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Benko: Die Neue in der Stiftung

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6 min

©Christian Bruna/Getty Images
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Nach dem Zusammenbruch der Signa Gruppe ist die Zahl an Vertrauenspersonen im Umfeld von René Benko stetig gesunken. Eine investigative Recherche rund um die letzte Bastion in Benkos Schattenreichs

Die ersten Tage im März 2024 verliefen aus Sicht des René Benko durchwegs turbulent. Mit 8. März 2024 wurde über das unternehmerische Wirken des 47-jährigen Tirolers der Konkurs eröffnet. Die Folge: ein öffentlichkeitswirksamer Prozess, der gleichsam als offizieller Startschuss für die Spurensuche nach verwertbarem Vermögen im intransparenten Konstrukt des gefallenen Immobilienkönigs gilt. Seither sind hochspezialisierte Anwaltskanzleien am Werk, die penible Privatermittler mit der ­Suche nach dem Lichtschalter im Benko-­Reich der Finsternis beauftragt haben. Ob für die zahlreichen geschädigten Gläubiger noch etwas zu holen sein wird, dürfte sich in den nächsten Monaten weisen. Das Beschreiten des Gerichtswegs ist längst im Gange. Laut News-Recherchen bringen vor allem Investoren aus dem arabischen Raum, die sich vom Signa-Gründer über den Tisch gezogen fühlen, regelmäßig neue Schriftsätze in den verschiedenen Schiedsprozessen ein. Für René Benko gilt die Unschuldsvermutung.

Beiratsmitglied

Fünf Tage vor dem persönlichen Konkurs herrscht in Benkos engstem Umfeld hektische Betriebsamkeit. Auf den ersten Blick geht es nur um eine Formalität. Bei näherer Betrachtung steht allerdings eine durchaus brisante Veränderung auf der Tagesordnung. In der Schaltzentrale des Schattenreichs muss der Beirat eilig umgebaut werden. Es gilt, möglichst jede persönliche Nähe zum Finanzjongleur zu vermeiden. Und daher muss ein langjähriges Beiratsmitglied ausscheiden: René Benko selbst. Er war bis März 2024 Mitglied im sogenannten Stiftungsbeirat der Laura Privatstiftung und als solches eng in die Aktivitäten der Stiftung eingebunden. Als regelmäßiger Teilnehmer der turnusmäßigen Vorstandssitzungen taucht sein Name auch in den Sitzungsprotokollen auf. Ein Umstand, der zur Vermeidung jeglichen Anscheins einer möglichen Einflussnahme auf die Entscheidungsfindung des Stiftungsvorstands nun offenbar geändert werden muss.

Die Neue

So kommt es, dass am 3. März 2024, fünf Tage vor Benkos Offenbarungseid am Landesgericht Innsbruck, ein neues Mitglied installiert werden muss. Die Suche nach Personen, denen Benko zu diesem Zeitpunkt noch vertraut, gestaltet sich kompliziert. Wenige Wochen später musste Benko sogar seinen langjährigen Piloten Christof Jauschnegg ins Vorstands-Cockpit der Laura Privat­stiftung hieven.

Doch zuvor, an diesem 3. März, stand noch der Umbau des Beirats an, der wichtige Entscheidungen, wie etwa die Bestellung von offiziellen Vorstandsmitgliedern, zu fällen hat. Dafür hat Benko eine Dame auserkoren, die als enge Vertraute seiner Ehefrau Nathalie gilt. Laut Recherchen von News und Krone wurde die Tirolerin Daniela H. als Beirätin bestellt. Just am Tag von Benkos Ausscheiden. Formal unterzeichnet wurde dieser Beschluss am 3. März 2024 von Benkos Mutter Ingeborg, seiner Frau Nathalie und seiner Tochter.

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ENGE VERTRAUTE:

Im März 2024 fand im Beirat der Laura Privatstiftung ein Wechsel statt

 © News

Enge Freundin

Recherchen von News und Krone zeigen nun erstmals, dass Daniela H. zumindest seit einigen Jahren mit der Ehefrau von René Benko befreundet war: So schreibt H. im November 2018, wenige Monate nach Übernahme von Kika/Leiner durch die Signa, an René Benko persönlich:

„Hi René,

Du meintest ich soll dir ein Mail schreiben wegen Rabattkarte Kika/Leiner.

Nur wenn’s leicht geht sonst kein Problem

Bis bald

Liebe Grüße auch an deine Frau

Dani

Und Benko kümmert sich umgehend um das Anliegen. Er wendet sich an Reinhold Gütebier, der damals als Chef von Kika/Leiner fungiert:

Hallo Herr Gütebier,

enge Freund (sic!) von mir und meiner Frau sind gerade bei Hauseinrichten - können wir uns darum gut kümmern - Danke

Habe Frau H. in cc gesetzt

Gruß

RB

Doch Benko sagte nicht nur beim Einrichtungs-Thema seine Unterstützung zu. Auch die eine oder andere Einladung in das luxuriöse Chalet in Oberlech oder auf die Luxus-Yacht RoMa sollte ausgesprochen werden.

Controllerin

René Benko und sein Anwalt versuchen seit Monaten den Eindruck zu erwecken, als habe der Gründer mit der Laura Privatstiftung nichts mehr zu tun. Dafür sitzt nun Daniela H. im undurchsichtigen Benko-Reich an den Schalthebeln der Macht. Bereits wenige Tage nach der Übernahme der Beiratsfunktion meldete sich H. bei einem der wichtigsten Benko-Berater: Beim langjährigen Chef-­Controller der Signa Gruppe. Als akribischer Zahlen-Mann hatte dieser auch die Begleitung der Laura Privatstiftung bei diversen Zahlungstransfers übernommen. Eine Schlüsselrolle im Signa-­Konzernkonglomerat.

Doch plötzlich sollte Daniela H. anstelle des Chef-Controllers bei der Laura Stiftung und ihren zahlreichen Tochtergesellschaften den Zahlungsverkehr und das Controlling übernehmen. Für diese Tätigkeiten wurden Daniela H. laut einem vorliegenden Vertragsentwurf 10.000 Euro netto pro Monat in Aussicht gestellt. Abgerechnet über eine Innsbrucker Gesellschaft, die sich im Miteigentum von H. befindet.

Eine zentrale Rolle als Benko-Berater spielt auch nach den zahlreichen Signa-­Pleiten der enge Wegbegleiter Marcus Mühlberger. Der Geschäftsführer der Signa Holding unterzeichnete Mitte November 2023, wenige Tage vor der Pleite der Signa Holding, bei einer Tochterfirma der Laura Stiftung einen Beratervertrag, der ihm als Basisvergütung monatliche 8.000 Euro beschert. Ab dem 1. Dezember 2023.

Am 29. November 2023 meldete die Signa Holding beim Handelsgericht Wien Zahlungsunfähigkeit an. Die Insolvenz gilt als mit Abstand größte Pleite der österreichischen Nachkriegsgeschichte. Im Firmenbuch wird Mühlberger nach wie vor als Geschäftsführer ausgewiesen. Allerdings hat der Masseverwalter Ende April 2024 die Schließung des Bereichs Geschäftsführung angeordnet.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 42/2024 erschienen

Causa René Benko

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