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Gasverband fordert Diversifizierung der Gasimporte

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Branche warnt vor neuer Abhängigeit
©APA/APA/AFP/THOMAS KIENZLE
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Die österreichischen Gasspeicher müssten nach dem Winter zügig und kostengünstig gefüllt werden, sagt Michael Mock, Geschäftsführer des Fachverbands der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen (FGW), im Gespräch mit der APA. Um neuerliche Abhängigkeiten von einzelnen Lieferanten zu vermeiden, sprach sich Mock für eine Diversifizierung der Gas-Lieferanten aus - und schloss auch den weiteren Import von russischem Gas nicht aus.

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Dass es nach dem Lieferstopp von russischem Gas keine Preiskapriolen gab, war demnach nur auf volle Speicher zurückzuführen, wie Mock anmerkte. Für den nächsten Winter brauche es jedoch einen Plan, merkte Mock an. So sollte sich Österreich nicht neuerlich in die Abhängigkeit eines einzigen Lieferanten begeben, teilte der Fachverband am Freitag in einer Aussendung mit. Am Beispiel Russlands habe man gesehen, wozu dies führen könne.

Bei der Diversifizierung der Gaslieferanten verweist Mock etwa auf Aserbaidschan und Kasachstan. Allerdings erweisen sich diese beiden Märkte als schwierige Bezugsländer. Die Exporte Aserbaidschans sind begrenzt und der Transport von Gas aus Kasachstan könnte wohl nur über russisches Territorium und anschließend über die Ukraine erfolgen. Aber auch direkte Gaslieferungen aus Russland schließt der Fachverband nicht aus. Schließlich beziehe die EU und wohl auch Österreich nach wie vor russisches Gas, das jedoch über Umwege geliefert werde.

"Aus Versorgungssicherheitsgründen muss es jetzt vorrangiges Ziel sein, die österreichischen Gasspeicher rasch wieder zu befüllen und das zu möglichst günstigen Preisen", so Mock. Er zählt dabei "auch auf die tatkräftige Unterstützung der Politik". Denn Gas im Sommer zu kaufen und für den nächsten Winter einzuspeichern, sei aufgrund der derzeitigen Preissituation für Unternehmen nicht wirtschaftlich. Schließlich gebe es sehr starre Speicherfüllzielvorgaben der EU. Darin ist festgelegt, wie hoch der Speicherfüllstand pro Land bis zu einem fixen Termin sein muss. Dies führt zu Spekulationen an der Börse. So sind die Großhandelspreise im März gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 96,1 Prozent gestiegen, während die Preise für die ersten drei Monate des Jahres sogar etwas unter dem Vorjahreswert lagen.

Während Österreich lange Zeit günstiges Erdgas aus Russland bezogen hat, wurde es nun zu einem der teuersten Gas-Handelsplätze in Europa. Amerika ist mittlerweile der mit Abstand größte LNG-Lieferant für die EU. Mit den jüngsten US-Sanktionen gegen russische Banken und einem beginnenden Handelskrieg mit Europa zeige Amerika, dass es gewillt sei, seine Marktmacht politisch durchzusetzen, ergänzte der Fachverband. "Der Begriff Gasdiversifizierung sollte daher ernst genommen werden." Daher gelte es, bestehende Potenziale in Europa zu heben, auf mehr Lieferanten zurückzugreifen und vorhandene Gastransportinfrastrukturen zu nutzen. Daher spreche sich der FGW auch für Initiativen zur raschen Wiederaufnahme der Gasimporte über Baumgarten aus.

Darüber hinaus sollte man auch die Gasförderung in Österreich sowie die Nutzung von erneuerbarem Gas forcieren, ergänzte Mock. "Mit dem Blick in die jüngste Vergangenheit müssen wir den Blick für die Zukunft schärfen: Wir brauchen weitblickende Entscheidungen, um unseren Standort und Lebensstandard zu schützen."

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