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Für die "Mission Deutsch" will Wiederkehr tausende Freiwillige mobilisieren, die als Lesepaten in den Kindergärten die Jüngsten ehrenamtlich beim Erwerb der deutschen Sprache unterstützen. Denn das Sprachbad unter Gleichaltrigen, über das die Kinder spielerisch Deutsch lernen, gebe es wegen der demografischen Entwicklung oftmals nicht mehr. Die Anmeldung für die Aktion sei bereits jetzt möglich, in den nächsten Wochen sollen genauere Informationen folgen.
Außerdem sollen die bestehenden Sprachförderangebote in den Kindergärten weiter professionalisiert werden. So will Wiederkehr die Sprachförderkräfte der Stadt in den nächsten Wochen - auch über Zusammenarbeit mit externen Organisationen - noch einmal um 50 aufstocken, damit komme man im kommenden Kindergartenjahr auf 500 Sprachförderkräfte.
An den Bund appellierte Wiederkehr einmal mehr, ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr einzuführen und zu finanzieren, denn ein Jahr reiche nicht für den Erwerb der deutschen Sprache. Änderungen sind für Wiederkehr außerdem bei den Besuchspflichten nötig. Er plädierte für 30 Stunden pro Woche, denn es reiche nicht, wenn Kinder um acht Uhr gebracht und vor dem Mittagessen bereits wieder abgeholt würden. Kinder, die im letzten Kindergartenjahr nicht ausreichend Deutsch sprechen, sollen zudem in den Sommerferien vor Schulbeginn verpflichtend vier Wochen im Kindergarten in Deutsch gefördert und auf den Schulstart vorbereitet werden. Man werde auch prüfen, was hier ohne rechtliche Änderungen durch den Bund möglich wäre.
Vom Bund forderte Wiederkehr auch einmal mehr zusätzliche Lehrerplanposten zur Förderung von außerordentlichen Schülerinnen und Schülern, die wegen zu geringer Deutschkenntnisse dem Unterricht nicht ohne weitere Unterstützung folgen können. In den vergangenen Jahren ist die Zahl dieser Schüler in Wien durch Familienzusammenführungen deutlich gewachsen, wegen der Deckelung gebe es aber für 5.000 außerordentliche Schüler in Wien keine Planstellen, kritisierte Wiederkehr. "Das ist zynisch, das ist falsch."
Allzu große Hoffnungen auf Unterstützung aus dem Bund machte sich Wiederkehr freilich nicht, einmal mehr warnte er vor einer möglichen blau-schwarzen Koalition im Bund. Auch bei den geplanten Maßnahmen der "Mission Deutsch" setzte er auf Abgrenzung. In Wien sei zwar "ganz und gar nicht" alles gut, verwies er etwa auf eine Zunahme von Tendenzen zu Diskriminierung, Antisemitismus und zunehmende Konflikte aufgrund von kultureller oder religiöser Zugehörigkeit an den Schulen. Die Reaktion dürfe aber nicht Spaltung oder ein "Zurück in die Vergangenheit" sein.
Mit der "Mission Deutsch" wolle man stattdessen eine Basis legen für eine gelungene Integration und jedem Kind in Wien die Chance auf eine gute Perspektive für die Zukunft eröffnen - "ganz ohne Träumereien, ganz ohne Spaltung". Schon seit Beginn der NEOS-Regierungsbeteiligung im Jahr 2020 sei im Bildungs- und Integrationsbereich so viel weitergegangen wie nie zuvor, betonte Wiederkehr und verwies etwa auf den Ausbau der Sprachförderkräfte und Sprachberatung in den Kindergärten, Deutschförderkursen in den Sommerferien oder die Orientierungsklassen für Flüchtlinge ohne schulische Vorerfahrung.