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Gehaltsvorstellung: Wie viel bin ich wert?

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Früher oder später ist es bei jeder Bewerbung Thema: das Geld. Meist wird man im Gespräch nach der Gehaltsvorstellung gefragt, manchmal auch schon im Anschreiben. Wie antwortet man am besten? Und wie viel ist man überhaupt wert? Mario Koplmüller, Head of Recruiting von epunkt gibt Antwort.

Inhaltsverzeichnis


Gebe ich bei einer Bewerbung automatisch meine Gehaltsvorstellung an?

Es ist nicht notwendig, bereits in der schriftlichen Bewerbung die eigene Gehaltsvorstellung anzugeben. Viel wichtiger ist es, sich vor dem Jobinterview einen Rahmen zu überlegen, in dem man sich beim Thema Gehalt bewegen möchte, und sich gute Argumente zurechtzulegen, warum diese persönliche Grenze nicht unterschritten werden soll. Wenn das Stichwort Gehalt im Bewerbungsgespräch nicht fällt, kann man es natürlich proaktiv ansprechen. Oft wird nicht im Erstgespräch über das Gehalt gesprochen, sondern erst beim zweiten Durchlauf. Hier können sämtliche Details wie die Gehaltsfrage, Benefits und Arbeitszeitmodell abgeklärt werden.

Wie finde ich heraus, wie viel ich tatsächlich wert bin?

Gehälter lassen sich inzwischen gut online recherchieren: Es gibt Gehaltsplaner, die Gehaltsentwicklungen simulieren können, und es gibt Gehaltsreports. Auch Kollektivverträge sind bei der Orientierung hilfreich. Ausbildungen, Weiterbildungen und Berufserfahrung sind vom Arbeitgeber definitiv zu berücksichtigen. Ein weiteres Argument in der Gehaltsverhandlung ist die Verantwortung, die man in der künftigen Rolle übernehmen wird. Das Bundesland, die Branche und das Unternehmen, dessen Größe und die wirtschaftliche Lage sind ebenso ausschlaggebend für gehaltliche Unterschiede.

Als Masterabsolvent:in kann man in Österreich zwischen 33.000 und 45.000 Euro brutto pro Jahr rechnen, wobei die Bandbreite je nach Studienrichtung schwankt. Studienrichtungen aus IT, Digital und Technik sind hier tendenziell im Vorteil. Als Recruitingunternehmen kennen wir natürlich den Markt und führen eine jährliche Gehaltsstudie durch, bei der die Gehälter unserer vermittelten Kandidaten ausgewertet werden. Mit diesem Wissen als Basis können wir Kandidaten und Kunden individuell beraten und ihnen unsere realistische Einschätzung mitteilen.

Wie finde ich heraus, wie viel ich für einen Job in einer höheren Position als meiner derzeitigen verlangen kann?

Das hängt vor allem von der Branche, in der man arbeitet, bzw. dem Kollektivvertrag ab. Bei einer Beförderung oder dem Aufstieg in eine Führungsposition kann man zwischen 10 und 20 Prozent mehr Gehalt rechnen.

Wo setze ich an, um nicht zu niedrig auszusteigen - aber auch nicht zu hoch zu pokern?

Am wichtigsten ist es, ehrlich, reflektiert und gut vorbereitet zu sein. Überlegen Sie sich bei Ihrem Gehaltswunsch, welchen Mehrwert Sie dem Unternehmen bieten und wie Sie diesen beziffern würden. Das Gehaltsthema ist ein Geben und Nehmen: Das Unternehmen investiert in seine Mitarbeiter, ermöglicht Weiterbildungen und steigert somit auch Ihren Marktwert. Aus diesem Grund sollte man belegen können, warum man genau diese Zahl wert ist. Es ist schwer, hier pauschal einen Rahmen zu nennen, in dem sich der eigene Puffer bewegen soll, weil es stark vom Gegenüber abhängt. Ich denke, wenn man rund fünf Prozent Verhandlungsspielraum einkalkuliert, ist man gut beraten.

Kann ich es im Nachhinein revidieren, wenn ich zu hoch gepokert habe?

Wenn ich eine realistische Gehaltsvorstellung habe, die entsprechend meinen Qualifikationen dem Marktwert entspricht, mich bei der Verhandlung in einem fairen Rahmen bewege, den Mehrwert, den ich dem Unternehmen bringe, klar kommuniziert habe und der Arbeitgeber dennoch nicht bereit ist, mir mein persönliches Mindestgehalt zu bezahlen, dann wird das wohl auch in der Zusammenarbeit nicht harmonieren.

