globalen Nachfrage stellten. Diese wollen ihre Abhängigkeit vom US-Dollar verringern, um Ungemach im Falle von Finanzsanktionen zu verhindern, wie das etwa im Fall von Russlands Währungsreserven geschehen ist. Sehr aktiv sind hier die Notenbanken der Emerging Markets, allen voran China, das lediglich rund fünf Prozent seiner Reserven in Gold hält und damit viel Aufholpotenzial hat. Will die Chinesische Notenbank (PBoC) hier in die Gegend von 50 bis 60 Prozent Goldanteil bei seinen Reserven kommen, bräuchte es das weltweite Goldangebot (Förderung + Recycling) von drei bis vier Jahren. Nicht zu unterschätzen sind auch die latente Staatsschuldenproblematik und geopolitische Krisen oder konjunkturelle (Rest-)Risiken. Alles in allem bleiben die genannten Unterstützungsfaktoren auch weiterhin erhalten und werden für eine robuste Entwicklung des Edelmetalls im Jahr 2025 und darüber hinaus sorgen.

Was bedeutet das für Anleger? Soll man als Privatperson noch Gold kaufen, oder muss man mit Verlusten rechnen, da der Preis wieder sinken wird?

Gold ist ein schwankungsfreudiges Finanzinstrument bzw. Produkt, und Anlegern sollte klar sein, dass die Preisentwicklung keine Einbahnstraße ist. Mit starken Preisrückgängen – etwa in Richtung 2.000 US-Dollar pro Unze oder darunter – rechnen wir nicht, da etwaige Preisrückgänge sofort eine noch stärkere Nachfrage nicht nur seitens der Notenbanken sondern auch von Privaten und institutionellen Investoren nach sich ziehen würden, die bislang nicht dabei waren. Anlegern, die das aktuelle Preisniveau nach dem starken Anstieg zu hoch erscheint, bietet sich mit einem Investment in Goldminenaktien eine Alternative an. Diese sind bei Weitem nicht so stark gestiegen wie das Edelmetall selbst. Weil die Förderkosten nicht so stark zugelegt haben wie der Goldpreis, hat sich deren Rentabilität deutlich verbessert, was unserer Meinung nach – bei den von uns beobachteten Unternehmen – ein höheres Kursniveau rechtfertigt.

Wie sollte man Gold in sein privates Portfolio einplanen, sprich: Wie viel Prozent seines Ver­mögens sollte man maximal in Gold anlegen?

Einen fixen Richtwert hierfür gibt es nicht. Aufgrund der erwähnten Volatilität braucht es natürlich eine gewisse Risikoneigung. Als sinnvoll erachte ich jedenfalls eine Beimischung von Gold, allein schon ­wegen dessen negativen Korrelation zu anderen Risky Assets. Soll heißen, der Goldpreis unterliegt tendenziell einem Anstieg, wenn andere Finanzinstrumente wie z. B. Aktien fallen, weil bei gröberen Finanzmarktturbulenzen oftmals eine Flucht in „sichere Häfen“ einsetzt. Die mitunter kolportierten zehn Prozent können sicherlich ein Ansatz sein, um sein Portfolio zumindest zum Teil gegen gröbere Verwerfungen abzusichern. Wie überall gilt: Je länger der Zeithorizont, umso mehr Risiko kann man nehmen. Darüber hinaus ist Gold auch ein Finanz-instrument, dass bislang alle Krisen, Kriege und Währungsreformen überstanden hat und sich somit gut zum Erhalt von Werten für nachfolgende Generationen eignet.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 10/2025 erschienen.

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