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Benkos geheime Millionen-Villa auf Ibiza

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©APA/Georg Hochmuth
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Während ringsum das Signa-Reich in sich zusammenbrach, sollte der gefallene Immobilien-Luftikus gemeinsam mit seiner Frau ein Villenprojekt auf der Balearen-Insel Ibiza vorantreiben. Diskret und im Verborgenen. News kennt die Details

Es ist Anfang Jänner 2025 und auf der Insel im Mittelmeer steht das Leben still. Alles wirkt nicht nur auf den ersten Blick ausgestorben, Touristen verschlägt es um diese Jahreszeit kaum hierher. Direktflüge werden über die Wintermonate ohnehin nicht angeboten. Eigentlich verwunderlich, wenn man bedenkt, dass auf der Insel gleich nebenan, auf Mallorca, auch um diese Zeit des Jahres ein reges Treiben herrscht. 

Und so finden sich bei frühlingshaften 14 Grad und Sonnenschein in einer Siedlung rund 20 Minuten Autofahrt vom Flughafen Ibiza Stadt nur eine Handvoll peruanische Gastarbeiter und Gärtner. In Santa Eulalia del Río reiht sich Finca an Finca. Uneinsehbar liegen die Grundstücke verstreut über eine leicht ansteigende Hügelkette mit Blick auf das türkisfarbene Meer. Nur durch alte Bestände von Olivenbäumen und dichten Pinien von neugierigen Blicken abgeschottet. Und so endet die steile Anfahrt an einem wohl neu errichteten Eingangstor aus hellem Teakholz zwischen zwei Zypressen. An der linken Seite des Tors ist eine braune Tafel montiert. Darauf ist ein Logo mit einem einzigen Buchstaben zu erkennen: N.

N wie Nathalie

In dieser zurückgezogenen Hanglage soll im Sommer 2024, Ende Juli, eine Kolonne aus schwarzen Luxusautos ihren Weg nach oben gefunden haben. Mit an Bord sollen nicht nur Bodyguards, Kindermädchen, sondern auch René und Nathalie Benko gewesen sein.

Ein Sommer wie jeder andere auch, für den seit März 2024 als Unternehmer in Insolvenz befindlichen Tiroler. Bootsfahren auf dem Gardasee und wohl auch ein Abstecher nach Ibiza in eine exklusive Villa. Doch wem gehört diese Villa?

Wirft man einen Blick in spanische Firmen- und Grundbücher, finden sich brisante Schriftstücke aus dem Jahr 2022. Damals, im Mai 2022, unterzeichnet Nathalie Benko persönlich einen Kaufvertrag für eine etwas in die Jahre gekommene „Villa March“ samt einem 10.000 Quadratmeter großen Grundstück. Wie Recherchen von News und „Krone“ nun erstmals zeigen, wurde für den Erwerb der Ibiza-Villa „March“ eigens eine gesellschaftsrechtliche Struktur geschaffen. An deren unterem Ende, auf spanischer Seite, eine Gesellschaft mit dem Namen „NB IBIZA IMMO II“ firmiert. NB steht für Nathalie Benko, die schon lange eine Vorliebe für die Insel hat. Hält sie doch bereits seit Längerem eine Villa namens „Bora“ direkt am Meer.

Verbindungen ins Schattenreich

Die neue Sommerresidenz hatte ihren Preis. Laut dem vorliegenden Kaufvertrag aus dem Jahr 2022 mussten stolze 7,7 Millionen Euro plus rund weitere 800.000 Euro an Kaufnebenkosten für die Finca auf den Tisch gelegt werden. Und wie aus News und Krone vorliegenden vertraulichen Unterlagen nun hervorgeht, stammten davon 6,1 Millionen Euro von Nathalie Benko und weitere 2,4 Millionen Euro aus einem Darlehen der René Benko nahestehenden Laura Privatstiftung.

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Im Jahr 2022 wurden 7,7 Millionen Euro für das Luxus-Haus auf den Tisch gelegt.

