Nur heiße Luft - Wie erkenne ich Blender?

Warum täuschen Blender Können, Wissen etc. vor – was motiviert sie? Was wollen sie verbergen?

Natürlich ist es so, dass oft Minderwertigkeitsgefühle in Bezug auf Können und Fähigkeiten hinter dem Phänomen "Blenden" stecken, aber das ist immer im Einzelfall zu hinterfragen. Wenn ich das Gefühl habe, als Person nicht auszureichen, oder überzeugt bin, dass meine Fähigkeiten, mein Wissen, mein Können nicht genug sind, dann täusche ich vor und blende. Ich will also verbergen, dass ich mich selbst wertlos fühle und kippe ins Gegenteil, indem ich mich maßlos überschätze. Da sind wir dann auch schon beim Narzissmus. Anerkennung, Lob und Bewunderung – alleine die Chance darauf im Mittelpunkt zu stehen, sind Blendern Antrieb und Motivation, wobei auch das im Einzelfall anzusehen ist.

Gibt es Überschneidungen zwischen Narzissten und Blendern?

Ein viel zitiertes Beispiel für Hochstapelei ist der Film "Catch me if you can", wo Leonardo Di Caprio sein Leben damit zubringt, von einem Betrug in den nächsten zu gehen. Im Fall dieser wahren Begebenheit würden wir heute wohl von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung sprechen. Der Grad der Ausprägung des Blendens ist es nämlich, der zwischen gesunder Selbstsicherheit und gesunden nazistischen Anteilen auf der einen Seite und krankhaftem Narzissmus auf der anderen Seite unterscheidet.

Warum sind Blender oftmals so erfolgreich und machen Karriere?

Blender überhöhen sich ständig selbst, sie sind intelligent, streben nach Bewunderung und Anerkennung um jeden Preis und zeigen dadurch hohen Einsatz. Alles Gründe, die per se schon für Erfolg sprechen. Außerdem sind sie exzellente Rhetoriker, was sie in gewisser Weise tatsächlich überlegen macht. Ihr innerer Antrieb "mehr zu erreichen" und "besser zu sein", als "etwas Besonderes" zu gelten, motiviert sie zusätzlich.

Ist ein gewisses Maß an "blenden" vielleicht immer nötig in der Arbeitswelt?

"Fake it, till you make it". Warum nicht? Alles eine Frage der Darstellung. Jeder fängt mal an und ist Neuling in seinem Fachgebiet, das muss ich aber nicht so kommunizieren. Würden Sie jemandem Führungskompetenzen zuschreiben, der jahrelang Kleinkinder betreut hat? Jeder, der selbst Kinder hat, sofort! Ein gesundes Maß an Selbstüberschätzung schadet nicht und ist gerade in der Arbeitswelt mit Sicherheit von Vorteil.

Gibt es Unterschiede zwischen Frauen und Männern in Bezug auf das Blenden?

Ja, definitiv – leider! Nachdem ich sehr viel mit Frauen arbeite und laufend das Thema Selbstwert am Tisch bzw. auf der Couch habe, kann ich das bestätigen. Frauen tendieren dazu, sich zu unterschätzen, sie hinterfragen sich häufiger und sind stärker von Selbstzweifel geplagt. Es gibt eine Studie, die z.B. folgendes gezeigt hat: Hat eine Stellenbeschreibung 10 Einstellungskriterien, so sagen männliche Bewerber, dass 8 von 10 Kriterien auf sie zutreffen, während weibliche Bewerberinnen nur 4 von 10 Kriterien bei sich sehen. Da zeigt sich die Diskrepanz besonders gut.

Wie erkenne ich Blender? Wie kann ich einem Blender entgegentreten / wie gehe ich mit ihm um?

Die beste Taktik, Blender zu entlarven, ist mit Sicherheit ins Detail zu gehen und so konkret wie möglich zu werden. Je schwammiger und ausweichender die Antworten, desto wahrscheinlicher, dass da viel "Blenden" dabei ist. Wie ich dieser Situation dann entgegentrete, kommt wohl einerseits auf das Ausmaß des Blendens an – das kann von einer echten vorsätzlichen Täuschung bis hin zu einer Schwindelei reichen – andererseits auch auf die Situation. Wenn Sie im beruflichen Kontext jemanden beim Vortäuschen von Können, Wissen, Referenzen etc. ertappen, dann werden Sie anders agieren, als wenn Sie im privaten, alltäglichen Setting eine Schwindelei auffliegen lassen. Jedenfalls halte ich ein Ansprechen in der jeweiligen Situation immer für richtig und klärend.

Sind Blender entscheidungsscheu?

Entscheidungsscheu ist nicht der richtige Ausdruck. Sie gehen jeder Spur nach, halten sich viele Möglichkeiten offen – immer auf der Suche nach der besseren Alternative, die Ihren Selbstwert füttert.