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Die geringeren Werte könnten eine einfache statistische Schwankung darstellen, sagte Gevin Naylor, Direktor des Haiforschungsprogramms des Naturkundemuseums. Die Zahlen unterschieden sich auch in vergangenen Jahren teils erheblich. Im Jahresbericht der ISAF (International Shark Attack File) sind Angriffe dokumentiert, bei denen der Mensch die Attacke des Hais nicht provoziert hat. Fälle, in denen das Tier absichtlich oder unbeabsichtigt berührt oder gereizt wurde - etwa beim Speerfischen oder beim Versuch, einen Hai aus einem Netz zu befreien - werden nicht erfasst. "Wir wollen das natürliche Verhalten der Haie verstehen, um besser nachvollziehen zu können, warum Menschen gelegentlich von ihnen gebissen werden", erklärte Naylor.
Ein Drittel der erfassten Angriffe weltweit betrafen Surfer. "Die Menschen surfen dort, wo es gute Wellen gibt, und wo es gute Wellen gibt, gibt es Trübungen, und wo es Trübungen gibt, gibt es oft Fische, die Haie anziehen", erklärte Naylor. Die Trübung verringere zudem die Sicht und mache Fehlangriffe wahrscheinlicher.
Die USA blieben mit 28 erfassten Fällen Spitzenreiter, wie es weiter hieß. Die meisten Angriffe ereigneten sich in Florida (14), davon acht in Volusia County, das als "Welthauptstadt der Haiangriffe" gelte. Viele dieser Bisse werden jungen Schwarzspitzenhaien zugeschrieben, die in dieser Region häufig vorkommen. Sie könnten noch nicht so gut zwischen Menschen und ihrer natürlichen Beute wie Fischen, Rochen und Haien unterscheiden, hieß es. Die einzige tödliche Attacke in den USA geschah vor der Nordwestküste von Oahu, Hawaii.
Australien verzeichnete im vergangenen Jahr ebenfalls mehrere unprovozierte Angriffe, unter anderem von Weißen Haien und Bullenhaien. Todesfälle gab es 2024 nicht. In australischen Gewässern sind alle 13 Haiarten vertreten, von denen bekannt ist, dass es zu Angriffen auf Menschen kommen kann.
Die Populationen großer Haiarten sind Untersuchungen zufolge heute wesentlich kleiner als noch vor einigen Jahrzehnten. Menschen und Haie hielten sich allerdings zunehmend in den gleichen Gewässern auf, erklärte Naylor. "Es sind oft die gleichen klimatischen Bedingungen, die Menschen ins Wasser und Haie näher an die Küste bringen."
Die Wahrscheinlichkeit eines Haiangriffs bleibt insgesamt extrem niedrig. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt zum Beispiel Ertrinken eine weitaus größere Gefahr dar. Strömungen und andere Küstenmerkmale bergen viel mehr Risiken für Badegäste als Haie. Um die ohnehin sehr geringe Wahrscheinlichkeit eines Haiangriffs weiter zu senken, empfehlen die ISAF-Experten, reflektierenden Schmuck abzulegen und nicht in Gebieten zu schwimmen, in denen gefischt wird.
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/LEO OCHSENBAUER / NULLZEIT.AT