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Damit nicht genug: Die Laura Privatstiftung stellte auch ein zusätzliches Darlehen in Höhe von drei Millionen Euro für den Um- und Ausbau der Villa „March“ zur Verfügung. Somit wurden offenbar Millionenbeträge aus der Sphäre der Laura Stiftung in das Ibiza-Projekt gesteckt. Zu Zeitpunkten, da sich die Signa-Gruppe von Benko bereits in massiven Zahlungsschwierigkeiten befunden hatte. Kenntnis von diesen Geschäftsvorgängen der Benkos hatten auch zwei maßgebliche Signa-Manager: Benkos wichtigster Controller sowie sein Mann fürs Grobe: Marcus Mühlberger.

Eine Tatsache, die auch Benkos Insolvenzverwalter Andreas Grabenweger interessieren dürfte. Ist er doch auf der Suche nach verborgenem Benko-Schätzen und seit Bekanntwerden der Benko--Bootstour über den Gardasee auch nicht mehr allzu gut auf den Tiroler Pleitier zu sprechen.

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Blick auf die Einfahrt zur Immobilie.

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Die Star-Architekten

Für den Umbau der Ibiza-Villa wurde eines der begehrtesten Architekten-Büros auf der Baleareninsel beauftragt. Rolf Blakstad, Sohn des kanadischen Star-Architekten Rolph Blakstad, sollte mit seinem Team das Benko-Anwesen auf den für den Immo-Jongleur üblichen Luxus-Standard bringen und die Villa zügig umbauen. Und während in Wien und in Innsbruck die Dominosteine des Signa-Imperiums umkippten, fand René Benko noch die Zeit und Muße, sich mit dem Architekten über die Ausstattungsdetails auszutauschen. Nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Von der Fliese bis zum Korbstuhl. Doch eine Sache war Benko besonders wichtig: das Zeitliche. 

Zwischen der Insolvenz von den wichtigsten Gesellschaften Signa Holding GmbH und Signa Prime Selection AG sollte sich Benko persönlich an Rolf Blakstad wenden. Am Nachmittag des 24.12.2023, kurz nach 15 Uhr, klopft der Tiroler in die Tasten und notiert, dass die „Ibiza Immo“-Gesellschaft seiner Frau Nathalie bereits mehrere Zahlungen von jeweils 250.000 Euro für die Renovierungsarbeiten bezahlt habe; man würde auch gerne weiterhin „schnelle Zahlungen“ leisten, hätte dafür aber gerne gewisse „Sicherheiten“, was den Abschluss des Ausbaus betrifft.

Im Eifer seines schreiberischen Gefechts deponierte Benko nicht nur seinen dringenden Wunsch, dass bis Ende Februar 2024 alles fertig sein sollte, sondern zeichnete das Mail mit dem Namen seiner Frau: Nathalie.

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Nathalie Benko ist laut Kaufvertrag die Käuferin der Villa.

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Benko-Rabatt

Bemerkenswert ist, dass die Benkos für den Ausbau von Nathalie Benkos Ibiza-Villa nicht nur eines der begehrtesten Architektur-Büros der Balearen beauftragt haben, sondern laut News- und Krone-Informationen auch längere Zeit mit den Schlusszahlungen säumig waren. Noch im Herbst 2024 wurde seitens des Büros Blakstad bei Nathalie Benko um dringende Überweisung gebeten, weil auch etliche Sub-Unternehmer bezahlt werden müssten.

Ein Muster, das im Benko-Universum offenbar auch in besseren wirtschaftlichen Zeiten gepflogen wurde. Lieferanten und Handwerker sollen immer wieder bis an die Schmerzgrenze hingehalten worden sein, um sich am Ende des Tages mit einer Zahlung zufrieden zu geben, in die ein saftiger „Benko-Rabatt“ eingepreist war. Ein Spiel, das für René Benko lange funktioniert hat. 

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