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Benko: der Pferdeflüsterer

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Pferd

©Getty Images
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Noch wenige Monate vor dem Kollaps der Signa-Gruppe ließ René Benko von seiner Privatstiftung ein Millionen-Pferd anschaffen. Es sollte nicht sein erstes Investment in den millionenschweren Pferdesport sein. Getätigt wurden die Käufe von einer Gesellschaft seiner Privatstiftung. Die Verhandlungen über den Kauf sollte Benko persönlich führen. Auch die Kaufentscheidung traf er. Das weckt nun das Interesse verschiedener Gläubiger und Anwälte von Innsbruck bis Riad.

René Benko fand seinen Weg in die Welt der Millionen-Pferde über den engen Draht zur pferdeaffinen deutschen Medienunternehmerin Julia Becker und ihrem Ehemann, dem deutschen Springreit-Bundestrainer Otto Becker. Die beiden ebneten Benko den Weg zur Elite des deutschen Pferdesports und sollten auch die Transaktion des ersten Top-Pferds eingehend mitbegleiten.

Im Herbst 2021 wendet sich der Tiroler Pferdefan direkt an Julia Becker, um ihr persönlich zu bestätigen, dass "wir als Stiftung das Investment definitiv tätigen werden". Das Wort "definitiv" hebt Benko besonders hervor. Mehr noch: Der Signa-Gründer geht in seiner Nachricht an die Medienunternehmerin auch auf die konkrete Abwicklung des Pferde-Deals näher ein: "Das Investment tätigen wird eine 100%ige Tochtergesellschaft der Stiftung – da wir das als kommerzielles Investment betrachten – habt Ihr Erfahrung in der Rückerstattung der Mehrwertsteuer – wir wollen definitiv nicht die Mehrwertsteuer auch noch investieren und da dies ein professionelles Investment ist und kein Hobby von mir sollte das möglich sein."

René Benko setzt Julia Becker nicht nur über die genaue Struktur der Transaktion in Kenntnis, er bittet sie zusätzlich noch um eine Änderung eines Vertragsbestandteils und verweist noch auf den "formal" zuständigen Stiftungsvorstand, der den Deal pro forma noch absegnen muss.

Diskretes Handelsgeschäft

Um welches Investment ging es im November 2021? Laut News-Recherchen vermittelte der deutsche Bundestrainer Otto Becker den Tiroler Immobilienjongleur an Ludger Beerbaum weiter, der als weltweit zweiterfolgreichster Springreiter aller Zeiten gilt. Beerbaum war nicht nur ein erfolgreicher Reiter, er ist auch eine große Nummer in der Zucht und im Handel mit investmenttauglichen Pferden. Und: Er hat offenbar just ein Pferd an der Hand, das Benko unbedingt in seinen Stall bringen will. Das Pferd heißt "Mumbai".

Einige Monate später ist alles unter Dach und Fach. Pferde-Dealer Ludger Beerbaum meldet sich bei Benko persönlich:

"Lieber Herr Benko, anbei der nun final unterschriebene Kaufvertrag. Nochmals vielen Dank, ich freue mich auf die Zusammenarbeit."

Damit ist Benko mitten im elitären Zirkel der Besitzer millionenschwerer Pferde angekommen. Für Benko sollte das den Beginn einer wahren Shoppingtour im Pferdesport markieren. Ludger Beerbaum steht ihm dabei mit Rat und Tat zur Seite. Beerbaum regt schon kurze Zeit später an, zügig weitere Investments zu tätigen: "Um neben Mumbai etwas breiter aufgestellt zu sein und ebenfalls sowohl auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Paris 2024 als auch auf den Globalchampionstour Events in den nächsten Jahren uneingeschränkt teilnehmen zu können, macht es unter Umständen Sinn, in weitere potenzielle Kandidaten bzw. Pferde zu investieren."

Millionenschwere Rösser

Benko tut offenbar, was Beerbaum empfiehlt. Er investiert. Über seine Laura-Privatstiftung. In Pferde. Sogar noch zu einer Zeit, als es bei Signa bereits Spitz auf Knopf steht und der Fokus des Signa-Masterminds eigentlich bei der Lösung der vielen Konzern-Baustellen hätte liegen sollen. So kam ein Springpferd namens "Chageorge" in Benkos Pferdesammlung. Die "Krone" hatte im Februar 2024 erstmals berichtet. Demnach beauftragte Benko Ende Juli 2023 seine damaligen Vertrauten, über ein Konto seiner Laura-Privatstiftung die Restrate für den Kauf dieses 2,38-Millionen-Euro-Pferds zu überweisen. Ein Deal, der aus heutiger Sicht nicht nur wegen der zeitlichen Nähe zum Ausbruch des Signa-Konkurs-Dominos überrascht, sondern auch wegen der sportlichen Vorgeschichte des Pferds selbst: Der mittlerweile neunjährige Hengst "Chageorge" hatte vor dem Kauf durch eine Gesellschaft der Benko-Stiftung lediglich Preisgelder in der Höhe von 580 Euro ersprungen.

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Millionenkauf: Noch im Frühjahr 2023 sollte der Immobilienjongleur Benko über seine Stiftung Millionen für ein Pferd investieren

 © News

Geritten wird "Chageorge" vom deutschen Olympiastarter Christian Kukuk, untergestellt ist das Pferd im Stall von Ludger Beerbaum, dem weltweit zweiterfolgreichsten Springreiter aller Zeiten. Kukuk und Beerbaum spielen auch bei einem weiteren Benko-Millionenpferd eine Rolle, wie Unterlagen belegen, die "News" und "Krone" vorliegen.

