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Sowohl an den Knotenpunkten von der Ukraine in die Slowakei als auch beim Übergabepunkt Baumgarten von der Slowakei nach Österreich verzeichnete die AGGM einen Einbruch der Liefermengen - der bereits am Vortag absehbar war. Schließlich wurden praktisch keine Gas-Kapazitäten angemeldet. Am Montag lieferte Gazprom noch rund 42,4 Mio. Kubikmeter Gas über die Ukraine nach Zentraleuropa. Auch der slowakische Gasfernleitungsbetreiber Eustream bestätigte, dass die Gasflüsse aus Uzhorod in der Ukraine nach Velke Kapusany in der Slowakei gestoppt wurden. "Aufgrund der wiederholten und deutlich zum Ausdruck gebrachten Weigerung der ukrainischen Seite, diese Vereinbarung zu verlängern, wurde Gazprom die technische und rechtliche Möglichkeit genommen, ab dem 1. Jänner 2025 Gas für den Transit durch das Gebiet der Ukraine zu liefern", hieß es in einer Erklärung von Gazprom.
Die Einstellung des Gastransits durch die Ukraine ist eine historische Wende in der europäischen Erdgasversorgung. Länder wie die Slowakei, Tschechien und Ungarn bezogen noch Pipeline-Gas aus Russland, für sie birgt ein Ende der Lieferungen Probleme. Auch Österreich erhielt nach wie vor einen erheblichen Teil seines Erdgases aus Russland.
Dieser Schritt kam jedoch nicht überraschend und war mehrfach angekündigt worden. "Die Ukraine hat lange im Voraus klargestellt, dass sie den Transitvertrag mit dem Aggressor Russland nicht verlängern wird", merkte Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) in einer Aussendung an. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und waren auf dieses Szenario gut vorbereitet."
So kaufte Österreich 2022 nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine und der darauf folgenden Energiekrise knapp 20 Terawattstunden (TWh) Gas als strategische Reserve an und speicherte diese. Im Vorjahr wurden in Österreich rund 76 TWh Gas verbraucht, und die österreichischen Speicher sind mit rund 80 TWh zu 79 Prozent gefüllt. Zusätzlich könne Österreich über Deutschland und Italien bis zu 185 TWh pro Jahr importieren, teilte das Energieministerium weiters mit. Marktteilnehmer wechselten daher zu alternativen Gasquellen. Damit konnte die Liefereinschränkung kompensiert werden. Die Versorgung in Österreich ist somit auch weiterhin sichergestellt.
Die Slowakei bemühte sich bis zuletzt vergeblich darum, weiterhin Gas über die Ukraine zu erhalten. Der linkspopulistische slowakische Ministerpräsident Robert Fico, dem Kritiker eine prorussische Haltung vorwerfen, drohte mit Konsequenzen für die Ukraine - etwa die Stromlieferungen aus der Slowakei an die Ukraine zu stoppen.
Die slowakische Wirtschaftsministerin Denisa Saková betonte hingegen, dass die Slowakei technisch gut auf den Lieferstopp vorbereitet sei. Die staatliche Gesellschaft SPP verfüge über 20 Prozent mehr Gasreserven in Speichern als im Vorjahr. Zudem hat SPP ihr Lieferportfolio diversifiziert und bezieht Gas von internationalen Energiekonzernen.
Mit der Balkan Stream-Pipeline, die von der Türkei nach Ungarn führt, gibt es nur mehr einen Weg für russisches Gas nach Europa. Diese Pipeline transportiert jährlich etwa 14 bis 15 Mrd. Kubikmeter Gas in Länder wie Rumänien, Griechenland, Nordmazedonien, Serbien, Bosnien und Herzegowina sowie Ungarn.
Die Europäische Kommission spielte das Auslaufen des Gas-Transitvertrages jedoch hinunter: "Die europäische Gasinfrastruktur ist flexibel genug, um Gas nicht-russischer Herkunft über alternative Routen nach Mittel- und Osteuropa zu liefern", sagte ein Sprecher der Europäischen Kommission. "Sie ist seit 2022 durch erhebliche neue LNG-Importkapazitäten verstärkt worden."
Mit erheblichen Gaspreis-Anstiegen in der EU wie 2022 ist nicht zu rechnen, sagte Leo Lehr, stellvertretender Leiter der Abteilung Volkswirtschaft bei der e-Control, im Gespräch mit der APA. Das Ende des Gastransits sei bereits antizipiert worden. Die letzten Handelsdaten im alten Jahr wiesen nicht auf einen Preisanstieg hin. "Es kann aber sein, dass die Preise anfangs volatiler sind", sagte Lehr.
Russland verkaufte zuletzt bei weitem nicht mehr so viel Gas wie früher. So lieferte Russland 2023 etwa 15 Mrd. Kubikmeter Gas über die Ukraine - das waren nur 8 Prozent der Menge, die in den Jahren 2018 und 2019 über verschiedene Routen aus Russland nach Europa gelangten.