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Als Hauptinsolvenzursache gelten Umsatzrückgänge um 20 Prozent unter dem geplanten Ziel. "Bis Februar soll die Frage geklärt werden, wann die Zahlungsunfähigkeit tatsächlich eingetreten ist", erklärte Creditreform-Insolvenzexperte Stephan Mazal. Er rief alle Gläubigerinnen und Gläubiger auf, die die Anmeldefrist am 10. Jänner versäumt haben, ihre Forderungen "rasch" nachzureichen. Verspätete Anmeldungen würden "soweit wie möglich" noch vom Masseverwalter für die nächste Tagsatzung am 21. Februar berücksichtigt.
Das Schuldnerunternehmen wird aktuell noch fortgeführt, da sich eine sofortige Schließung massiv nachteilig auf die betroffenen Insolvenzgläubiger ausgewirkt hätte, wie der Kreditschutzverband KSV1870 erklärte. Nur durch die Fortführung des Unternehmens sei ein strukturierter Abverkauf der vorhandenen Waren gewährleistet. Dieser findet derzeit in sämtlichen der noch verbliebenen Kika/Leiner-Filialen statt.
Laut den dem Kreditschutzverband vorliegenden Informationen plant der Insolvenzverwalter, den Abverkauf mit 31. Jänner zu beenden. Der dann noch vorhandene Warenbestand soll an Verwertungsgesellschaften veräußert werden. Es sei davon auszugehen, dass nach Beendigung des Abverkaufs die Filialen zeitnah zu schließen sein werden. "Im Prinzip hat der Insolvenzverwalter berichtet, dass der Abverkauf sehr gut funktioniert hat und man mit Ende Jänner tatsächlich jetzt auch die Filialen schließen kann", sagte der Insolvenzexperte Karl-Heinz Götze vom KSV1870 am Freitag im Ö1-"Mittagsjournal" des ORF.
Im Rahmen des Fortbetriebs wurden in den letzten Wochen und werden den Angaben zufolge aktuell zahlreiche mit Anzahlungsgläubigern abgeschlossene Verträge vom Insolvenzverwalter geprüft. Die Prüfungen gestalteten sich sehr zeitintensiv und seien daher noch nicht abgeschlossen und abschließend abgewickelt.
Rund 14.000 Anzahlungen hätten angeschaut werden müssen, "also das ist ziemlich umfangreich", betonte Götze. Davon haben laut KSV1870 rund 3.000 Kundinnen und Kunden, die eine Anzahlung geleistet haben, ihr Geld schon zurückbekommen, da ihre Anzahlung besonders besichert gewesen sei. Etwa 4.700 bekommen demnach kein Geld zurück und müssen ihre Forderungen im Insolvenzverfahren anmelden. Weitere rund 7.000 Anzahlerinnen und Anzahler versuche man teilweise zu entschädigen. "Da der Fall so komplex ist, können trotz Fristablaufs weitere Forderungen angemeldet werden", so Götze in dem Radiobeitrag. Eine Gesamtsumme könne daher noch nicht abgeschätzt werden.
Der Insolvenzverwalter berichtet weiters, dass die zwischen der Schuldnerfirma und der Supernova-Gruppe abgeschlossenen Mietverträge gekündigt wurden. Aufgrund der vorzeitigen Kündigung ist daher mit der Geltendmachung von hohen Schadenersatzansprüchen zu rechnen. "In welcher Höhe diese tatsächlich bestehen, wird vom Insolvenzverwalter im Insolvenzverfahren genauestens zu prüfen sein." so Götze.
Weitere Schwerpunkte der Tätigkeit des Insolvenzverwalters werden in den nächsten Monaten die Aufarbeitung der Geschäftsgebarung im Vorfeld des Insolvenzverfahrens, die Prüfung möglicher Anfechtungsansprüche sowie die Prüfung der Ursachen, welche zur neuerlichen Insolvenzeröffnung geführt haben, sein.
Die Möbelkette befand sich bereits seit mehreren Jahren in der Krise, seit 2013 gab es drei Eigentümerwechsel. 2023 verkaufte der mittlerweile ebenfalls insolvente Immobilienkonzern Signa von René Benko die Kika/Leiner-Immobilien an die Grazer Supernova und das operative Möbelgeschäft an den Handelsmanager Hermann Wieser weiter. Kurz darauf meldete Kika/Leiner Insolvenz an, 23 von 40 Filialen wurden im Zuge der ersten Sanierung geschlossen. Nach der zweiten Insolvenz im November 2024 konnte Wieser weder frische finanzielle Mittel noch einen Investor auftreiben.
Wegen der der Pleite werden 1.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren. In Niederösterreich, wo gut 550 Beschäftigte leben, wurde aus diesem Grund zuletzt eine Arbeitsstiftung eingerichtet, die dem Personal bei der Vermittlung und Weiterbildung helfen soll. Offen ist noch, welche Quote die Gläubigerinnen und Gläubiger im Zuge des Konkursverfahrens erhalten werden.