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Smart City: Ziele, Gefahren und Projekte in Österreich

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Smart City

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Mittels Digitalisierung und technologischer Innovationen sollen Städte „smarter“, klimaschonender und lebenswerter werden. Stadtplaner:innen reagieren dabei auf soziale, ökologische und wirtschaftliche Herausforderungen. In Österreich ist Wien eine Smart City, auch Graz hat ein Smart City-Projekt. Was versteht man überhaupt unter einer „Smart City“ - und welche Gefahren bergen smarte Konzepte?

Was ist eine Smart City?

"Smart City" ist ein Überbegriff für Entwicklungskonzepte und -strategien aus dem Bereich der Stadtplanung. Im Kern geht es darum, Städte mittels technologischer Innovationen ökologischer, sozial inklusiver und effizienter zu gestalten. Stadtplaner:innen reagieren dabei auf umfassende soziale, ökologische und wirtschaftliche Herausforderungen, mit denen urbane Räume im 21. Jahrhundert konfrontiert sind. Dabei kann es beispielsweise darum gehen,

  • knappe Ressourcen wie Strom effizienter zu nutzen,

  • die Verwaltung einer Stadt bürger:innenfreundlicher zu gestalten oder

  • den öffentlichen Nahverkehr mehr an den Bedürfnissen der Bewohner:innen auszurichten.

  • Zentraler Lösungsansatz ist jeweils die "smarte" Nutzung von Technologien und die Orientierung an den Bedürfnissen der Bewohner:innen.

Smart City-Strategien kommen vor allem in Metropolen und Großstädten zum Einsatz. Neben Wien, London und Hamburg sind es vor allem asiatische Metropolen, die auf Smart-City-Konzepte bauen. Stand 2019 haben 153 Städte weltweit eine Smart City-Strategie. Meist handelt es sich dabei um einzelne Teilaspekte einer Smart City, lediglich zehn Prozent konnten 2019 ein ganzheitliches Smart City-Konzept vorweisen.

Eine einheitliche Definition für "Smart City"gibt es nicht. Mittlerweile ist die Bezeichnung Smart City auch zu einem Art Modewort geworden, das sich Städte zu Marketingzwecken anheften.

Wie ist eine Smart City aufgebaut?

Städte in Österreich und auf der ganzen Welt sind im 21. Jahrhundert mit umfassenden Problemen konfrontiert. Dazu zählen Verkehrsüberlastung, Umweltverschmutzung, soziale Ungleichheit, steigende Mietpreise, Demokratiedefizite und vieles mehr. Eine Smart City-Strategie versucht, diesen Problemen zu begegnen und umfasst meist sechs Bausteine, die unterschiedlich miteinander verknüpft werden:

  • Smart Environment: Umwelt- und Klimaschutz, möglichst nachhaltiger Umgang mit Energie und Ressourcen

  • Smart Mobility: Effiziente und ressourcenschonende Transportsysteme, beispielsweise im öffentlichen Verkehr oder durch Carsharing

  • Smart Governance: Digitalisierung der Verwaltung, moderne (direkt)demokratische Beteiligungsformen für Bürger:innen

  • Smart Living: Energie- und Ressourcenoptimierung und mehr Lebensqualität im Haushalt

  • Smart Economy: Nutzung von wirtschaftlicher Innovation und Technologisierung zur Bewältigung von Herausforderungen moderner Städte

  • Smart People: Digitale Bildung von Bürger:innen und Unternehmer:innen zur Nutzung, Entwicklung und Kontrolle digitaler Angebote

Was sind die Ziele einer Smart City?

Am Beginn einer Smart City-Strategie steht die Frage: Wie wollen wir, als Bewohner:innen einer Stadt, leben? Oder besser: Wie glauben Stadtplaner:innen und Politiker:innen, dass die Bewohner:innen einer Stadt leben wollen?

Da verschiedene Städte und ihre Bewohner:innen unterschiedliche Probleme und Bedarfe haben, fällt die Antwort auf diese Frage jeweils unterschiedlich aus – und dementsprechend unterschiedlich sind auch die Ziele und Strategien einer Smart City.

In puncto "Smart Environment" kann das die nachhaltige Energieerzeugung durch Photovoltaik-Anlagen auf Hausdächern sein oder eine digital optimierte regionale Kreislaufwirtschaft mit möglichst kurzen Transportwegen. Apps können eine wichtige Stütze smarter Mobilität sein, indem sie es Bürger:innen durch Carsharing-Dienste oder Fahrradverleihsysteme erleichtern, auf ein eigenes Auto zu verzichten.

