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Die Expertinnen und Experten der Energieagentur widersprechen damit zum Teil auch dem Gesetzgeber. "Wenn ich weiter so ausbauen würde, wie es im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz vorgesehen ist, nämlich gleiche Jahreserzeugungsmengen von Wind und Photovoltaik, dann erzeuge ich ein Stromsystem, das im Sommerhalbjahr massive Stromüberschüsse erzeugt und im Winterhalbjahr wahrscheinlich Unterdeckungen hat", erklärte einer der Autoren der Studie, Günter Pauritsch. Die Folge wäre, dass Österreich im Winter hohe Mengen an Strom importieren müsste oder den Sonnenstrom aus dem Sommer über mehrere Monate speichern müsste, was deutlich teurer und ineffizienter wäre.
Die Energieagentur geht in ihrem Szenario davon aus, dass sich der Stromverbrauch bis 2040 von 75 auf rund 150 Terawattstunden (TWh) verdoppelt. Die Wasserkraft, die 2024 44,7 TWh lieferte, wird auf 48,4 TWh steigen, die Photovoltaik von 8 auf 33,5 TWh und die Windenergie von 9 auf 52,5 TWh. Thermische Kraftwerke, die dann mit Wasserstoff anstelle von Erdgas laufen, werden von 13 auf 14,2 TWh zulegen.
Die Energieagentur hat sich nicht nur die Stromproduktion angesehen, sondern das gesamte Energiesystem Österreichs. Dies sei derzeit noch zu 60 Prozent von fossilen Energieträgern abhängig. Damit verbunden sei auch eine hohe Importabhängigkeit und ein Kaufkraftabfluss ins Ausland. 2023 gab Österreich rund 12 Mrd. Euro für Energieimporte aus, 7,4 Mrd. Euro für Erdöl und 4,3 Mrd. Euro für Erdgas. Die Energieagentur geht davon aus, dass es möglich ist, Österreichs Energiesystem bis 2040 zu 97 Prozent auf grüne Technologien umzustellen und die Importabhängigkeit von 60 auf 10 Prozent zu reduzieren.
In ihrem Szenario geht die Energieagentur davon aus, dass der Energieverbrauch trotz Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum um 20 Prozent auf 296 TWh sinkt. "Schlüssel" dazu sei die weitreichende Elektrifizierung von Verkehr, Heizungen und Industrie. So werde dank batterieelektrischer Fahrzeuge der Energieverbrauch im Verkehrssektor von 96 TWh auf 33 TWh sinken. In der Raumwärme sehen die Studienautoren Wärmepumpen und Fernwärmenetze als die dominierenden Heizsysteme der Zukunft. Und auch in der Industrie werde Strom künftig der wichtigste Energieträger sein.