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"Telefonische Anweisungen werden häufig von Laien verwendet, um die Herz-Lungen-Wiederbelebung (CPR) zu verbessern. Dabei besteht normalerweise eine Audio-, aber keine visuelle Verbindung zwischen dem Helfer und dem Telekommunikator des Notarztes. Wir wollten untersuchen, ob videogeführtes Feedback über eine Kameradrohne die Qualität der CPR verbessert", schrieben jetzt Calvin Kienbacher von der Universitätsklinik für Notfallmedizin der MedUni Wien (AKH) und seine Co-Autoren in "Prehospital Emergency Care" (doi: 10.1080/10903127.2024.2351970).
Die Wissenschafter, unter ihnen Experten vom Notruf Niederösterreich und von der Klinik für Notfallmedizin der Brown University in Providence im US-Bundesstaat Rhode Island, führten deshalb eine Simulationsstudie durch. "Laienhelfer führten acht Minuten lang Herz-Kreislauf-Wiederbelebungsmaßnahmen an einer Feedbackpuppe (Trainingspuppe mit objektiv erhobenen Parametern der durchgeführten Maßnahmen) durch", heißt es in der wissenschaftlichen Arbeit, die auch online im Voraus publiziert worden ist.
Die Teilnehmer erhielten nach Zufallsauswahl entweder eine Anleitung per Telefon oder mit zusätzlicher Hilfe einer Drohne, welche einen Videokontakt mit einem Notfallmedizin-Experten herstellte. Insgesamt nahmen 27 Personen als Laien-Reanimateure an dem Test teil.
Die Videoverbindung war jedenfalls hilfreich: Insgesamt wurde von den Laien-Reanimateuren unter zusätzlicher Hilfe per Drohne mehr Wiederbelebungsarbeit geleistet. Im Vergleich zu dem reinen Audiokontakt zeigte sich bei der Herzmassage eine signifikant stärkere Kompression des Brustkorbs (im Mittel 49 statt 40 Millimeter Tiefe), was die Effizienz der Blut- und damit Sauerstoffversorgung verbessern sollte. Es gab mit 43 Prozent zu nur drei Prozent (Video- versus Telefonkontakt allein) einen wesentlich höheren Anteil an für Reanimationsmaßnahmen angemessener Herzmassage.
"Videogeführtes Feedback über Drohnen könnte ein hilfreiches Instrument sein, um die Qualität der telefonisch unterstützten CPR bei Laien zu verbessern", fassten die Wissenschafter ihre Ergebnisse zusammen.
Es sieht ganz so aus, als könnten Drohnen in Zukunft eine wesentliche Rolle bei Reanimationsmaßnahmen durch Laien im Falle eines plötzlichen Herzstillstands spielen. So hat erst vor kurzem eine Testreihe in Südtirol in Italien mit der autonomen Lieferung automatisierter Defibrillatoren in einem zur Wander-Hochsaison stark frequentierten Naturpark positive Resultate gebracht. So betrug die Zeit vom Alarm bis zur Anwendung des Defi bei Anlieferung per Drohne im Mittel nur 2,2 Minuten. Hingegen dauerte es im Durchschnitt 12,4 Minuten, wenn ein "Augenzeuge" des angenommenen plötzlichen Herzstillstands erst zu Fuß zu einem fixen Defi-Standort laufen musste, um das Gerät zu holen. Bei der Anlieferung durch einen Notarzthubschrauber lag die Zeitspanne zwischen Alarm und Eintreffen sogar bei im Durchschnitt 18,2 Minuten.
Die neuen Techniken hätten großes Potenzial für eine Verbesserung der Notfallmedizin: Die weltweite Häufigkeit eines Herzstillstands außerhalb eines Krankenhauses beträgt im Durchschnitt 55 pro 100.000 Menschen und Jahr. Die Mortalität liegt ca. bei 90 Prozent. Eine Defibrillation durch Augenzeugen mit einem automatisierten externen Defibrillator (AED; Anm.) innerhalb der ersten drei bis fünf Minuten vor Eintreffen des Rettungsdienstes kann die Überlebensrate auf 50 bis 70 Prozent erhöhen. Doch auch bis zur Verwendung eines Defis muss die Zeit mit herkömmlicher Reanimation überbrückt werden.
BOIZENBURG - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA/dpa/Jens Büttner