Das Gehaltsthema ist ein Geben und Nehmen

Wenn ich hingegen auf ein unrealistisch hohes Gehalt bestehe und davon nicht abweiche, dann wirkt das nicht nur unprofessionell, sondern macht auch nicht gerade den sympathischsten Eindruck. Da stellt sich die Frage, ob man diesen ersten Eindruck wieder revidieren oder verbessern kann. Tritt also die Situation ein, dass man zu hoch gepokert hat, gibt es wie im Pokerspiel kaum eine Möglichkeit, das zurückzunehmen. Der Nachgeschmack bleibt.

Sind in der Gehaltsvorstellung Sonderzahlungen, Boni, Firmenwagen etc. inkludiert?

Nein, bei der Gehaltsvorstellung handelt es sich meist um das Jahres- oder Monatsbrutto. Monetäre und soziale Zusatzleistungen wie Prämien und Firmenwagen zählen in der Regel nicht zum Gehalt, außer es handelt sich um eine Position, in der ein variabler Gehaltsbestandteil normal ist. Beispielsweise in Vertriebs- und Führungspositionen.

Die Übernahme der Kosten einer fachlichen Weiterbildung oder ein extra Tag/eine extra Woche Urlaub pro Jahr sind gute Alternativen zu mehr Geld auf dem Konto

Falls eine Einigung auf das Wunschgehalt nicht möglich ist, können Zusatzleistungen ein Weg sein, das Gehalt indirekt aufzubessern. Es gibt viele Mitarbeitervorteile und Benefits, die interessant sein könnten, wie zum Beispiel ein gratis Parkplatz, ein Fahrtkostenzuschuss oder die Übernahme des Öffi-Tickets. Bei einem Job mit viel Kundenkontakt ist auch ein Dienstauto eine Möglichkeit, das Gehalt indirekt aufzubessern. Die Übernahme der Kosten einer fachlichen Weiterbildung, ein extra Tag oder gar eine extra Woche Urlaub pro Jahr sind ebenfalls gute Alternativen zu mehr Geld auf dem Konto. Viele sind auch mit weniger Gehalt zufrieden, wenn sie dafür mehr Freizeit haben oder eine Aufgabe, die besser zu ihnen passt.

Wie viel Spielraum haben Unternehmen bei Gehaltsverhandlungen?
Unternehmen sind gut beraten, speziell in Mangelberufen, ihrerseits nicht zu hoch zu pokern und marktkonforme Gehaltsangebote zu machen. In Mangelberufen bekommen die Kandidaten in der Regel Angebote von mehreren Firmen und haben die Auswahl.

Wenn ein Unternehmen von den Fähigkeiten eines Kandidaten besonders überzeugt ist, wird es Spielräume schaffen

Wenn ein Unternehmen von den Fähigkeiten eines Kandidaten besonders überzeugt ist, wird es Spielräume schaffen. Falls dem Unternehmen gleichwertige Kandidaten zur Auswahl stehen, werden die Spielräume nicht genützt. Falls es keinen Spielraum gibt und Ihr Wunschgehalt nicht möglich ist, so fragen Sie konkret, wie Sie sich entwickeln müssten, um dieses zu erreichen. Vereinbaren Sie einen Stufenplan, um sowohl Ihre Vorstellung als auch die Ihres Gesprächspartners zu verwirklichen.

In Stellenanzeigen ist stets das Mindestgehalt angegeben, meist mit dem Zusatz, dass eine Überzahlung möglich ist. Kann ich herausfinden, wie viel das Unternehmen zu bezahlen bereit ist?

Die Unternehmen agieren diesbezüglich sehr unterschiedlich. Viele kommen bei der Angabe nur dem Gesetzgeber nach und geben das Kollektivgehalt an. Das ist schade, da man sich die Angabe eines realistischen Rahmens wünscht, auch um zu erkennen, ob man in die Vorstellungen bezüglich Berufserfahrungen passt. Es lohnt sich also genauer hinzusehen, ob die Anforderungen an Erfahrung auch mit der Gehaltsangabe übereinstimmen. Ob und wie viel das Unternehmen zur Überzahlung bereit ist, lässt sich über das Inserat nur bedingt herausfinden.

Soll ich im Bewerbungsgespräch mein derzeitiges Gehalt preisgeben?

Irgendwann im Bewerbungsprozess kommt die Frage: "Was verdienen Sie aktuell? Und was möchten Sie bei uns verdienen?". Eine Möglichkeit wäre, nur den Gehaltswunsch zu nennen. Wenn nachgefragt wird, was Sie derzeit verdienen, könnten Sie sagen: "Knapp darunter."

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