Strategien im Bereich der "Smart Economy" zeichnen sich dadurch aus, dass sie Möglichkeiten für ressourcen- und energieschonende Kooperationen verschiedener Unternehmen in einer Stadt schaffen.

Digitale Mess- und Steuerungssystemen können die Energieversorgung einer Stadt effizienter gestalten, digitale Bildungsangebote oder ärztliche Video-Sprechstunden sozial inklusiv wirken.

Um Bürger:innen fit für den Umgang mit digitalen Angeboten zu machen, bieten beispielsweise Städte wie Freiburg (Baden-Württemberg) regelmäßig Workshops für Interessierte an. Die Liste der Beispiele ist lang – und wird von Tag zu Tag länger.

(Warum) ist Wien eine Smart City?

Ja, Wien ist eine Smart City – laut dem Smart-City-Strategy-Index 2019 des Beratungsunternehmens Roland Berger sogar die „smarteste“ City weltweit. Wien überzeuge "mit ihrer ganzheitlichen Rahmenstrategie und innovativen Lösungen für Mobilität, Umwelt, Bildung, Gesundheit und Verwaltung sowie einer Fortschrittskontrolle der einzelnen Projekte". Im Index liegt Wien knapp vor London und dem kanadischen St. Albert.

Die "Smart City Wien Rahmenstrategie" basiert auf den 17 "Sustainable Development Goals" (SDGs, deutsch: Nachhaltige Entwicklungsziele) der Vereinten Nationen. Darunter fallen beispielsweise Geschlechtergerechtigkeit, Wirtschaftswachstum, eine saubere Umwelt und Klimaschutz-Maßnahmen.

Ausgewählte Wiener Smart City-Projekte betreffen die

Der Anspruch der Wiener Smart City-Strategie lautet dabei: "Hohe Lebensqualität für alle Wiener:innen bei größtmöglicher Ressourcenschonung durch soziale und technische Innovationen."

Weitere Smart City-Projekte in Österreich

Mittlerweile haben nahezu alle österreichischen Städte einzelne Smart City-Projekte und/oder -strategien. In einem ehemaligen Grazer Industriegebiet entsteht beispielsweise auf einer Fläche von 8,2 Hektar die "Smart City Graz". In dieser sollen bis 2030 Wohn-, Büro- und Geschäftsflächen unter dem Einsatz nachhaltiger Technologien, flexibler Mobilitätslösungen und erneuerbarer Energien und Ideen zur Förderung der Nachbarschaft realisiert werden. Auch Klagenfurt, Dornbirn, Innsbruck und viele andere Städte arbeiten an und planen ähnliche Konzepte.

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Voraussetzungen: Wie wird eine Stadt zur Smart City?

Da es keine offizielle Definition für Smart Cities gibt, legen unterschiedliche Regionen und Länder unterschiedliche Maßstäbe an, um eine Stadt als "smart" zu betiteln. In Österreich muss eine Stadt laut Klimafonds folgende Kriterien erfüllen:

  • zukunftsfähige Treibhausgasbilanz

  • Einsatz neuester Technologien mit hoher Ressourcen- und Energieeffizienz

  • intelligente und systemorientierte Lösungen zur Optimierung der Energiesysteme

  • Verteilung des Transportaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel, wobei die sanfte Mobilität und der ÖV gegenüber dem motorisierten Individualverkehr bevorzugt werden

  • soziale und organisatorische Innovationen durch Nutzer:inneneinbindung

  • klare Realisierungschancen durch frühzeitige Einbeziehung von Investor:innen

  • deutlicher Beitrag zu ökologischer Nachhaltigkeit

Nachteile von Smart Cities

Das Versprechen der Smart City birgt auch Gefahren. Eine umfassende Digitalisierung der Gesellschaft muss die Privatsphäre und den Datenschutz der Bürger:innen achten. Doch Kameras, Sensoren und digitale Angebote können auch zur Überwachung der Gesellschaft und zur gezielten Steuerung des Sozialverhaltens missbraucht werden.

Technologien allein werden die umfassenden Herausforderungen in Städten nicht lösen können. Allen voran die Umwelt- und Klimakrise ist zu umfassend und dringlich, als dass technologische Innovationen allein Abhilfe schaffen könnten. Eine falsche Technologiegläubigkeit kann einen dringend notwendigen politischen und wirtschaftlichen Umbau der Gesellschaft verzögern oder verhindern.

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