Gemütlich wird nachts die Kreuzung an der Währingerstraße in Richtung Schwarzspanierstraße überquert. Ein Fuchs nimmt am Straßenverkehr teil, wie jeder andere auch. Die Szene beobachtet ein Radfahrer, der seine Erlebnisse auf der Website Stadtwildtiere.at teilt. Fast 7.000 Wildtierbeobachtungen wurden auf der Seite erfasst. Der Fuchs im 9. Bezirk wurde gerade Anfang November gesichtet.
Die Stadt als Supermarkt
Bilder von Füchsen in der Stadt sind nicht neu. Es scheint beinahe einfacher zu sein, einen Fuchs in der Stadt zu sichten, als auf dem Land. In Berlin ging ein Foto eines Fuchses, der in einen Bus einsteigen möchte, viral. In Wien machte vor wenigen Monaten ein Bild mit einem Fuchs beim Ottakringer Bahnhof auf sich aufmerksam. Der Grund, der die Tiere zur Bushaltestelle oder zum Bahnhof zieht, ist nicht verwunderlich: Essen. Essensreste in der Stadt sind ein Hauptgrund für die Landflucht der Wildtiere. Die Stadt ist wie ein großer Supermarkt für die Tiere.
Der Fuchs ist ein typischer Kulturfolger. Sie ziehen dem Menschen hinterher und ziehen ihre Vorteile aus der Nähe. „Die großen Nahrungsressourcen in der Stadt sind ein Maßgeblicher Faktor für die Tiere“, erläutert Hans Frey, Leiter der von Vier Pfoten geführten Eulen- und Greifvogelstation Haringsee und ergänzt: „Fuchse sind zwar Fleischfresser aber sehr flexibel was die Bandbreite ihrer Nahrung angeht“. Nicht nur im Abfall wird der Fuchs fündig: Ratten, Mäuse und Tauben – Tierarten, die ebenfalls den Menschen gefolgt sind – sind eine leichte Beute. Zudem sind die Temperaturen im urbanen Raum meist angenehmer für die Tiere. Für Fuchse ist das Stadtleben also gar nicht so unangenehm, wie der Laie es denken könnte. Ganz im Gegenteil fühlen sich Füchse in Städten sehr wohl.
Der Fuchs ist ein Schuhdieb
Die Annahme, dass Füchse in der Großstadt ohne Hilfe verloren sind, ist ein Trugschluss. Es ist eher falsch verstandene Tierliebe, die Menschen dazu veranlasst, Wildtiere zu Füttern. Gerade Füchse finden selbstständig mehr als genug Nahrung in der Stadt.
Es herrscht Unsicherheit im Umgang mit Wildtieren im urbanen Raum. „Füchse sind in der Stadt keine Gefahr, aber sie werden unverschämt, wenn sie merken, dass ihnen selbst keine Gefahr droht“, so Frey. Und so kommt es nicht selten vor, dass die Tiere plötzlich im Hauseingang oder auf der Terrasse stehen. Außerdem passiert es ab und an, dass Fuchse vor der Haustür abgestellten Schuhe verstecken.
Abseits von verschollenen Schuhen braucht man sich also nicht vor Füchsen zu fürchten. Auch Tollwut ist aktuell kein Thema. Während dies noch vor einigen Jahren ein Problem war, ist Österreich seit 2008 tollwutfrei.
Füchse passen sich der Stadt an
„Füchse haben eine sehr opportunistische Art“, erläutert der Leiter der Eulen- und Greifvogelstation. Er sei clever genug, überall klar zu kommen und eine Nische für sich zu finden. Eine US-Studie hat jetzt belegt, dass sich Wildtiere nicht nur in der Stadt sehr wohl fühlen, sondern sich auch an das urbane Umfeld anpassen. Die städtische Luftverschmutzung, der Straßenverkehr und die wenigen Grünflächen haben zur Genveränderung bei den Stadttieren geführt. Die Wissenschaftler konnten feststellen, dass es durch die kleinräumigeren städtischen Lebensräume zu keinem Genetischen Austausch mehr kam. In New York stellte man fest, dass die Population von Weißfußmäusen sich bereits unterscheidet, wenn sie nur einen Block entfernt leben.
Die Studie zeigt auch, dass der Schnabel des Hausgimpels, einem Singvogel aus der Familie der Finken, sich an die städtischen Nahrungsquellen angepasst hat. Durch Mutation veränderte sich die Schnabelform so, dass der Vogel die Sonnenblumenkerne, die ihm von Stadtbewohnern gefüttert werden, besser knacken kann. Auch ist schon länger bekannt, dass Kohlmeisen in Städten höher, schneller und kürzer pfeifen, um gegen den Verkehrslärm anzukommen.
Laut dem Forstamt Wien nimmt der Zuzug von Wildtieren in die Stadt zu. Inwieweit sich auch die Tiere in Wien genetisch verändert haben wurde bis jetzt noch nicht untersucht.