"Just Be Gentle"

Bereits Ende März 2023 waren sich René Benko und Ludger Beerbaum über den Kauf von "Just be Gentle" einig geworden. Die zehnjährige Stute hatte kurz zuvor immerhin den Großen Preis von Doha gewonnen und könnte auch in der Zucht Erträge bringen. Bemerkenswert ist der Kaufpreis: Sowohl für "Just Be Gentle" als auch für den minder erfolgreichen "Chageorge" sollten von der Laura AT 2020 Eins GmbH, einer Gesellschaft der Laura-Privatstiftung der Benkos, die offiziell als Käuferin der Pferde aufscheint, jeweils exakt 2,38 Millionen Euro überwiesen werden. Die 2,38 Millionen für "Just Be Gentle" gingen an die Beerbaum Stables GmbH mit Sitz im deutschen Riesenbeck. Auf diesem Gestüt stehen Beerbaums millionenschwere Pferde im Stall.

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Millionenpferd: 2,38 Millionen Euro sollte Benkos Stiftung noch im Juli 2023 für "Just Be Gentle" an Beerbaum überweisen

 © Uwe Anspach/dpa/picturedesk.com

Auch "Just Be Gentle" wird von Christian Kukuk geritten. Das Tier scheint im Gegensatz zu "Chageorge" den hohen Kaufpreis wenigstens rechtfertigen zu können: Es ist Fixstarter bei großen Turnierserien und stand zuletzt sogar auf der "Longlist" der deutschen Springreiter für die Olympischen Spiele. Bei Olympia dürfen jedoch nur Pferde starten, die zumindest einen deutschen Mitbesitzer haben. Der deutsche Bundestrainer ist wiederum Otto Becker. Damit schließt sich der Kreis der Pferdefreunde um Benko, Beerbaum und Becker.

"Just Be Gentle" und "Chageorge" gehören offiziell der Laura AT 2020 Eins GmbH unter dem Laura-Stiftungsdach der Benkos. Ins Auge stechen bei beiden 2,38-Millionen-Transaktionen aber zwei Tatsachen, die die vielen Gläubiger von Benko wohl eher nicht zum Wiehern finden werden.

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Millionenpferd Nr. 2: Ebenso für 2,38 Millionen Euro konnte Benkos Stiftung den Hengst "Chageorge" sein Eigen nennen

 © 1clicphoto

Zum einen war Benko, der offiziell mit der Laura-Privatstiftung nichts zu tun haben will, tief in die Abwicklung der Pferde-Geschäfte und in die Kaufentscheidung involviert – ohne sein "Go" ging nichts.

Zum anderen waren für den Kauf von "Just Be Gentle" zwischen Immobilienspekulant Benko und Reitsport-Legende Ludger Beerbaum Ratenzahlungen vereinbart gewesen: 1,38 Millionen Euro am 15. April 2023, die restliche Million dann am 20. März 2024. Zu dem Zeitpunkt hatte René Benko beim Landesgericht Innsbruck bereits seinen eigenen Konkurs angemeldet. Er gilt seither als mittellos, was Insolvenzverwalter und Ermittler in Zweifel ziehen.

Businessplan

Besonders bemerkenswert erscheint folgender Umstand: Damit die getätigten Pferdeinvestments der Benko-Stiftung auch in der Bilanz erfasst werden konnten, wurden sogar eigene Businesspläne für die Pferde erstellt. Recherchen im Umfeld der Beerbaum-Firma ergaben, dass eigens für die Pferde "Mumbai" und "Just Be Gentle" fünfjährige Prognoserechnungen verfasst wurden. Darin zeigt sich, dass etwa beim Pferd "Mumbai" von Seiten der Beerbaum-Firma mit jährlichen Erlösen in einer Größenordnung zwischen 300.000 bis 400.000 Euro gerechnet wurde. Geteilt werden sollten die jährlichen Erlöse zwischen Benko und Beerbaum zu jeweils 50 Prozent. Für die entstehenden Kosten sollte Beerbaum vollständig aufkommen. Interessant dabei: Gerichtet ist der Businessplan an "Herrn Benko" persönlich, obwohl René Benko laut den regelmäßigen Stellungnahmen seiner Anwälte mit den Aktivitäten der Laura Stiftung eigentlich überhaupt nichts zu tun haben will.

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Investment: Pferdehändler Ludger Beerbaum richtete einen Businessplan an Finanzjoungleur René Benko persönlich

Immerhin; Nach der Berichterstattung über "Chageorge" haben die Benkos für einen Hauch mehr Transparenz gesorgt. In besagter Laura AT 2020 Eins GmbH, die von der Laura-Stiftung gehalten wird, lautet der Geschäftszweck seit Mai 2024 nun auf: "Haltung und Verkauf von Pferden".

Der Anwalt von René Benko teilte auf Anfrage lediglich mit, dass sein Mandant weder die Pferde erworben habe, noch dass diese von der Familie genutzt werden. Laut Anwalt investiere die Laura-Privatstiftung seit geraumer Zeit in Springpferde.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 30+31/2024 erschienen.

Inside Signa: Aufstieg und Fall des René Benko. Ein Blick hinter die Kulissen und neue Fakten über groteske Deals, Politnetzwerke und den Zerfall eines Imperiums.

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