EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger hat eine europäische Steuer auf Plastik ins Gespräch gebracht. Ein entsprechender Vorschlag wird derzeit von der Kommission geprüft, die Details sind allerdings noch völlig unklar. Hauptgrund für die Einführung einer Plastiksteuer sei laut Oettinger der Umweltschutz: „Wir müssen im Interesse unserer Weltmeere, unserer Tiere, im Interesse unserer Landschaftsbilder die Menge an verbrauchtem Plastik verringern.“
Ausschlaggebend ist aber auch, dass die Regierung in Peking ein Importverbot für Plastik aus anderen Ländern erlassen hat. Jahrelang haben sich viele EU-Staaten auf China verlassen und ihren Plastikmüll tonnenweise nach Ostasien verschifft. Dort wurde er sortiert und wiederverwertet. Doch damit ist seit 1. Jänner Schluss. Westliche Länder stehen nun vor einem Abfallproblem. Neben dem chinesischen Importstopp gibt es aber noch weitere Gründe, warum Plastik in Zukunft zumindest reduziert werden sollte.
Plastik schadet Umwelt und Klima
Synthetische Kunststoffe werden aus Erdöl, Kohle und Erdgas gewonnen. Für ein Kilogramm Plastik werden zwei Kilogramm Erdöl benötigt. Meist ist der Ausgangsstoff Rohbenzin, das durch einen thermischen Spaltprozess in Einzelverbindungen auseinandergebrochen, die durch chemische Reaktionen zu Kunststoff zusammengefügt werden. Diesem werden Zusatzstoffe wie zum Beispiel Weichmacher oder Farb- und Flammschutzmittel beigefügt.
Auch die Entsorgung hat es in sich: 12 Prozent der Kunststoffe werden verbrannt. Bei der Verbrennung entstehen pro Kilo Plastik etwa drei Kilogramm CO2 – das wiederum wirkt als Treibhausgas und trägt zur steigenden Klimaerwärmung bei.
Negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit
Für unsere Gesundheit ist Plastik vor allem wegen seiner beigemischten Zusätze gefährlich. Weichmacher beispielsweise enthalten Substanzen, die unser Hormonsystem negativ beeinflussen und sich somit negativ auf Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper auswirken können.
Besonders problematisch ist der Kunststoff „PVC“. Dieser besteht bis zu 70 Prozent aus Weichmachern. PVC besteht außerdem aus Chlor – ein, wie Greenpeace schreibt, „hochgiftiges“ chemisches Element. Während der Produktion, Verwendung und Entsorgung von PVC-Produkten werden Dauergifte freigesetzt: Bei der Verbrennung von PVC werden Dioxine gebildet, die für den Menschen selbst in sehr geringen Mengen generell gesundheitsschädlich, in manchen Fällen sogar krebserzeugend, sein können.
2050: Mehr Plastik als Fische in den Ozeanen
Lediglich neun Prozent aller Kunststoffe werden recycelt und wiederverwertet. Ein Großteil landet also im Müll. Oder im Ozean. Pro Minute wird durchschnittlich eine LKW-Ladung Plastikmüll ins Meer gekippt. Drei Viertel des gesamten Mülls, der in die Meere gespült wird, besteht aus Kunststoff. Bis zu 30 Millionen Tonnen Plastikmüll landen jährlich in den Ozeanen. Bis 2050 wird sich der Plastikmüll in den Meeren verzehnfachen. Spätestens dann wird es mehr Plastik als Fische im Wasser geben. Denn Kunststoff braucht mehrere hundert Jahre bis er endgültig verrottet
Im Nordpazifik lässt sich der bekannteste Müllstrudel finden: Der „Great Pacific Garbage Patch“. Dieser hat inzwischen die Größe Mitteleuropas erreicht. In dessen Zentrum rotieren rund drei Millionen Tonnen Plastikmüll, der unter der Einwirkung von Sonne, Gezeiten, Wind und Wellen langsam in Mikroplastikteilchen zerfällt.
Tipp: Verpackungen machen 33 Prozent der Einsatzgebiete für Kunststoffe aus. Das beliebte Plastiksackerl – das es in Österreich übrigens nicht mehr überall gratis gibt – ist einer der größten Einwegplastik-Übeltäter. Dieses lässt sich aber leicht durch mittlerweile zum Trend gewordene Jute-Taschen ersetzen. Auch Obst und Gemüse lassen sich ohne Probleme lose einkaufen. Vor allem in verpackungsfreien Supermärkten.
Mikroplastik – klein, aber gefährlich
Wer schon einmal an einem heißen Sommertag eine Plastikflasche Wasser im Auto vergessen und danach daraus getrunken hat, kennt diesen chemischen Geschmack. Der Grund dafür: Durch die Hitze lösen sich zusätzliche Chemikalien wie Weichmacher aus dem Kunststoff. Wenn Plastik länger UV-Strahlung ausgesetzt ist, zerfällt es in winzige Partikel: Mikroplastik. Diese wiederum dringen in die Böden ein und schaden so Umwelt, Mensch und Tier.
Doch Mikroplastik findet sich auch dort, wo man es am wenigsten erwartet. In Zahnpasta, Duschgel, Seife, Peeling oder Make-Up. Greenpeace hat einen Ratgeber erstellt, in dem alle Produkte, die Mikroplastik enthalten, aufgelistet sind.
Und man mag es kaum glauben, aber Plastik befindet sich sogar in unserer Kleidung. Billige Kunstfasern in Textilien haben katastrophale Auswirkungen auf die Weltmeere. Diese sind nämlich so klein, dass sie von Waschmaschinen nicht gefiltert werden können. Dadurch gelangen zigtausende Mikroplastikfasern ins Abwasser und so direkt in die Ozeane, wo sie von Meeresbewohnern gefressen werden. Durch den Verzehr von Fischen landen sie wieder auf unserem Tellern – und letztlich in unserem Körper.
Österreich wirft jährlich vier Milliarden Getränkeverpackungen weg
Die weltweite Plastikproduktion hat sich in den vergangenen 50 Jahren verzwanzigfacht. Bis heute wurden 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert. Damit ist Kunststoff einer der meistproduzierten Stoffe weltweit. Auch in Österreich. „Seit die gesetzlichen Vorgaben durch die freiwillige Nachhaltigkeitsagenda ersetzt wurde, ist der Mehrweganteil bei Getränken von 60 auf 20 Prozent gesunken“ kritisiert die Geschäftsführerin der Umweltschutzorganisation Global 2000, Leonore Leonore Gewessler. Vier Milliarden Getränkeverpackungen werden in Österreich pro Jahr weggeworfen – die meisten davon sind aus Plastik. Und viele enthalten lediglich stilles Wasser.
Tipp: Österreich ist eines der wenigen Länder der Welt, in dem man Wasser aus der Leitung trinken kann. Deshalb: Plastikflasche gegen Leitungswasser tauschen. Und für unterwegs eignen sich wiederverwertbare Glasflaschen.
100.000 Meeressäuger sterben jährlich an Plastik
Plastikmüll stellt für viele Tiere eine ernstzunehmende Gefahr dar. Nicht nur, dass sich Delfine, Schildkröten, Fische oder Krebse in Plastik verstricken, sondern die Tiere verhungern auch mit vollen Mägen – denn Kunststoffe verstopfen den Verdauungsapparat. 267 verschiedene Tierarten fallen weltweit dem Müll im Meer zum Opfer. Plastik kostet jährlich bis zu 100.000 Meeressäuger und einer Million Meeresvögel das Leben.